Kultur:Vom Nirvana-Fan zum Jazzer

Max Frankl

Ein halbes Jahr lang hat Max Frankl heuer in Brooklyn seine Zelte aufgeschlagen: Konzerte gegeben, Kontakte geknüpft und komponiert.

(Foto: oh)

Der gebürtige Starnberger Max Frankl gibt mit seinem Trio Cargo ein Gastspiel in der Schlossberghalle. Auf dem Programm des Gitarristen stehen Eigenkompositionen und Klassiker

Interview von Armin Greune, Starnberg

Max Frankl, 35, geboren in Starnberg und aufgewachsen in Etting bei Weilheim, hat einen steilen Aufstieg hinter sich. Landes- und Bundes-Jazzorchester bei Harald Rüschenbaum und Peter Herbolzheimer, als erster deutscher Gitarrist im European Jazz Orchestra, Echo-Jazz als bester nationaler Gitarrist 2012 - um nur einige Stationen zu nennen. Am Donnerstag gibt der Weltklassemusiker mit seinem Trio Cargo ein Gastspiel bei "All that Jazz" in der Starnberger Schlosshalle.

SZ: Aufgewachsen in Weilheim. Wenn man andere Protagonisten der dort entstandenen und inzwischen weltberühmten Pop- und Jazzszene hört, sei man dort aufs Musikmachen angewiesen gewesen, um der Langeweile zu entfliehen. War das bei Ihnen auch so?

Max Frankl: Na ja, ein bisschen. Zuvor gab es den Sportverein und Fußball. Die Initialzündung, selbst zu musizieren, setzte für mich am Gymnasium ein.

Wie alt waren Sie da?

Ich hab erst mit 13 begonnen, Gitarre zu spielen, da musste ich dann Gas geben. Ich war ziemlich diszipliniert und habe jeden Tag vier Stunden geübt. Und in Martin Scales, meinem ersten richtigen Jazzlehrer, hatte ich später einen Verbündeten. Statt der vereinbarten Stunde hat er mich immer viel länger unterrichtet, meistens zweieinhalb Stunden.

Haben sie sich gleich für Jazz begeistert?

Nein, ich war erst ein riesen Nirvana-Fan und hab in zwei Rockbands mitgespielt. Aber das Gymnasium Weilheim hat ja die große Tradition der Bigband - und die hat mich allmählich auch für die klassische Jazz-Literatur gewonnnen.

Stammen Sie aus einem musikalisch geprägten Elternhaus?

Nicht in dem Sinne, dass meine Eltern Instrumente gespielt hätten. Mein Vater ist Lokführer. Aber beide sind Enthusiasten, die viel Musik hören, das hat mich schon beeinflusst.

Hatten Sie zur Schulzeit auch schon Kontakt mit anderen Musikern der örtlichen Szene?

Ja, vor allem mit Johannes Enders. Der war sogar zwei Jahre lang mein Nachbar, als er damals von Weilheim nach Etting in das Haus gegenüber einzog. Da war ich so um die 18.

Da gehörten Sie bereits dem Landes-Jugendjazzorchester an. Mit 20 und der ersten eigenen Band Frankzone wurden sie Bundessieger bei "Jugend jazzt 2003". Es folgten das Echo-prämierte Trio "Francis Drake" mit dem Gautinger Saxofonisten Max von Mosch und dem Bassisten Henning Sievers. Da gibt es aber auch ein Quartett, ein Quintett, ein Sextett. Mit wie vielen Bällen jonglieren Sie eigentlich gleichzeitig?

Ach, außer gelegentlichen Konzerten als Sideman im Zurich Jazzorchestra sind es im Moment nur zwei. Das Trio Cargo, mit dem ich in Starnberg auftrete, und das Duo Dowland Realbook mit der Berliner Sopranistin Hanna Herfurtner, das nächste Woche etwa in Frankfurt spielt.

Cargo ist ja auch als Duo gestartet. Wie lautet die aktuelle Besetzung?

Ich trete mit zwei der spannendsten Musiker auf, die es derzeit in der sehr lebendigen Schweizer Jazzszene gibt: Lionel Friedli am Schlagzeug und Reto Suhner, der Altsaxofon und Altklarinette spielt.

Und was für Musik dürfen die Zuhörer am Donnerstag in Starnberg erwarten?

Einen Sound, der den Rockeinfluss nicht ganz abgelegt hat, der eher verbindlich als abstrakt ist und eine konkrete musikalische Weltsicht wiedergibt.

Wie setzt sich das dann im Repertoire zusammen?

Das Programm aus neuen und alten Stücken habe ich von März bis September komponiert, als ich mich zum dritten Mal länger in New York aufgehalten habe. Das Verhältnis von Eigenkompositionen zu Arrangements von Klassikern - etwa von Sam Rivers oder Thelonious Monk - liegt etwa bei 70 zu 30.

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