Kultur:Schlichtweg sensationell

Theaterforum Gauting

Ein großes Jubiläumsprogramm organisieren die Macher des seit 25 Jahre bestehenden Theaterforums Gauting.

(Foto: privat)

Was das Theaterforum Gauting auf die Beine stellt, stünde auch einer Großstadt gut zu Gesicht

Von Armin Greune, Gauting

Im 25. Jahr seines Bestehens hat das Theaterforum Gauting allen Grund, sich zu feiern. Ein so dichtes, vielfältiges Programm aus Schauspiel, Kleinkunst und Musik würde so mancher deutschen Großstadt gut zu Gesicht stehen, für eine 20 000-Seelen Gemeinde vor den Toren der Kulturmetropole München ist es schlichtweg sensationell. Es ist also keineswegs Prahlerei, wenn der Vereinsvorsitzende Hans-Georg Krause das Theaterforum-Repertoire als "Leuchtturm" bezeichnet, "der aus der reichhaltigen Kulturlandschaft des Landkreises ragt".

Die Gautinger Künstlerin Rosemarie Zacher hat das Motiv für den Titel des neuen Programmhefts aufgenommen: Es zeigt einen Bajazzo, der mit Genießerblick ein Sektglas hebt und dem Leuchtturm zuzuprosten scheint. Das vom Theaterforum betriebene Bosco hat gerade einen neuen Besucherrekord verzeichnet: 26 700 Gäste kamen 2017. Und wer am Samstag, dem ersten Vorverkaufstag, im Theaterbüro in der Schlange stand, ist sich sicher, dass auch in der neuen Saison der Zuspruch nicht nachlassen wird. Für den großen Festakt zum Jubiläum am 21. September freilich gab es (noch) keine Karten. Der bleibt vorerst Fördermitgliedern und geladenen Gäste vorbehalten, Restplätze werden eventuell vom 15. September an im Büro vergeben.

Viele Künstler, die im vergangenen Vierteljahrhundert zum Theaterforum fanden, werden gratulieren: Darunter die Puppet Players, Ludwig Seuss, Alexander Netschajew, Stefan Wilkening, Bettina Fritsche und Gerd Holzheimer, um nur eine Teil derjenigen zu nennen, die im Umkreis des "Leuchtturms" leben. "Traum und Wirklichkeit" ist der Abend mit Klassik und Blues, Literatur, Theater und Tanz überschrieben.

Einen persönlichen Einblick in die Geschichte des Theaterforums vermittelt der von Beginn an amtierende Vereinsvorsitzende am 4. November beim "Tee mit Sabine" im Bosco. Hans-Georg Krause wird auf Garderobengespräche mit Gerhard Polt zurückblicken und ans Gstanzldichten der Biermösl Blosn zur Gautinger Lokalpolitik. Aber Vorstandsarbeit besteht auch aus Satzungsänderung, Budgetplanung, Förderanträgen. "Ich freue mich jetzt auch, wenn im September ein neuer Vorstand gewählt wird und ich die Verantwortung für all diese Bereiche abgeben kann", schreibt Krause im Vorwort des Programmhefts.

Natürlich muss im Jubeljahr auch dem langjährigen Organisator des Klassikprogramms, Rainer A. Köhler, die Ehre erwiesen werden. Der vor einem Jahr gestorbene Architekt hat mit mehr als 220 Konzerten mit herausragenden Musikern erreicht, dass Gauting in der Klassikszene inzwischen internationalen Ruf genießt. Am 19. September spielen die renommierten Preisträger Lena Neudauer, Wen Xiao Zheng, Julian Steckel und Matthias Kirschnereit ein Gedenkkonzert bei freiem Eintritt zu Köhlers 75. Geburtstag. Dass sein Erbe weitergeführt wird, zeigt das Gastspiel des Ensembles Berlin am 7. Oktober: Die Solisten der Berliner Philharmoniker kommen bereits zum 20. Mal nach Gauting, mit ihrem ersten Auftritt startete vor 19 Jahren Köhlers Klassik-Reihe.

Es ist unmöglich, aus den rund 40 Veranstaltungen alle Highlights aufzuzählen, die das Theaterforum-Programm bis Jahresende bietet. Allein die Jazzreihe wartet mit Leckerbissen wie dem New-Orleans-Traditionalisten Leroy Jones (5. Oktober), dem verspielt-lässigen Neuerer Michael Wollny (26. Oktober) und dem aufregend jungen Trio von David Helbock auf (14. Dezember), das den abgenudeltsten Klassikern der Jazzgeschichte ganz neue Töne einhaucht: Etwa wenn "Take Five" auf eine österreichische Alm versetzt wird.

Erwähnt werden muss auch Gerd Holzheimers literarisch-historische Reihe, die sich diesmal den politischen Aufbrüchen in Bayern widmet und "Auf gehts: Zu neuen Ufern!" überschrieben ist. Und als Beweis dafür, wie das Theaterforum nicht nur zurück sondern auch in die Zukunft blickt, sei hier die neue Initiative genannt, die vom Herbst an mit einem Projekt junge Menschen fürs Theaterspielen gewinnen soll: Über ein halbes Jahr hinweg wollen die Schauspieler Lucie Mackert und Sebastian Hofmüller mit jungen Menschen unter dem Motto "Theater macht stark" ein Stück auf die Bühne bringen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: