Kultur:Italienische Talente auf kleiner Bühne

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Geigerin Fabiola Tedesco (li.) und Lara Albesano (Viola) ernten für ihren bravourösen Auftritt im Kulturbahnhof anhaltenden Applaus. (Foto: Arlet Ulfers)

Ein Auftritt bei den Starnberger Musiktagen als "Rising Stars in Concert" ist den hoffnungsvollsten Nachwuchskünstlern vorbehalten. Fabiola Tedesco und Lara Albesano überzeugen mit Virtuosität

Von Reinhard Palmer, Starnberg

Wenn es beim Festival der Starnberger Musiktage "Rising Stars in Concert" heißt, dann ist das keinesfalls zu hoch gegriffen. Denn künstlerischer Leiter des Festivals Rudens Turku benennt das Konzert der jungen Musiker nur dann so, wenn er auch dahinter stehen kann. Gerade die 21-jährige Geigerin Fabiola Tedesco nahm häufig an den Osterkursen teil, ist aber auch längst schon Turkus Studentin am Vorarlberger Landeskonservatorium in Feldkirch (Österreich) sowie Preisträgerin einiger internationaler Wettbewerbe. Viele Preise konnte auch die Bratschistin Lara Albesano einheimsen. Sie studierte in Turin und Amsterdam, perfektioniert ihr Spiel derzeit an der Musikhochschule in Madrid. Die beiden Musikerinnen sind nicht nur gleich jung, sondern kommen auch beide aus Turin (Italien). Genügend Berührungspunkte offenbar, um ein homogenes Duo zu formen, auch wenn beide von der Persönlichkeit her wohl eher verschieden sind.

Tedesco ist eine kraftvolle und spannungsgeladene Virtuosin. Wer ihre schüchternen Anfänge bei den Musiktagen vor einigen Jahren miterleben konnte, wird bei diesem Auftritt im Wartesaal des Starnberger Kulturbahnhofs nicht wenig gestaunt haben: Da stand eine selbstbewusste, zielsichere und beherrschte Gestalterin auf dem Podium, die spieltechnisch aus dem Vollen schöpfte. Die vier ersten Sätze der Bach-Partita für Violine solo in d-Moll BWV 1004 erklangen nicht nur deutlich der Charakteristik der jeweiligen Tänze entsprechend im adäquaten Zugriff ausgeprägt. Tedesco differenzierte auch innerhalb der Sätze die Themen und Motiven entsprechend ausgefeilt. Trotz der wechselnden Spielweisen wahrte sie die weiten Spannungsbögen Bachs sowie die schlüssige Dramaturgie, die sie spielfreudig mit Temperament auflud.

Albesano trat solistisch mit Regers Suite g-Moll op. 131d auf und offenbarte darin einen eher introvertierten, sehr besonnen Charakter, auch wenn es unter der Oberfläche schon zu brodeln schien: Etwa im gewichtigen ersten Satz ließ sie eine mächtige Substanz hervorbrechen. Zudem vermochte auch sie spieltechnisch ein Aufgebot heranzuziehen, deutlich im Spiccato-Legato-Wechsel des Vivace. Die empfindsame Melancholie des zweistimmigen Gesangs im Andante lag ihr wohl am nächsten. Doch sie schmetterte auch das kurze, intensive Molto vivace absolut überzeugend in brillanter Virtuosität.

Für den Zugriff im Duo G-Dur KV 423 von Mozart einigten sich beide auf eine klangsatte und energische Spielart. Gerade in den Rahmensätzen dialogisierten die Musikerinnen mit packender Verve, zeigten sich aber einfühlsam genug, Mozarts Hell-Dunkel-Changieren auch mit verschatteten Rücknahmen auszuprägen. Die Dominanz der Violine in Mozarts Konzeption kam dieser Duo-Konstellation entgegen. Die Rollenverteilung in Melodiegesang und Begleitung war im mittleren Adagio vorherrschend und profitierte von den jeweiligen Stärken der Italienerinnen.

Dass Albesano durchaus auch ihrem Temperament freien Lauf lassen kann, bewies sie in der Passacaglia von Johan Halvorsen, die der norwegische Komponist und Violinvirtuose geradezu dafür angelegt hatte. Schon das Thema stellten Tedesco und Albesano resolut vor, nahmen sich dann der Dramaturgie entsprechend behutsam zurück, um schließlich zu enormer Entwicklung bis zum Brillant-Virtuosen anzusetzen. Die jungen Instrumentalistinnen gaben den Verlockungen Halvorsens nach und packten lustvoll zu, sowohl was Melodiebildung als auch was den temperamentvollen Schmiss betraf. Zwar ließen sie nicht ganz die Zügel aus den Händen und legten Sorgfalt ins Zusammenspiel. Doch im bravourösen Dialogisieren glich der Auftritt schon fast einem Duell. Die zahlreichen Zuhörer riss es denn auch ordentlich mit und ein lang anhaltender, begeisterter Applaus blieb nicht aus.

© SZ vom 07.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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