Krisentreffen:Asyl-Helfer brauchen Hilfe

Wörthsee

Mit einem Blumenstrauß bedankt sich das Landratsamt Starnberg bei Elli Unverdross: (v. li.) Barbara Huber, Rainer Lorenz und Daniela Herzog.

(Foto: privat/oh)

Die Wörthseer Koordinatorin Elli Unverdross vermisst Unterstützung bei ihrer Arbeit und hört bald auf

Von Christine Setzwein, Wörthsee

43 Flüchtlinge leben in Wörthsee, 24 davon sind Kinder. Sie fallen nicht weiter auf in der 5000-Einwohner-Gemeinde. Es gibt auch keine Gemeinschaftsunterkunft, die Menschen sind dezentral in drei Häusern untergebracht. Vielleicht ist das der Grund, warum sich das Engagement der Wörthseer als Asylhelfer so in Grenzen hält, vermutet Bürgermeisterin Christel Muggenthal. Zu einem Treffen, zu dem der Helferkreis am Dienstag ins Rathaus eingeladen hatte, kamen jedenfalls nur acht Interessierte, und die meisten davon engagieren sich seit langem in der Flüchtlingshilfe.

Das Treffen war notwendig, weil Elli Unverdross zum Ende des Jahres ihre Tätigkeit als Asyl-Koordinatorin beendet. Sie hat ihren Vertrag mit der Gemeinde gekündigt, weil sie zum einen "die Nase voll habe von der Willkür der unmenschlichen bayrischen Behörden", und weil sie zum anderen keinerlei Unterstützung durch einen Helferkreis erfahre. Seit 2014 ist die Unternehmerin in der Asylhilfe tätig. Als in den Jahren 2015 und 2016 Hunderte Flüchtlinge in den Landkreis Starnberg kamen und der Bau einer Containeranlage im Raum stand, hatten noch 70 Wörthseer ihr Interesse an einer Mithilfe bekundet. Die Container kamen nicht, das Interesse schwand, die Arbeit blieb an wenigen Helfern, vor allem an Elli Unverdross hängen.

Für 20 Stunden pro Woche wird sie von der Gemeinde bezahlt, 40 Stunden sind es leicht, die sie ehrenamtlich leistet. Dass sich bei der 60-Jährigen so viel Arbeit anhäufte, lag auch daran, dass sie sich ebenfalls um einheimische Sozialfälle kümmern musste. Früher war dafür der Sozialreferent zuständig. Doch im neuen Gemeinderat hatte sich niemand bereit erklärt, dieses Amt zu übernehmen.

Auch von Anfang an dabei bei den Asylhelfern ist Beate Schnorfeil. Christine Rose, Rosemarie Frör, Bobby Gahn, Doja Muggenthaler und Christine Gasafy gehören zum harten Kern. Am Dienstag hat noch Thomas Bernhard, Gemeinderat der Freien Wähler, seine Mitarbeit angeboten. Bisher habe das kein einziger Gemeinderat getan, ärgert sich Unverdross. Vor allem nicht von der CSU, der sie immerhin einmal angehört hat.

In den sozialen Medien war zuletzt auch der Rotary-Club Wörthsee wegen seiner fehlenden Hilfsbereitschaft in die Kritik geraten. Grund genug für Präsident Andreas Koschlig, auch zu dem Treffen ins Rathaus zu kommen. "Man braucht mich nur anzusprechen, dann versuche ich zu helfen", sagte er. Das sei auch "mit netten Worten möglich", konnte er sich nicht verkneifen.

Dass der Landkreis ohne den Einsatz der freiwilligen Helfer ziemlich verloren wäre, betont nicht nur Landrat Karl Roth immer wieder. Es zeigte sich auch daran, dass gleich drei Vertreter der Behörde nach Wörthsee gekommen waren. Daniela Herzog, Barbara Huber und Rainer Lorenz ermunterten die Helfer, sie jederzeit anzurufen.

Jetzt werden Paten für die Flüchtlinge gesucht. Zum Beispiel für ein älteres Ehepaar aus dem Iran, das überhaupt keine Kontakte hat. Oder eine irakische Familie mit einem 14-jährigen Mädchen, das gerne Fußball spielen möchte. Auf dem Christkindlmarkt soll eine Spendenbox aufgestellt werden. Dann können vielleicht Lampen für die Fahrräder der Asylbewerber gekauft werden.

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