Diebesserie:Einbrecher stehlen reihenweise Luxus-Autos im Fünfseenland

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  • Eine Bande bricht seit Monaten in Anwesen ein, während die Bewohner schlafen, um an die Zündschlüssel zu kommen.
  • Auf die Weise haben sie bereits elf sehr teure Autos gestohlen. Die Wagen werden nun über Interpol gesucht.
  • Bisher hat die Polizei noch keine Spur.

Von Christian Deussing, Starnberg

Eine unheimliche Serie von Autodiebstählen im Fünfseenland beschäftigt die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck. Seit drei Monaten späht eine unbekannte Bande gezielt Anwesen aus, vor deren Haustür, Garagen und in Einfahrten hochwertige Autos parken. Die Einbrecher dringen in die Häuser ein, während die Eigentümer schlafen und entwenden die Pkw-Schlüssel der Limousinen, darunter Porsche, Range Rover und Mercedes. Gestohlen wurden an neun Orten insgesamt elf Autos, wovon aber ein Range Rover in Starnberg und ein BMW X5 aus Berg nach dem Einbruch Ende November bei Gilching wiedergefunden wurden. Wegen dieser neuartigen "Homejacking"-Methode warnt die Polizei jetzt dringend vor den Tätern.

Insgesamt entstand bereits ein Schaden von etwa 800 000 Euro, wobei es die professionell agierende Bande meist nur auf die Schlüssel für die Luxus-Limousinen abgesehen haben. In Gauting schlugen die Täter schon zweimal zu: In der Nacht zum 30. Oktober wurde an der Waldpromenade ein Mercedes GLC 250 im Wert von 55 000 Euro und am 8. Dezember ein grauer Mercedes-Kombi E 350 an der Ahornstraße gestohlen - dem jüngsten Fall der Serie.

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Laut Polizei bohrten die Einbrecher hierbei ein Fenster im Erdgeschoss auf, griffen sich den Schlüssel des vor dem Einfamilienhaus geparkten Wagens und fuhren davon. Die Hausbewohner befanden sich im Tiefschlaf und bemerkten den Verlust erst am nächsten Morgen.

Die Sache sei "dramatisch", klagt Gautings Polizeichef Ernst Wiedemann. Er fragt sich, was erst passieren würde, wenn die Leute bei den Einbrüchen aufwachten. Denn man habe noch keine Erfahrung, wie in einer solchen Situation die Täter reagieren. Deshalb warnt die Polizei davor, Gegenwehr zu leisten und Einbrecher an der Flucht zu hindern. Das eigene Leben und unverletzt zu bleiben sei wichtiger als das Auto, betont Wiedemann. Doch sofort nach der Tat sollte die Polizei gerufen werden. Das gelte auch, wenn sich in der Nähe des Hauses fremde oder verdächtige Personen aufhalten würden, sagt Wiedemann.

Sein Präsidium rät außerdem dazu, misstrauisch zu sein, wenn man auf sein Auto angesprochen werde, zum Beispiel, ob es zu kaufen sei. Überdies sollten Garagen auch genutzt und abgesperrt werden. Sinnvoll sei es ebenso, sich über technische Systeme zu informieren, mit denen nach einem Diebstahl das Fahrzeug geortet werden könnte, heißt es in einem Aufruf der Kriminalpolizei zu den Fällen.

Es gebe leider noch keine Spur oder Hinweise zu den gestohlenen Autos, sagte am Dienstag Hans-Peter Kammerer, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord, der SZ. Man wisse auch nicht, warum die Diebe den gestohlenen Range Rover aus Inning im November in Starnberg oder den BMW-SUV aus Berg bei Gilching abgestellt haben. Vielleicht sei ein Abholer nicht erschienen oder es habe andere Probleme gegeben - denkbar ist etwa eine GPS-Ortung. Jedenfalls sei davon auszugehen, dass diese Tätergruppe gut organisiert vorgehe und die Gegenden ins Visier nehme, in denen sie die gewünschten Autoklassen vorfinden würde.

Die gestohlenen und sehr teuren Wagen sind über Interpol ausgeschrieben. Die Fahnder vermuten, dass sie auf Bestellung im Fünfseenland entwendet werden - und möglicherweise in Osteuropa später wieder auftauchen. Besonders rätselhaft ist der Diebstahl eines fast neuen BMW X6 im Wert von 85 000 Euro, der bereits im März in Schondorf entwendet wurde. Der Besitzer ist ein leitender Automanager - die Ermittler schließen in diesem Fall nicht aus, dass die Täter dem Mann sogar von seiner Firma aus auf dem Heimweg gefolgt sind.

© SZ vom 13.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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