Landkreis Starnberg:Weitreichender Verzicht auf Glyphosat

Landwirt versprüht Pestizid

Ein Landwirt versprüht ein Unkrautvernichtungsmittel - niemand kann derzeit sicher sagen, ob Glyphosat für Menschen krebserregend ist oder nicht.

(Foto: Patrick Pleul/dpa)

Schon jetzt setzen die Kommunen das umstrittene Spritzmittel im Fünfseenland nicht ein. Anlass für hitzige Debatten im Kreistag liefert es dennoch.

Von Michael Berzl, Starnberg

Sämtliche Gemeinden im Landkreis Starnberg verzichten schon seit Jahren auf den Einsatz des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat. Das haben die Bürgermeister bei einer gemeinsamen Dienstbesprechung zugesichert, berichteten Landrat Karl Roth und Bürgermeistersprecher Rupert Monn aus Berg im Kreisausschuss. Damit ist eine Forderung der Grünen, die genau das in einem Antrag formuliert haben, in der Praxis längst erfüllt. Es gehe darum, ein Zeichen zu setzen, erklärte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Bernhard Pfitzner aus Tutzing.

Der Landrat will aber noch weiter gehen und den Kommunen nahelegen, einen Verzicht möglichst auch auf verpachteten Flächen umzusetzen. Für eine entsprechende Empfehlung hat sich der Ausschuss einstimmig ausgesprochen. Der gesamte Kreistag wird sich in seiner nächsten Sitzung am kommenden Montag mit der Thematik befassen.

Das Thema Glyphosat haben die Grünen auf die Tagesordnung gebracht und damit kontroverse Debatten ausgelöst. Vor allem CSU-Kreisräte, die selbst Landwirte sind, haben im Umweltausschuss den Einsatz des Herbizids in bestimmten Fällen verteidigt und wollen das Mittel nicht grundsätzlich verteufelt sehen. Im Kreisausschuss war es nun der FDP-Kreisrat Oswald Gasser, der einwandte: "Man soll das Kind nicht mit dem Bad ausschütten. In manchen Fällen kann es sinnvoller sein, ein bisschen Glyphosat zu verwenden".

Der Unkrautvernichter wurde in den Siebzigerjahren von der Firma Monsanto unter dem Namen "Roundup" auf den markt gebracht und wird vor allem in der Landwirtschaft verwendet. Das Mittel steht im Verdacht krebserregend zu sein, trotzdem ist der Einsatz nach einer Mehrheitsentscheidung für weitere fünf Jahre erlaubt. Auch Deutschland hatte diese Entscheidung in Brüssel mitgetragen, was Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt heftige Kritik einbrachte. Um so wichtiger war es den Grünen, ein Zeichen zu setzen mit ihrem Antrag, dass der Landkreis auf seinen Flächen das Spritzmittel nicht einsetzt. Mehr als ein symbolischer Akt ist das nicht, denn wie sich herausstellte, ist der Verzicht auf Glyphosat längst Praxis, nicht nur bei den Kommunen, sondern auch beim Kreis. Anlass für hitzige Debatten liefert die Chemikalie dennoch. "Das ist ein großes Thema", sagt auch Landrat Roth.

Da geht es manchmal ins Detail. Die Formulierungen, über die der Kreistag am Montag abstimmen soll wurden mehrmals geändert, so dass nun eine sehr behutsame Fassung vorliegt. Darin heißt es sinngemäß, dass der Landkreis den Gemeinden empfiehlt, zu überprüfen, ob beim Abschluss von Pachtverträgen künftig ein Verzicht auf Glyphosat festgelegt werden kann. Als Verpächter von Feldern und Äckern spielen die Kommunen eine größere Rolle als der Landkreis. Bauern haben Bedenken, dass zu sehr in die Bewirtschaftung eingegriffen würde. Unter anderem Landwirt und CSU-Kreisrat Max Stürzer aus Gut Hüll verteidigte die Verwendung des Herbizids.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: