Kreistag:Gut betreut in vielen Kursen

Starnberg

Nicht nur das Testergebnis, auch das Verhalten während der Unterhaltung ist laut Jobcenter-Chef Gerhart Schindler wichtig.

(Foto: oh)

Die meisten jungen Flüchtlinge im Landkreis lernen Deutsch oder bereiten sich auf einen Beruf vor

Von Otto Fritscher, Starnberg

Wie es um die Bildung der im Landkreis lebenden jungen Flüchtlinge steht, das wollten die Grünen im Starnberger Kreistag wissen. Dazu stellten sie im Oktober entsprechende Anträge. Diese haben die neue Bildungskoordinatorin Stefanie Dümig und Sabine Neumann, die Fachbereichsleiterin Asyl im Landkreis, in der Sitzung des Kreisausschusses am Donnerstag ausführlich beantwortet und mit Zahlen untermauert. Fazit: Es gibt nur wenige jugendliche Flüchtlinge und Asylbewerber im jungen Erwachsenenalter, die nicht mit einer "Maßnahme" bedacht werden, wie im Fachjargon Alphabetisierungs- und Deutschkurse, Berufsintegrationsklassen und andere Förderinstrumente genannt werden. Entweder weil sie, vereinfacht gesagt, zu alt sind und dem Unterricht nicht mehr folgen können, oder weil Frauen nach dem Willen der Männer, kulturbedingt lieber zuhause bleiben sollen, oder "weil sie einfach nicht wollen", wie Stefanie Dümig sagte.

Die Starnberger Kreisräte sind dennoch insgesamt mit der Situation der Flüchtlinge im Alter von 16 bis 25 Jahren zufrieden. "Unsere Flüchtlinge werden wirklich gut versorgt und betreut", sagte Grünen-Kreisrat Anton Maier. Durch die "vielen Maßnahmen" könne der Landkreis "auf viele positive Beispiele verweisen". Sein Fraktionskollege Gerd Mulert sagte, er sei "schwer beeindruckt". Lediglich Jobcenter-Geschäftsführer Gerhard Schindler war etwas Zurückhaltung anzumerken, als Stefanie Dümig die Vielzahl von "Kompetenzchecks" vorstellte, denen sich die Asylbewerber oder bereits anerkannte Flüchtlinge unterziehen sollen. Diese werden etwa von der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammer, von Vereinen, aber auch von Unternehmen angeboten. Sie haben das Ziel, herauszufinden, welche Qualifikationen der Proband mitbringt und für welchen Beruf er möglicherweise geeignet ist. Für den Jobcenter-Chef zählen aber auch noch andere Dinge als gute Testergebnisse. "Kompetenz ergibt sich meiner Ansicht nach nicht nur aus dem Check, sondern daraus, ob der Asylbewerber Durchhaltevermögen hat, pünktlich zur Arbeit kommt und ähnlichen Dingen", sagte Schindler.

Etwa 1750 Flüchtlinge gibt es im Landkreis Starnberg, berichtete Landrat Karl Roth in der Sitzung. Laut Sabine Neumann sind von diesen etwa 50 "nicht alphabetisiert", das heißt, sie können weder lesen noch schreiben. Auch sie sieht "keinen zusätzlichen Bedarf an Alpha-Kursen". Auch die Situation der berufsschulpflichtigen Geflüchteten im Alter von 16 bis 21 Jahren ist nicht so schlecht. Von den 266 jungen Leuten sind 21 in Arbeit, 19 in Ausbildung, 60 besuchen die Berufsschule, 25 berufsschulbezogene Maßnahmen, 37 einen Deutsch-, drei einen Alphabetisierungs- und 30 einen Integrationskurs. Elf gehen auf die Mittelschule und fünf machen ein Praktikum. 36 Personen aus dieser Altersgruppe sind noch nicht versorgt. 15 würden gerne die Berufsschule besuchen, haben aber keinen Platz erhalten, weil sie zu alt sind oder zu wenig Deutsch können. In der Altersgruppe von 21 bis 25 gibt es 291 Flüchtlinge im Landkreis. Davon sind 229, also gut drei Viertel, in unterschiedlichen Maßnahmen untergebracht. An der Berufsschule stehen allerdings nicht ausreichende Kapazitäten bereit, um alle Wünsche zu erfüllen. "Wir bleiben aber dran", kündigte Landrat Karl Roth an.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: