Krailling:Vorwärts zur Historie

Krailling: So sah das Schabernack-Gebäude 1790 aus. Und so soll es wieder aussehen, wenn es neu errichtet wird. Dafür setzt sich der Wirt Klaus Paulus ein.

So sah das Schabernack-Gebäude 1790 aus. Und so soll es wieder aussehen, wenn es neu errichtet wird. Dafür setzt sich der Wirt Klaus Paulus ein.

(Foto: oh)

Das 200 Jahre alte Schabernack-Haus soll genauso wie andere Gebäude an der Margaretenstraße in Krailling abgerissen werden. Der frühere Wirt Paulus sammelt jetzt für einen Wiederaufbau in alter Form Unterschriften

Von Christiane Bracht, Krailling

Das Interesse an der Zukunft des Schabernacks ist groß. Zwar ist längst klar, dass das etwa 200 Jahre alte Gebäude an der Kraillinger Margaretenstraße bald abgerissen wird. Voraussichtlich im Juni, spätestens aber im Juli sollen laut Eigentümer die Bagger anrücken, um die alten Mauern einzureißen. Doch was kommt dann? Das treibt derzeit viele um. Und eng damit verbunden die Frage, wie wird die Margaretenstraße in ein paar Jahren aussehen. Denn das Schabernack ist nicht das einzige Haus, das abgerissen wird. Die alten Zweckverbandsbauten gegenüber der Margaretenkirche und das frühere Schleckergebäude verschwinden ebenfalls bald.

Damit wenigstens an dieser Stelle das Ortsbild erhalten bleibt, kam der frühere Schabernack-Wirt Klaus Paulus bereits vor Ostern auf die Idee, dass man das Haus wieder genauso aufbauen könnte, wie es Anfang des 19. Jahrhunderts einmal aussah. Dafür müsste man allerdings das Baurecht auf dem Gelände praktisch verdoppeln. Dies soll natürlich nicht einfach so passieren, sondern an Bedingungen geknüpft sein. Paulus schlägt vor, man könnte zum Beispiel fordern, dass im Erdgeschoss des Neubaus ein Bürgertreff und eine Wirtschaft, in der kulturell etwas geboten wird, eingerichtet werden. Auf Facebook erntete er dafür große Zustimmung. Inzwischen hat er schon knapp 200 Unterschriften für seine Idee gesammelt. Es sind nicht nur alte Schabernack-Veteranen. "Viele Nachbarn aus der Umgebung des Schabernacks sind dabei", weiß Paulus. Ansonsten ist der Kreis der Unterstützer sehr unterschiedlich. Es sind 25-Jährige dabei, aber auch viele Ältere, sogar Senioren, aber auch Familienväter. Etwa Dreiviertel der Unterzeichner kommen aus Krailling, die übrigen aus den Nachbargemeinden Planegg und Stockdorf, weiß der frühere Wirt. Jeden Tag findet er eine Handvoll neue Unterschriften in seinem eigens dafür eingerichteten Postfach. Das Schabernack ist wieder Tagesgespräch, nicht nur auf Facebook, auch im Ort. Bis zum Sonntag, 26. April, will Paulus noch um Unterstützung werben. Am Dienstag, 28. April, sollen die Unterschriften vor der Gemeinderatssitzung Bürgermeisterin Christine Borst übergeben werden, vorausgesetzt, es sind mindestens 200. "Die Aktion soll eine Entscheidungshilfe für die Gemeinderäte sein", erklärt Paulus.

Aber was sagt der Eigentümer zu Paulus' Idee? "Das alte Haus hat mir schon immer sehr gut gefallen", sagt er. Doch konkret will er sich noch nicht dazu äußern, ob er das Haus nach altem Vorbild wieder errichten will und wenn, unter welchen Bedingungen. Sobald der Altbau abgerissen ist, wird der Eigentümer erst einmal mit der Gemeinde sprechen, um auszuloten, was sich die Kommune an der Stelle vorstellt, wozu man bereit ist und was nicht in Frage kommt. Danach soll ein Architekt zwei bis drei verschiedene Varianten ausarbeiten, die dann der Gemeinde als Vorschläge präsentiert werden. Zwar schwebe ihm schon so etwas Ähnliches vor wie das Gebäude, das jetzt dort steht, aber er wolle sich keinesfalls "als Bittsteller anstellen". "Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich das Baurecht nicht maximieren muss. Ich komme auch mit weniger zurecht", sagt er.

Mitte oder Ende Mai beginnen die Vorarbeiten für den Abbruch. Zunächst muss alles Kontaminierte, wie zum Beispiel Lacke, entsorgt werden. Das dauert rund vier Wochen, dann kommen die Bagger. "Eine Abrissbirne brauchen wir nicht. Die Mauern fallen auch so zusammen", sagt der Eigentümer.

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