Krailling:Umdenken in der Ortsmitte

Geparkte Autos an der Margaretenstraße

Auf der neuen Margaretenstraße werden die Autos zwischen den Bäumen parken. Im südlichen Bereich soll es bei 65 Stellplätzen bleiben, im nördlichen Teil sind statt 44 wie bisher, nur noch 29 geplant. Wer die Pläne für die neue Kraillinger Ortsmitte noch nicht gesehen hat, kann das im Bauamt nachholen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Eine Infoveranstaltung zur Umgestaltung der Margaretenstraße findet unerwarteten Zuspruch. Mehr als 300 Interessierte nehmen die Pläne des sechs Millionen Euro teuren Projekts genau unter die Lupe, doch die "Steigerung der Aufenthaltsqualität" trifft auch auf Skepsis

Von Blanche Mamer, Krailling

"Wo soll man denn parken?", will ein älterer Kraillinger wissen. "Es gibt ja gar keine Zebrastreifen", stellt seine Begleiterin leicht irritiert fest. Ganz genau studieren sie die Pläne für die Neugestaltung der Kraillinger Ortsmitte. Sie sind bereits kurz nach der Öffnung des Infozeltes auf der Maibaumwiese gekommen, haben den Begrüßungspunsch jedoch abgelehnt. Stattdessen steuerten sie zielstrebig auf die Pläne zu und haben Bauamtsmitarbeiterin Susanne Brittinger befragt.

Bei einer Sondersitzung Anfang Oktober hatte der Kraillinger Gemeinderat einen Masterplan für die Ortsmitte - den südlichen Teil der Margaretenstraße vom Paulhan-Platz bis zur Luitpoldstraße - beschlossen. Bei dieser Gelegenheit war eine weitere Informationsveranstaltung für die Bürger gefordert worden, die nun am Mittwoch von 16 bis 20 Uhr organisiert wurde. Die Kraillinger nahmen das Angebot dankbar an: Im Rathaus schätzt man, dass mindestens 300 Bürger ins Zelt auf der Maibaumwiese kamen, darunter etliche Mütter mit Klein- und Schulkindern, viele ältere Leute sowie zum Ende der Veranstaltung hin auch zahlreiche Berufstätige.

Neben Brittinger standen Bauamtsleiter Helmut Mayer und Planer Timo Herrmann (Berlin) für Auskünfte und Erklärung der Pläne zur Verfügung. Selbst Bürgermeisterin Christine Borst und einige Gemeinderäte mischten sich zeitweise unter die Bürger. Besonders kritisch äußerte sich Gemeinderätin Dietlind Freyer-Zacherl (FBK): Sie stört sich an sechs Millionen Euro Kosten und stimmte deshalb gegen die Planung. "Das geben wir aus für Sanierung und Umbau von 600 Metern Straße, dabei hat Krailling ein Straßennetz von 40 Kilometer; fast alles marode", sagte sie.

Über die Kosten hat sich kein Bürger beschwert, wohl aber über den Abbau von Stellplätzen, die Lage der Bushaltestellen oder die Pflanzung von Bäumen vor ihren Häusern. Mit einiger Skepsis betrachten manche den gemeinsamen und gleichberechtigt zu nutzenden Straßenraum. In der Theorie sei dass ein tolles Projekt, aber in der Realität schwierig zu befolgen. Nur schwer sei vorstellbar, dass die Autofahrer Kinder und Senioren als gleichberechtigt ansehen. Denn genau das sieht das Konzept vor. "Wir gehen davon aus, dass die Rücksichtnahme auf die nichtmotorisierten Straßennutzer verbessert wird. Das geht in anderen Orten, also warum nicht bei uns?" sagte Brittiger. Noch nicht endgültig ist die Planung der Bushaltestellen. Mitte Januar sei ein Gespräch mit dem MVV geplant, bei dem es auch um die Haltestellen gehen soll. Und Zebrastreifen seien überflüssig, da das Queren der Straße überall möglich sei. Im nördlichen Bauabschnitt gebe es definitiv 15 Stellplätze weniger als bisher, bestätigte sie. Ziel der Ortsmitteplanung sei, die Aufenthaltsqualität zu steigern und den Autoverkehr zu reduzieren. "Da ist ein Umdenken erforderlich", sagte sie, "doch das werden wir schaffen".

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