Krailling:Letzte Runde im Schabernack

Der Eigentümer gibt das Musiklokal in Krailling auf und will das alte Gebäude abreißen lassen. Eine Sanierung erscheint ihm zu teuer. Der bisherige Pächter Klaus Paulus hört im August auf

Von Christiane Bracht

Das Musiklokal Schabernack

Besorgte Gesichter am Kneipentisch: Schabernack-Wirt Klaus Paulus (zweiter von links) diskutiert mit Gästen, wie es nun weitergeht. Foto: Fuchs

(Foto: STA Franz X. Fuchs)

Die Musikkneipe Schabernack in Krailling wird wohl abgerissen. Möglicherweise sogar noch in diesem Jahr. "Der Zustand des Hauses ist so, dass man es nicht mehr vermieten kann und darf", erklärte Eigentümer Gottfried Hansjörg am Dienstag der SZ. Das Dach sei alt und baufällig, die Bausubstanz bröckele, Treppen und Decken sind aus Holz und damit brandgefährlich, zudem entsprächen die Raumhöhen nicht der Norm. Manche Räume haben nicht einmal eine Heizung, berichtet Hansjörg. "Es ist ein Provisorium, schon immer gewesen." Und noch dazu eins, in das man permanent viel Geld hineinstecken müsse.

Am Montagabend hatte der Münchner Landschaftsarchitekt dem Wirt Klaus Paulus und allen übrigen Mietern seine Entscheidung mitgeteilt. Das Entsetzen ist groß, unter Stammgästen hat sich die Nachricht schnell verbreitet. Manche reden jetzt davon, sich für die Kultkneipe einzusetzen und den Eigentümer vielleicht doch noch umzustimmen.

Das Schabernack gibt es schon seit April 1983. Beliebt ist es nicht nur wegen seiner familiären Atmosphäre, sondern auch wegen seiner Bedeutung als Veranstaltungsort. In den vergangenen 30 Jahren sind dort zahllose regionale und internationale Künstler aufgetreten, von der Spider Murphy Gang bis hin zu BR-Moderator Christoph Süß. Für viele Gäste ist das Schabernack im Laufe der Jahre wie ein zweites Wohnzimmer geworden.

Vor knapp 13 Jahren gab es schon einmal Pläne, das alte Gebäude abreißen zu lassen und zwei Doppelhäuser auf das Grundstück zu setzen. Der Bauausschuss lehnte einen entsprechenden Antrag jedoch ab. Die Hacker-Pschorr-Brauerei, der der ehemalige Bauerngasthof Bernrieder Hof damals noch gehörte, sollte das Haus lieber sanieren, hießt es. Hansjörg kaufte es kurz darauf und rettete so die Musikkneipe zur Freude von Wirt Paulus und seiner Gäste. Zum Zeichen, dass nun "rosige Zeiten" anbrechen würden, pflanzten Paulus und Hansjörg vor fast genau zehn Jahren einen Lindenbaum und ein Rosenstöckchen. Daran erinnern sich nun viele mit Grimmen.

"Ich lasse mich nicht unter Druck setzen", stellt der 77-jährige Eigentümer klar. Grund für Entscheidung ist wohl der von Paulus angekündigte Abschied. Vor einem halben Jahr hatte der Wirt, der die Musikkneipe 1998 übernommen hatte, seinen Pachtvertrag aus "privaten und gesundheitlichen Gründen" gekündigt. Allerdings hatte Paulus gehofft, bis zum August einen Nachfolger zu finden. Er hatte sogar seine Hilfe für die Übergangszeit angeboten, denn "am Schabernack hängt mein Herz, sagte er. Interessenten habe es auch gegeben, berichtet der Wirt. Sogar Verhandlungen. Einer sei bereit gewesen, in das alte Gebäude zu investieren, sofern er einen mittelfristigen Pachtvertrag bekommen hätte. Doch Hansjörg lehnte das ab. Mit der Kündigung des Pachtvertrags falle auch der Versicherungsschutz weg, erklärte er. Eine Sanierung des mehr als 200 Jahre alten Bauernhauses mit seinen ehemaligen Stallungen und der Scheune, die vor langer Zeit zu provisorischen Wohnräumen umgebaut wurden, würde nach seiner Schätzung weit über eine Million Euro kosten. "Und dann hat man immer noch eine alte Hütte ohne Keller und mit 30 Zentimeter Fundament, in das die Feuchtigkeit reinzieht." Sobald er etwas verändert, gelten die aktuellen Bauvorschriften vom Schallschutz über die Wärmeisolierung bis hin zum Brandschutz, weiß der 77-jährige Hansjörg. "So hohe Schulden will ich meinen Kindern nicht hinterlassen."

Am liebsten würde er das alte Bauernhaus mit all seinen An- und Umbauten abreißen und genauso wieder aufbauen. Der Denkmalschutz wäre zwar kein Hindernis, aber der Bebauungsplan. Er sieht zwei zweigeschossige Wohnhäuser mit Tiefgarage auf dem Areal vor.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: