Nach einem nächtlichen Verhandlungsmarathon:Kraillinger Tanklager ist verkauft

Krailling Tanklager

Die Gemeinde Krailling wollte beim Verkauf des Tanklagers zum Zug kommen, hatte aber das Nachsehen.

(Foto: Treybal)

Eine vor sechs Wochen gegründete Firma mit tschechischem Chef übernimmt die Anlagen. Nun wird der Abtransport von etwa 70 Millionen Liter Diesel vorbereitet

Von Michael Berzl, Krailling

Eine neu gegründete Firma mit einem tschechischen Geschäftsführer übernimmt das Tanklager bei Krailling. In einem nächtlichen Verhandlungsmarathon sei der Verkauf besiegelt worden, bestätigt der Insolvenzverwalter, der das Geschäft eingefädelt hat. Die Gemeinde Krailling, die im Zuge eines Konkursverfahrens ebenfalls ein Angebot abgegeben hat, geht damit leer aus. Der Treibstoff, den die staatliche Rohstoff-Verwaltung der tschechischen Republik dort eingelagert hat, soll in den kommenden Monaten abtransportiert werden. Etwa 70 Millionen Liter Diesel werden dort in riesigen, zumeist unterirdischen Tanks aufbewahrt.

Die "Krailling Oils Development GmbH" mit Sitz in Pullach ist erst sechs Wochen alt. Als Geschäftsführer firmiert im Handelsregister Vojtech Csabi aus Havirov. Nach Angaben von Insolvenzverwalter Mirko Möllen handelt es sich um einen tschechischen Unternehmer aus der Ölbranche, der über eine andere Gesellschaft bereits ein Tanklager in Chlumec in Tschechien erworben hat. Als Gegenstand des Unternehmens werden Betrieb, Instandhaltung und Wartung der "Tankfarm Krailling" mit einem Fassungsvermögen von insgesamt 125 Millionen Liter genannt. Die Tanks wurden im Zweiten Weltkrieg gebaut, nach Wehrmacht, Nato und Tanklagerbetreibern hat in den vergangenen sechs Jahren der tschechische Staat die Anlagen genutzt, um dort seine Treibstoffreserven aufzubewahren. Diese Aufgabe hatte die Firma "Viktoriagruppe" übernommen. Seit der Pleite Anfang des vergangenen Jahres hat Möllen dort das Sagen.

Beim Notartermin mit den Käufern war auch der Jurist aus der Kanzlei Pluta mit dabei; außerdem der Leiter der staatlichen tschechischen Rohstoffverwaltung (SSHR), Pavel Svagr. Die Verhandlungen waren schwierig, der Termin war für Montagnachmittag anberaumt, zum Abschluss sei es aber erst in den frühen Morgenstunden des Dienstags gekommen. Der Vertrag musste in deutscher und tschechischer Sprache verlesen werden. Nun aber ist es unterschrieben, dem Eigentümerwechsel steht nichts mehr im Weg. Allerdings beinhaltet der Kaufvertrag ein Rücktrittsrecht, erklärt Möllen.

Die Gemeinde Krailling hatte gehofft, selbst zum Zug zu kommen und mitgeboten, Bürgermeisterin Christine Borst hatte schon davon gesprochen, irgendwann Teile des mehr als 200 Hektar großen Geländes der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Außerdem hatte sich der Gemeinderat per Satzung ein Vorkaufsrecht gesichert; allerdings greift dieses Instrument im Insolvenzverfahren nicht. "Wir mussten damit rechnen, dass wir überboten werden", sagte Borst zu dem Verkauf. "Das ist schade, denn wir hätten das Gelände gerne gekauft." Die Gemeinde sei so weit mitgegangen, wie vertretbar gewesen sei.

Wichtig ist der Abschluss des Geschäfts auch für die Tschechische Republik, die nun ihre Treibstoffreserven zurückholen kann. SSHR-Chef Svager will den Abtransport schon bald vorbereiten. Die neuen Eigentümer des Tanklagers hätten sich in dem nachts besiegelten Vertrag verpflichtet, die zum Teil maroden Gleisanlagen binnen acht Wochen auf eigene Kosten zu reparieren, teilte SSHR-Sprecher Jakub Linka am Dienstag der SZ mit. Der Treibstoff solle dann innerhalb von sechs Monaten abtransportiert werden.

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