Krailling:Kleine Drachenläufer

Krailling, Bürgerhaus Hubertus

Tradition und Kennenlernen: Nicht nur die ganz Kleinen haben Spaß am Drachenfest, auch die Großen sind begeistert.

(Foto: Georgine Treybal)

Flüchtlinge und Einheimische starten ein gemeinsames Projekt

Von Christiane Bracht, Krailling

In Afghanistan ist es ein beliebter Zeitvertreib von Jung und Alt, doch auch hierzulande begeistern sich vor allem Kinder fürs Drachensteigen lassen. Und so war der Himmel über der Kraillinger Sanatoriumswiese am Samstag voller bunter Drachen. Die Idee zu einem Drachenfest hatte die Leiterin des Caritas-Kinderhauses Renate Kleinmond. "Es hat allen Spaß gemacht", sagt sie erfreut. Es war die erste gemeinsame Aktion von Flüchtlingen und Einheimischen, seit die Containeranlage gegenüber vom Bürgertreff am Ortsrand bewohnt ist. Auf dem Fest haben sich laut Kleinmond erste zarte Bande geknüpft. Sie hofft, dass dies ein Anfang ist und dass die Ressentiments, die sie zuvor unter den Eltern des Caritas-Kinderhauses gespürt hatte, nun vorbei sind.

Seit September hat Kleinmond auch Kinder aus vier afghanischen Familien in ihrer Einrichtung. Sie werden öfter auch von ihren älteren Brüdern abgeholt. Man könne es kaum in Worte fassen, aber irgendwie habe sie einen gewissen Argwohn gegenüber den jungen Männern bei den übrigen Eltern gespürt, sagt die Leiterin des Kinderhauses. Eine gewisse Sorge um ihre Kinder. Deshalb habe sie den Ereignissen von Köln in der Silvesternacht und dem Bild der "grabschenden Ausländer" etwas entgegensetzen wollen. Als begeisterte Leserin des Bestsellers "Der Drachenläufer" ist ihr die Idee zum Drachenfest gekommen. Zusammen mit dem Asylhelferkreis und Agnes Rogester-Nerger hat sie das Fest organisiert. Die Eltern waren sofort begeistert von der Aktion. Mehr als 20 haben sich angemeldet. Gekommen sind laut Kleinmond sogar noch mehr. Und von den afghanischen Flüchtlingen haben alle Kinder und Jugendlichen, sogar viele junge Männer mitgemacht. "Es war eine schöne, gelöste, lockere Atmosphäre", schwärmt sie. Ein zehnjähriger afghanischer Junge habe allen gezeigt, wie man die Drachen am besten spannt. "Er wusste genau, wie man sie baut. Es war ein toller Anknüpfungspunkt für Gespräche und erste Kontakte", sagt sie. Afghanische Frauen reichten Gebäck herum. Auch Konrad Kraft, der Leiter des Helferkreises, zeigte sich beeindruckt. Es sei schwierig die Kraillinger zu den Container zu locken, wenn sie nicht ohnehin interessiert seien. Das Drachenfest hat das geschafft.

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