Krailling:"Keiner will Verantwortung übernehmen"

Helmut Seibert in seinem Garten

Helmut Seibert, übernahm 1991 den Vorsitz des Gartenbau- und Landespflegevereins Krailling. Der 83-Jährige - hier auf dem Grundstück nahe der Sanatoriumswiese - möchte sich von seinem Posten zurückziehen.

(Foto: Franz X. Fuchs)

Helmut Seibert, der "Mann mit dem grünen Daumen", gibt nach 26 Jahren den Vorsitz des Gartenbau- und Landespflegevereins ab. Ein Nachfolger für den Posten ist bislang noch nicht gefunden

Von Carolin Fries, Krailling

26 Jahre sind genug: Dieser Meinung ist jedenfalls Helmut Seibert aus Krailling, der eben so lange an der Spitze des hiesigen Gartenbau- und Landespflegevereins (GLV) steht. "Jetzt bin ich 83 Jahre alt, jetzt sollen einmal die Jüngeren ran", sagt er. Das Problem nur: Es findet sich niemand. Mehrere der etwa 300 Mitglieder habe er schon angesprochen. "Alle wollen mitreden, aber keiner will Verantwortung übernehmen", konstatiert Seibert. Er spielt nun mit dem Gedanken, bei der Mitgliederversammlung am Montag, 6. November, sein Amt wie geplant abzugeben, kommisarisch aber bis zur Jahreshauptversammlung im Februar weiterzuführen. Womöglich nehme man ihn mit seinen Rückzugsplänen sonst nicht ernst genug.

1991, als der Elektriker aus dem Berufsleben ausgeschieden war, hatte er den Vorsitz der Gartenbauer übernommen - und sogleich ein großes Projekt gestartet: den Natur- und Erlebnisgarten. Von der Gemeinde bekam der Verein ein Grundstück an der Sanatoriumswiese am Bauhof zur Verfügung gestellt, drei Jahre hat es gedauert, bis die Mitglieder daraus einen Garten für die Öffentlichkeit zauberten.

Es gibt ein Informationshaus, einen Teich, Obst- und Laubbäume, Blumenbeete und einen eingezäunten Bauerngarten. Sitzbänke laden zum Verweilen ein, immer wieder beobachtet Seibert Radfahrer und Spaziergänger, die hier pausieren. Auch Schulklassen und Kindergärten besuchen den Garten, Seibert spricht von einem landkreisweit einmaligen Projekt. Er selbst pflegt insbesondere den Bauerngarten, den einzigen Bereich, der eingezäunt und abgeschossen ist. Diverse Kurse hat er gemacht, sich in Weihenstephan fortgebildet und die "Vier-Felder-Wirtschaft" gelernt.

Auf vier verschiedenen Flächen wechselt er seither den Anbau von stark, mittel und schwach zehrendem Gemüse mit Kartoffeln ab. "Ich brauche so keinen Dünger, nur Kompost", erzählt er. Aktuell macht er den Garten winterfest, sät Bienenweide und Gelbsenf, "mir liegt das einfach im Blut", sagt er, der in einer kleinen Landwirtschaft aufgewachsen ist. Der Garten ist für ihn keine Arbeit, sondern Entspannung.

War er nicht im Garten, hat er die Veranstaltungen im Jahreslauf des Vereins organisiert: das Maifest jeweils am 1. Mai, das Grillen beim Kraillinger Kulturfestival KULT, das Weinfest im Herbst und schließlich den Stand am Christkindmarkt. Viel lieber aber war er freilich stets in "seinem" Garten. Ob er dort auch weiterhin aktiv sein wird, weiß er allerdings noch nicht. Das gelte es, mit seinem Nachfolger abzusprechen. Ein wenig Zeit bleibe noch definitiv, denn um den heimischen Garten am Reihenhaus mus er sich nicht kümmern. Den pflegt übrigens seine Frau Karin. "Mit Zierpflanzen kann sie besser als ich", gibt Seibert zu.

Herbst-Mitgliederversammlung des Gartenbau- und Landespflegevereins; Montag, 6. November (19 Uhr); Brauerei Krailling

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