Krailling:Hereinspaziert und mitgelacht

Den Sommerabend der Kabarettisten beim Kult-Art Festival in Krailling moderiert der Kabarettist Wolfgang Krebs und das Publikum ist vom Auftakt begeistert

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Krailling

Der Name Wolfgang Krebs ist fest verbunden mit Edmund Stoiber und Horst Seehofer. Als Double des Altministerpräsidenten und seinem Nachfolger auf dem Starkbierfest am Münchner Nockherberg wurde der Kabarettist weit über Bayerns Grenzen hinaus bekannt. Klar, dass er seither mit den Landesvätern auf Kabarett-Tour geht. Und wenn aktuelle sowie ehemalige Ministerpräsidenten auch noch Kabarettisten-Kollegen ankündigen, ist das schon ein besonderes Spektakel, dass es nur auf dem Kult-Art Festival in Krailling gibt. Den Sommerabend der Kabarettisten, mit dem die Veranstaltung traditionell beginnt, moderiert Krebs schon seit vielen Jahren. Egal, ob er den Selbstdarsteller Seehofer parodiert oder den stammelnden Stoiber, egal ob er in einen dunklen Anzug schlüpft oder in einen Trachtenjanker - wenn Krebs in einer dieser Rollen auf die Bühne tritt, ist ihm der Applaus des Publikums im brechend vollen Zelt sicher. Doch auch die Auftritte der Kabarettisten Philipp Weber, Simon Pearce, Da Bertl und I und der Dornrosen trafen am Freitag den Geschmack des Publikums.

Die Musikkabarettistinnen "Dornrosen" sind in ihrem Heimatland Österreich eine feste Größe. In Bayern sind sie weniger bekannt, aber das dürfte sich nach ihrem Auftritt in Krailling schnell ändern. Denn die drei Schwestern Veronika, Christine und Katharina Schicho aus der Steiermark machen hinreißende Musik mit intelligenten, frechen Texten. Ob der Zungenbrecher "Hopfenblütenblattlbreitltee" oder das Lied über die Schnecken im Garten, ihre selbstgeschriebenen Songs sind kritisch, überspitzt und musikalisch stets auf hohem Niveau. Ihren männerfeindlichen Ruf machten sie alle Ehre und das niederbayerische Duo "Da Bertl und I" antwortete humorvoll mit der niederbayerische Duo "Da Bertl und I" antwortete humorvoll mit der passenden Antwort über den Sinn eines Männerlebens. In ihrem Heimatort Eggenfelden gibt es eben noch echte Männer, die nicht im Sitzen pinkeln und sich da kratzen, wo es juckt. Herbert Bachmeier (Da Bertl) und Stefan Wählt (und I) sind fast ebenso lange auf Tour wie die drei österreichischen Schwestern von den Dornrosen. Doch nach 14 Jahren, in denen sie mit den Betrachtungen aus ihrem persönlichen Umfeld große Erfolge feierten, kündigen sie nun auf ihrer Homepage den Rückzug an. Am Freitag jedoch war nichts von der anstehenden Trennung zu bemerken. Für ihre modernisierten, mit kuriosen Texten aufgemotzten Schlager-Oldies gab es tosenden Applaus. Der Auszug aus Philipp Webers aktuellen Programm "Warten auf Merlot" wurde ebenfalls viel beklatscht. In Bayern kommt es immer gut an, wenn es heißt, man sollte mit Bier die Heimat unterstützen. Weber kann schnell in Fahrt und die handfeste Kritik des gelernten Biologen und Chemikers zum Alkoholmissbrauch ("Exzess Maßlosigkeit") brachte die Besucher ebenso zum Nachdenken, wie Simon Pearce, der tapfer versuchte, die Vorurteile gegenüber Schwarzen mit Humor zu nehmen ("man hat es schon schwer als Schwarzer in Bayern"). Das Fazit des äußerst unterhaltsamen Kult-Art-Auftaktes: Je länger der Abend, umso besser wurden die Gags. Und spätestens als Wolfgang Krebs mit messerscharfen Attacken die aktuelle Politik aufs Korn nahm, wurde der Ausspruch von Philipp Weber widerlegt, dass man den Männern in der ersten Reihe ihren Missmut ansehe, weil sie nicht freiwillig hier seien.

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