Krailling:Hausgemachtes Verkehrsproblem

Ermittlungen zeigen: Die Bürger verstopfen selbst ihre Straßen

Von Carolin Fries, Krailling

Natürlich gab es weit und breit keinen Parkplatz, als die Gemeinde Krailling am Mittwochabend zur Verkehrskonferenz in die Grundschule geladen hatte. Dabei waren gerade einmal knapp 90 Kraillinger gekommen, um ihre Ideen für ein Mobilitätskonzept zu äußern oder einfach nur den anderen zuzuhören. Während die einen eifrig vortrugen, was ihrer Meinung nach zu tun sei - Expressbusse, Fahrverbote für Lastwagen, Dialogdisplays - hielten sich viele zurück oder bekannten ganz offen: "Ich bin ratlos." Was ihnen allen wohl gemein war, ist das Gefühl, dass der Verkehr im Ort zugenommen hat - mit unangenehmen Folgen.

Beruhigend war da die Aussage von Andreas Berg, dass die Kraillinger ihr Gefühl nicht täuscht. Zumindest auf der Pentenrieder Straße habe der Verkehr in den vergangenen Jahren zugenommen, erläuterte der Verkehrsplaner, der seit Jahren Verkehrszählungen im Gemeindegebiet macht. So ist die Pentenrieder Straße mit etwa 7000 Fahrzeugen pro Tag belastet, die Margaretenstraße mit 5500 und die Gautinger Straße mit etwa 15 000 Fahrzeugen. Auf Gautinger Straße und Margaretenstraße stagnierten die Zahlen. Viel aussagekräftiger aber war Bergs Ermittlung, dass der Verkehr in Krailling hausgemacht ist, also überwiegend kein Durchgangsverkehr ist. "Die Kraillinger tragen selbst dazu bei, dass das Verkehrsaufkommen zunimmt", sagte er.

Er attestierte der Gemeinde, in den vergangenen Jahren viel unternommen zu haben, etwa mit dem geltenden Tempo 30-Zonen-Konzept im gesamten Ort mit Ausnahme der Pentenrieder Straße und der Gautinger Straße. Mit einem Kreisverkehr am Knotenpunkt von Gautinger Straße und Pentenrieder Straße könne man gewiss noch für Entlastung sorgen und auch in der Margaretenstraße und am Ortseingang von Frohnloh sah er Handlungsbedarf, weil dort die meisten Vergehen gegen die Straßenverkehrsordnung geahndet werden. Ansonsten aber seien die Kraillinger selbst gefordert.

Diese wünschten sich mehrheitlich einen attraktiveren öffentlichen Nahverkehr. Die Fahrten mit Bus und Bahn seien schlicht zu teuer und zu unregelmäßig, monierten sie. Ein Stoß in die richtige Richtung, wie die Verkehrsplanerin Andrina Pedrett aus der Schweiz erläuterte. So ließe sich hausgemachter Verkehr lediglich vermeiden oder verlagern. Innerorts habe man in der Schweiz zudem gute Erfahrungen damit gemacht, die Flächen zu mischen, also die Wege für Fußgänger, Radfahrer und den motorisierten Verkehr nicht zu trennen. Das führe zu mehr Achtsamkeit. "Verkehrsberuhigungsmaßnahmen reichen oft aus, um die gewünschte Wirkung zu erreichen", sagte Pedrett.

Das Schweizer Planungsbüro wird nun Kritikpunkte und Ideen aufnehmen und ein Positionspapier zusammenstellen. Keine der vorgebrachten Anregungen gehe verloren, sagte Bürgermeisterin Christine Borst. Die Zusammenstellung soll auch auf der Homepage der Gemeinde veröffentlicht werden. Danach wird im Gemeinderat entschieden, welche Strategie für die künftige Verkehrsentwicklung in Krailling weiter verfolgt werden soll.

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