Krailling:Haftstrafe für Technosan-Chef

Vier Jahre Haft - diese Urteil steht für den früheren Chef der Kraillinger Recyclingfirma Technosan am Ende von 62 Prozesstagen. Die Staatsanwaltschaft hatte sogar fast sieben Jahre Gefängnis wegen Betrugs und illegaler Entsorgung von Tausenden Tonnen Giftmüll gefordert. Nach langwierigen Ermittlungen und einem 18 Monate währenden Verfahren vor dem Landgericht München II sind die Richter überzeugt, dass der einstige Vorzeigeunternehmer über Jahre hinweg gewerbsmäßig betrügerisch im Abfallgeschäft tätig war. Der Schaden beläuft sich auf 3,7 Millionen Euro. Für die Strafkammer steht fest, dass der Unternehmer bei den Machenschaften von der Kraillinger Zentrale aus die Regie führte. Die drei Mitangeklagten - eine Projektleiterin sowie zwei wichtige Mitarbeiter auf der Verwertungsanlage in Neuötting - kommen mit Bewährungsstrafen beziehungsweise einer Verwarnung davon. Der Mammut-Prozess macht deutlich, wie leicht es den Angeklagten gemacht wurde, bei Verwertung von Gleisschotter, Bauschutt und Altlasten gewinnträchtig zu manipulieren. Die Aufsicht der Behörden sei mangelhaft und völlig unzureichend gewesen, rügt das Gericht. Die Überwacher hätten sich vom "zertifizierten Entsorgungsfachbetrieb" und dessen Chef blenden lassen. Ein Verteidiger stellt pointiert die Frage, ob die Kontrolleure vielleicht "blöd, blind oder bestochen" gewesen seien. Die Kraillinger Firma gibt es nicht mehr, die Verwertungsanlage in Neuötting schloss bereits vor drei Jahren.

Der Verurteilte, der 18 Monate bis Juli 2014 in U-Haft gesessen hat, bleibt auf freiem Fuß, das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Verteidiger haben Revision vor dem Bundesgerichtshof beantragt, ebenso die Staatsanwaltschaft. Das Verfahren ist schwierig, weil unklar geblieben ist, welche Fälle tatsächlich gefährlich für die Umwelt sind. Der 49-jährige Hauptangeklagte - inzwischen aus Krailling weggezogen - hat nur ein Teilgeständnis abgelegt.

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