Krailling:Eltern sollen mehr bezahlen

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Arbeitsmarktzulage stößt in Krailling auf Widerstände

Von Christiane Bracht, Krailling

Wochenlang haben Erzieher und Kinderpfleger im Frühjahr den Ausstand geprobt, um mehr Geld zu bekommen. Auch wenn das Würmtal weitgehend von den Streiks verschont geblieben ist, so macht sich doch auch dort bemerkbar, dass qualifiziertes Personal für die Kindergärten und Krippen besser bezahlt werden will. Die ersten Erzieher haben bereits ihre Kündigung eingereicht, weil sie anderswo mehr verdienen. Die Leiter der Betreuungseinrichtungen klagen, dass es extrem schwierig ist, Ersatz zu finden. Die Gemeinde Krailling reagiert nun und will künftig eine sogenannte Arbeitsmarktzulage für die Betreuer zahlen. Gräfelfing und Planegg hatten zuvor schon die Gehälter erhöht, um mit dem mächtigen Nachbarn München konkurrenzfähig sein zu können.

Allerdings will Krailling die Mehrkosten nicht allein tragen. Der Gemeinderat hat beschlossen, auch die Eltern zur Kasse zu bitten, da sie von dem Beschluss vor allem profitieren. 15 Euro pro Kind und Monat sollten sie von September an mehr zahlen, so der Beschluss. Denn Krailling unterstützt die Kindergärten bereits mit einer Million Euro pro Jahr, mit dem neuen Beschluss erhöht sich der Betrag auf 1,2 Millionen Euro.

Doch so einfach lässt sich das Vorhaben wohl nicht umsetzen. Die Träger der Betreuungseinrichtungen reagierten zumeist empört. Die katholische Kirche, die Kindergärten in Pentenried und Gauting betreibt, weigerte sich, das Konzept umzusetzen. Die Begründung: Es sei ungerecht, dass die Erzieher in Pentenried mehr verdienen als die in Gauting und die Eltern in Gauting weniger bezahlen als die in Pentenried. In Gauting gibt es nämlich keine Arbeitsmarktzulage. Montessori befand, dass die Eltern genug eingebunden seien, denn dort müssen sie zum Beispiel auch beim Putzen helfen. Im übrigen habe man keine Personalprobleme. Die evangelische Kirche klagte, dass 15 Euro zu viel sei. Die Eltern würden dann 100 Prozent der Gehaltserhöhung tragen, und das sei nicht vermittelbar. Nur im Caritas-Kinderhaus wären 15 Euro die Hälfte der Mehrkosten. Als Integrationskindergarten ist die Einrichtung etwas teurer als die anderen.

"Wenn wir die Erhöhung für die Eltern auf 50 Prozent festlegen, öffnen wir die Schere in den Kindergartengebühren", warnte Hauptamtsleiter Franz Wolfrum am Dienstag im Gemeinderat. Krailling habe bislang immer versucht, diese auf gleichem Niveau zu halten, um keine Konkurrenz zwischen den Einrichtungen in der Gemeinde aufkommen zu lassen. Stephan Bock (SPD), selbst Vater eines Kindergartenkindes, warnte, dass nicht alle den Betrag zahlen könnten. Eleonore Zwißler (CSU) bestand darauf, dass sich die Eltern beteiligen sollten, abgesehen von sozialen Ausnahmen. Sie beklagte, dass es ungerecht sei, das Gehalt der Altenpfleger nicht zu erhöhen, obwohl diese noch weniger verdienten. Am runden Tisch will man das Problem nun klären.

© SZ vom 30.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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