Konzerte:Klassikstadt Starnberg

Zu Rudens Turkus' 18. Musiktagen kommen an die 70 Kursteilnehmer aus der ganzen Welt, die von 13 namhaften Dozenten unterrichtet werden

Von Gerhard Summer, Starnberg

Auch Großes fängt klein an. Bei der Premiere der Musiktage vor 18 Jahren waren gerade mal zehn Schüler, drei Dozenten und 20 Zuhörer dabei. Doch längst gehört das Festival des aus Albanien stammenden Geigers Rudens Turku, 39, zu den großen, arrivierten Klassikevents mit eigenem Kammerorchester und jungen Talenten und Meisterstudenten aus aller Welt. Heuer legt Turku noch eins drauf und verwandelt Starnberg in der Zeit von 19. März bis 7. April in eine Musikstadt mit internationalem Flair.

Konzerte: Cellist Wen-Sinn Yang tritt mit seinem einstigen Lehrer Wolfgang Boettcher auf.

Cellist Wen-Sinn Yang tritt mit seinem einstigen Lehrer Wolfgang Boettcher auf.

(Foto: Arlet Ulfers)

Elf Konzerte in der Orangerie des Niederpöckinger Hotels La Villa, in der Schlossberghalle, im Malteserstift St. Josef und im Wartesaal des Bahnhofs am See stehen auf dem Plan, am letzten Tag des diesmal dreieinhalbwöchigen Spektakels stellen vier Geigenbauer und eine Bogenmacherin ihre Stücke aus. Turku und sein achtköpfiges Team erwarten 60 bis 70 Kursteilnehmer im Alter zwischen neun und 21 Jahren, die unter anderem aus China, Bulgarien, Italien, Österreich, Griechenland und Ungarn anreisen und in Hotels und bei Privatleuten Quartier nehmen. Erstmals sind auch Hornisten und Oboisten dabei, sodass "fast schon das ganze Symphonieorchester vertreten ist", wie Turku sagt. Und drei der 13 namhaften Dozenten kommen mit ihren einstigen Lehrern Wolfgang Boettcher, Ana Chumachenco und Christian Wetzel an den Starnberger See. Cellist Wen-Sinn Yang tritt sogar mit seinem früherer Professor Boettcher und anderen Künstlern im La Villa auf. Das Festival, das diesmal kein Hauptquartier hat, sondern auf die Spiel- und Unterrichtsorte International School, Musikschule, Bahnhof und La Villa verteilt ist, steht deshalb unter dem Motto "Generationen".

Wolfgang Boettcher

Cellist Wolfgang Boettche.

(Foto: Musiktage Starnberg)

Dem einstigen Starnberger Montessori-Schüler Turku war auf dem Weg zu einem Konzert die Idee gekommen, ein eigenes Kurs- und Konzertprogramm aufzuziehen. "Der Gedanke war, etwas von dem zurückzugeben, das ich selbst bekommen habe", wie er sagt. Damals war er 14 oder 15. Mit 21 verwirklichte er den Plan, ohne freilich zu ahnen, dass aus bescheidenen Anfängen ein so großes Festival entstehen würde.

Benefizkonzerte sind dem international renommierten Solisten mit Professuren in Bregenz und im italienischen Biella nach wie vor besonders wichtig, zwei davon stehen heuer auf dem Programm: Fünf Geiger treten beim Konzert "360 Grad Violine" in der Kapelle des Malteser-Stifts in Percha auf, zu hören sind Werke von Bach, Bartok, Ysaye und Wieniawski. Tags darauf spielen Stipendiaten des Vereins "Friends of Rudens Turku" Musik von Beethoven, Schostakowitsch und Franck für die acht Tafeln im Landkreis Starnberg. Junge begabte Musiker haben bei dieser Osterakademie generell die Chance auf Stipendien. Sie müssen dann "nicht für die Kurs- oder Anmeldegebühren oder für die Übernachtungskosten" aufkommen, wie Turku erklärt.

Ana Chumachenco

Geigerin und Lehrerin Ana Chumachenco.

(Foto: Musiktage Starnberg)

Neben dem Festkonzert der Musiktage unter anderem mit dem künstlerischen Leiter Turku, Wen-Sinn Yang, dem Bratscher Roland Glassl und dem Flötisten András Adorján gehört eine literarisch-musikalische Soiree zu den erstmals vor 200 Jahren veröffentlichten Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm zu den Höhepunkten des Starnberger Musikereignisses. Der Hamburger Pianist Sebastian Knauer, 2017 ausgezeichnet mit dem Klassik-Echo, und die Schauspielerin Barbara Auer schlagen einen Bogen von der Entstehungszeit der Fabeln bis zur Gegenwart. Eine Jury verleiht auch heuer wieder den Chumachenco-Young-Artist-Award, der Gewinner wird am 7. April in der Schlossberghalle auf vier neuen Violinen der Geigenbauer Christian Lijsen, Sarah Wiest, Nicholas Gooch und Heike Cockill spielen.

Starnberg, Musiktage  Konzert

Rudens Turku und seine frühere Professorin Ana Chumachenco geben zu den Musiktagen Meisterkurse.

(Foto: Georgine Treybal)

Noch gibt es freie Plätze in etlichen Kursen. Hornisten, Flötisten, Fagottisten und Oboisten haben zum Beispiel gute Chancen, noch zum Zug zu kommen. Schlechter sieht es für Geiger und Cellisten aus, diese Workshops sind bereits voll besetzt. Und auch bei den zwei Konzerten in der etwa 120 Zuhörer fassenden Orangerie des Hotels La Villa am 19. und 20. März geht nichts mehr. Sie sind ausverkauft.

Dafür bietet sich Musikinteressierten eine einmalige Chance: Sie können bei allen Kursen gratis zuhören und mitbekommen, wie beispielsweise der Dirigent des Kammerorchesters "Flying Strings" seine Anweisungen in einem Mischmasch aus Englisch, Deutsch und italienischen Einsprengseln gibt und Turku über die Bedeutung von Artikulation, Akzente und Bogenführung spricht.

"Wir sind inzwischen eine Familie, wir sind schon zusammengewachsen", sagt der Violinist über seine Dozentenschar, seine Schüler und sich. Das Motto "Generationen" gelte deshalb seit jeher für sein Festival. Denn oft schon hat das Team junge Musiker von den Anfängen bis zum Studienabschluss begleitet.

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