Konzert:Weihnachtliche Magie

Herrsching Kirche St.Nikolaus, Konzert

Anspruchsvolle Werke haben sich der Chor Cantilena und das Wörthsee-Orchester bei ihrem Konzert in St. Nikolaus vorgenommen.

(Foto: Georgine Treybal)

Der Chor Cantilena und das Wörthsee-Orchester überzeugen das Publikum in Herrsching

Von Reinhard Palmer, Herrsching

Auch wenn es meist einen konträren Eindruck erweckt: Schlicht und lyrisch ist musikalisch meist schwieriger als groß und dramatisch. Vor allem, wenn sich Laien daran versuchen . Der Chor Cantilena und das Wörthsee-Orchester haben sich unter der Leitung von Elisabeth Schmidt für das Konzert der MusiklehrerVereinigung Herrsching in der St.-Nikolaus-Kirche auf ein heikles und schon im Vorfeld gewiss arbeitsintensives Projekt eingelassen.

Das in lateinischer Sprache vertonte "Oratoire de Noël", das Camille Saint-Saëns im Alter von 23 Jahren komponierte, ist ein überaus empfindsames und sensibles Werk. Es lebt von atmosphärischen Szenarien, die einerseits kammermusikalische Feinarbeit, andererseits opernhafte Expressivität sowie symphonisch überreiches Pastellkolorit verlangen. Für die Solisten waren diese Aufgaben noch zu bewältigen. Aber schon der Chor hatte Mühe, die nötige weitläufige Kontinuität und Homogenität in den unentwegt wechselnden Konstellationen der Stimmen herzustellen. Die zart lasierenden Farbfolien der Streicher (Einstudierung und Leitung Johanna Langmann) stellten indes einen hohen Anspruch an die Sauberkeit der Intonation, die hier leider teils schon deutlich schwächelte. Aber man wächst mit den Aufgaben, insofern legitim, sich auch mal allzu hohe Ziele zu stecken. Schließlich gelang es den Aufführenden, bis zum letzten Ton in voller Konzentration zu bleiben und die Zuhörer mitzunehmen.

Gut allerdings, dass zwei kleinere Vokalwerke dem Oratorium vorangestellt waren, in denen vor allem die Choristen ihre durchaus beachtliche Ensemblequalität unter Beweis stellen konnten. Zumal es sich im Repertoire um Raritäten handelte. Den Unterfranken und barocken Komponisten Wolfgang Carl Briegel kennt heute wohl kaum jemand. Seine Kantate "Mache dich auf, werde Licht" für Bass, vierstimmigen Chor, zwei Violinen und Basso continuo (am Orgelpositiv Anton Ludwig Pfell) ist in ihrer knappen Besetzung gut zu fassen. So vermochten die Protagonisten, die rhythmisiert vorantreibende Erzählung reich differenziert auszugestalten und stets präzis platzierte Wendigkeit zu beweisen, variiert doch das Werk unentwegt in Tempo, Metrik, Charakter sowie Klangfarbe. Auch Briegel griff zur Nutzung diverser Stimmkonstellationen. Die inhaltliche Klarheit machte es den Mitwirkenden aber leichter, eine adäquat ausbalancierte, überzeugende Interpretation zu stemmen. Ähnlich in der Weihnachtsmotette von Antonio Bertali "Ecce, illuxit nobis" für Soli, sechsstimmigen Chor, drei Blockflöten, zwei Violinen, Viola und Basso Continuo, die wogend und rhythmisiert beschwingt vor allem mit Farbkontrasten der einzelnen vokalen wie instrumentalen Stimmen überzeugte. Die Balance punktete vor allem in den substanzsatten Passagen, die strahlende Feierlichkeit pflegten. Einfühlsame Abschnitte indes, die analytisch aufgelöst aus polyphon ineinandergeflochtenen Klangvarianten prachtvolle Bilder entwarfen, forderten die Mitwirkenden immer wieder mächtig heraus. Dennoch gelang hier noch die klare Linie, auch wenn die Spannung nicht durchgehend hielt.

Die Solisten des Weihnachtsoratoriums von Saint-Saëns konnten die kleinen Schwächen der Ensembles durchaus wettmachen. Martina Cabell (Sopran), Kathrin Pompenig (Sopran), Apollonia Schmidt (Mezzosopran), Thilo Himstedt (Tenor), Wolfgang Schmidt (Bariton) und Michael Poock (Bass) vermochten dem Werk starke Momente zu bescheren, insbesondere wenn es um stimmungsvolle Ensemblebildungen diverser Konstellationen ging. Pfells einfühlsame Orgelbegleitung sowie Felix Hahns fließender Harfenpart sorgten für die nötige warmtonige Atmosphäre.

Abgesehen von den irritierenden Intonationsschwächen, war es den Orchestermusikern durchaus möglich, ein feierlich-weihnachtliches Szenario zu entwickeln, aber auch dem Publikum in der Gesamtwirkung die nötige Magie zu schenken. Lang anhaltender, begeisterter Applaus.

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