Konzert:Mussorgsky und der Swing

Im Seefelder Sudhaus treten die Jazzer Tobias Meinart und Charly Antolini auf, Pianist Benjamin Moser und "Les Derhosn"

Von Gerhard Summer, Seefeld

So ein altes Sudhaus hat seinen Reiz, auch wenn die Akustik in dem Gewölbe schwierig und der Hall fast schon zu dominant ist. An die 100 Anfragen allein von Jazzformationen bekommt Harald Müller von den Seefelder Kulturmachern im Monat, die meisten Mails siebt er aus, einige Gruppen verpflichtet er tatsächlich, aber natürlich geht Müller auch selbst auf Entdeckungsreise.

Im neuen Herbstprogramm des Vereins "Kultur im Schloss Seefeld" präsentiert er drei Gruppen, die kaum unterschiedlicher sein könnten: Senkrechtstarter Tobias Meinhart, ein Regensburger Saxofonist, der inzwischen in Brooklyn lebt und 2016 für den Echo nominiert worden ist, stellt mit seinem Quartett seine noch unveröffentlichte CD "Silent Dreamer" vor. Charly Antolini, Schweizer Swing- und Fusion-Legende am Schlagzeug, kreuzt mit Special Guest Nina Michelle, einer kanadischen Sängerin, und anderen exzellenten Musikern auf, um seinen 80. Geburtstag nachzufeiern. Und Veronika Zunhammer wagt sich an die Aufgabe, Weihnachtslieder, die teilweise schon zu Tode gesungen worden sind, mit Swing wiederzubeleben. "Weihnachsterne am Jazzhimmel" nennt sie ihr Quartett-Programm. Wegen der problematischen Akustik im Alten Sudhaus sind die Gruppen unplugged zu hören.

Im Spielplan der seit mehr als 20 Jahren aktiven Vereinigung findet sich auch wieder Schatten- und Figurentheater. Denn das gehört zu den Spezialitäten dieses ehrenamtlichen Teams: dass Georg Strasser, Brigitte Altenberger, Harald Müller, Tiina Fahrner und die andere Mitglieder nicht nur alle Spielarten der Musik und die Kabarettszene beackern, sondern auch Stücke für Kinder bieten und Vormittagsvorstellungen für Schulen und Kindergärten. Diesmal hat Tiina Fahrner "Das kleine Gespenst" von Ottfried Preußler in der Fassung des "Marotte-Figurentheaters" ausgesucht, "Matti's Geschenk" nach einer Geschichte von Claudio Munoz, die das "Theater der Schatten" aus Bamberg in Szene setzt, und "Frau Holle" mit dem Darmstädter "Theater Lakritz".

Tobias Meinhart

Tobias Meinhart ist Newcomer.

(Foto: Mariana Meraz)

Was Musikkabarett, Crossover und Weltmusik angeht, holen sich Brigitte Altenberger und ihre Mitarbeiter vorwiegend altbekannte Recken ins Haus: Josef Brustmann pirscht sich durchs Unterholz des Lebens. Monika Drasch, seine einstige Mitstreiterin im "Bairisch Diatonischen Jodelwahnsinn", bietet mit ihrem Quartett einen Mix aus Volksmusik, Jazz und Klassik ("Auf der böhmischen Grenz"). Und "Les Derhosn", die schon mit Helmut Schleich im Schloss gastiert hatten, kehren mit ihrem sechsten Programm "Nach uns die Zukunft" zurück. Eine Rarität indes ist das Konzert des Singer-Songwriters und Multiinstrumenten Adjiri Odametey. Er und seine Band spielen authentische afrikanische Musik mit teilweise exotischen Instrumenten wie Kpanlogo-Trommeln, Daumenklavier und spezieller Harfe.

Die Klassik ist mit zwei Abenden vertreten. Das Alinde Quartett, das unter anderem bei Günter Pichler vom Alban Berg Quartett studiert und internationale Preise gewonnen hat, interpretiert Werke von Mozart, Mendelssohn-Bartholdy und von Carl Nielsen, der als Vermittler zwischen Spätromantik und Moderne gilt. Und der mit Auszeichnungen überschüttete Pianist Benjamin Moser aus Krailling, Preisträger des Tschaikowsky-Wettbewerbs 2007, nimmt sich Musik von Gershwin, Rachmaninow und Mussorgsky vor.

Charly Antolini in Starnberg, 2005

Charly Antolini ist Altstar.

(Foto: Georgine Treybal)

"Kultur in Schloss Seefeld" hat nach eigenen Angaben ein "erfolgreiches Jahr" hinter sich, die Auslastung liege bei allen Veranstaltungen zwischen 70 und 80 Prozent, sagt der Vorsitzende Georg Strasser. Dass es in dem kleinen Ort seit etwa zwei Jahren einen weiteren, wenn auch auf Kabarett spezialisierten Kulturverein gibt, "Räsonanz Seefeld", sieht Strasser nicht als Konkurrenz an, sondern als Bereicherung. Für das Publikum, das bis aus München komme, sei das nur gut, denn "das Angebot ist größer".

Auftakt in Seefeld ist am Sonntag, 24. September, mit dem Tobias Meinhart Quartett, danach folgen das Alinde Quartett am 8. Oktober, Josef Brustmann am 14. Oktober und "Das kleine Gespenst" am 25. Oktober. Beginn ist jeweils um 18 Uhr. Charly Antolini spielt am 27. Oktober (20 Uhr), Benjamin Moser am 12. November (18 Uhr) und Adjiri Odametey & Band am 17. November (20 Uhr). Weiter Daten und Karten unter www.kultur-schloss-seefeld.de.

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