Konzert:Intensives Erlebnis

13. Gautinger Sommernachtstraum im Schloßpark

Das Hauptprogramm bestreiten das Kollegium der Musikschule und das Collegium Bratananium unter der Leitung von Johannes X. Schachtner.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Beim Gautinger Sommernachtstraum bietet Johannes X. Schachtner ein anspruchsvolles Programm

Von Reinhard Palmer, Gauting

Seit 30 Jahren werden in der Musikschule Gauting-Stockdorf Kinder und Jugendliche in den musikalischen Kosmos eingeweiht und persönlichkeitsgebildet. Grund genug, dies auch beim mittlerweile traditionellen, bereits 13. Gautinger Sommernachtstraum zu thematisieren. Aber wie immer ging es da auf der Wiese hinterm Schloss Fußberg vor allem um Musik. Gewiss, auch Streichorchester-Klänge in diffusen Clustern unter der Leitung von Denise Kirschke waren zu hören, wie sie eben in den ersten Unterrichtsjahren aus den Streicherklassen durchdringen. Es dauert eine Weile, bis die Intonation stimmt und sich der Schönklang einstellt. Und wem Klassik gerade nicht zusagt, weil sie vielleicht nicht cool genug ist oder weil man da allzu sorgfältig und beherrscht arbeiten muss, der kann in der Big Band der Musikschule unter der Leitung des Musikschulleiters Christian Hiesel-Schill mitwirken. Ob instrumental oder vokal: Hier im Vorprogramm ging es mit ein paar Standards lockerer, offenbar dadurch auch sicherer zu. Amadea Ackermann begeisterte einmal mehr mit sauberer Intonation, kraftvoller Stimme und klarer Sprachformung.

Das Hauptprogramm lag in professionellen Händen. Johannes X. Schachtner am Pult hatte aber hörbar im Sinn, den Schülern weniger die Qualitätsunterschiede unter die Nase zu reiben, als vielmehr Lust am gemeinsamen Musizieren zu wecken. Ablesbar an der sinnenfreudigen Schönheit der Werke, an ihrem Farbenreichtum und an ihrer stark emotionalen, mal energisch packenden, mal einfühlsam berührenden Charakteristik. Natürlich sind die Verhältnisse unter freiem Himmel nicht ideal, zumal auch Nebengeräusche von Verpflegungsständen oder herumtollenden Kindern immer wieder zarte Passagen unter sich begruben. Die Besonderheit des Live-Erlebnisses kam dennoch beim Publikum an. Für die Musikschüler gewiss auch wichtig, ihre Instrumentalpädagogen neben Gastmusikern im Orchester musizierend zu erleben. Die Güteklasse des vokalen Collegium Bratananium gab zudem die beste Empfehlung an die Schüler, sich auch in Chören zu engagieren.

Im Zentrum des höchst anspruchsvollen Programms stand eines der erstaunlichsten Werke Beethovens, die Chorfantasie c-Moll op. 80, die so etwas wie ein Vorläufer der 9. Sinfonie ist, zudem deutliche Züge eines Klavierkonzerts trägt. Der erst 27-jährige Taiwanese Chia-Lun Hsu, derzeit Meisterschüler des in Gauting lebenden Münchner Hochschulprofessors Adrian Oetiker, übernahm eloquent den solistischen Part. Und der zeigte sich entscheidend, lag es doch an ihm, Spannung aufzubauen und auch die Wechsel in der Atmosphäre der jeweiligen Passage einzuleiten. Schachtner konnte auf einen zuverlässigen Partner bauen, wenn es darum ging, ein Gebilde aus einem Guss zu schaffen.

Mit der Widmung der Chorphantasie an den Bayerischen König Maximilian I. Joseph kam nicht nur an dieser Stelle ein lokaler Bezug zustande. Edward Elgar, der zwischen 1893 und 1897 die Sommer in Garmisch verbrachte, verarbeitete seine Eindrücke in "From the Bavarian Highlands" op. 27, einer Art Orchesterliederzyklus für gemischten Chor. In diesen Stimmungsbildern voller imaginativer Wirkungen konnte Schachtner mit seinen Klangkörpern aus dem Vollen schöpfen und mit den erzählerisch changierenden instrumentalen wie vokalen Konstellationen das uns vertraute Bild mit den Augen eines Fremden neuentdecken. Und Elgar ist schon ein Meister in der Bildung von Atmosphäre, wie zum Abschluss der Marsch "Pomp and circumstances" op. 39/1 mit dem berühmten Chor "Land of Hope and Glory", einst für die Krönung von Edward VII. komponiert, deutlich machte. George Bizet gelang dies vor allem in den elegisch-lyrischen Sätzen seiner ersten Orchestersuite aus den Schauspielmusiken zu "L'Arlesienne".

Darin fand das wendig und einfühlsam agierende Orchester aber auch Möglichkeiten, etwa resolute Kraft, spritzige Leichtigkeit, Prägnanz, Vergnügtheit oder auch berührende Zartheit zu demonstrieren. So erlebte das emotional aufgeladene zahlreiche Publikum des Sommernachtstraums das anschließende Feuerwerk gewiss intensiver.

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