Kommentar zur Brandrettung:Mit dem Feuer spielt man nicht

Die Starnberger Feuerwehr hat sich 1862 gegründet, doch seitdem hat sich die Welt verändert

Von David Costanzo

Die Starnberger Feuerwehr ist zu recht eine stolze Truppe. Gegründet hat sie sich 1862, als die Stadt ein Fischerdorf mit hundert Häusern und 863 Einwohnern war, wie es die Brandretter in ihrer Chronik verzeichnen. 156 Jahre sind das, in denen die Männer und Frauen Flammen bekämpfen, Leben retten - und dabei selbst durchs Feuer gehen. Seit 156 Jahren tun sie das freiwillig und ehrenamtlich. Wenn so eine Truppe nun nach Finanzbeamten und womöglich hauptamtlichen Mitarbeitern ruft, dann bedeutet das eine Zäsur. Dann brennt wirklich das Dach.

Die Welt hat sich verändert seit 1862. Alles bewegt sich, alles wächst - die Stadt, der Verkehr, die Kaufkraft. Das hat zwei Folgen: Heute arbeitet erstens kaum noch jemand an seinem Wohnort, auch nicht die Brandretter. Die Starnberger fahren nicht mehr mit dem Boot auf den See hinaus, um schon im Morgengrauen den Fang des Tages zu machen. Zweitens wachsen die Aufgaben für Feuerwehren: Sie haben es mit immer komplizierteren Einsätzen, mit immer neuen Gefahrenstoffen, mit ständig wechselnden Einsatzgebieten zu tun, bald sogar mit einem langen Tunnel.

Mit dem Feuer spielt man nicht. Die Stadt ist gut beraten, ihre Wehren ehrlich auf den Prüfstand zu stellen - und zwar schleunigst. Ein Brandschutzbedarfsplan ist der richtige Schritt und wohl ein längst überfälliger. Doch bis ein Gutachter zu einem Ergebnis kommt, kann es dauern. Bis dahin werden Stadt und Feuerwehr selbst gegensteuern müssen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: