Kommentar:Spielball des Freistaats

Wenn es um Asylunterkünfte geht, hat es Landrat Karl Roth derzeit äußerst schwer

Von Christian Deussing

Landrat Karl Roth steht mal wieder mächtig unter Druck. Er benötigt dringend ein Areal am Nordrand von Gilching, auf dem die längst bestellten Wohncontainer für Flüchtlinge am besten sofort errichtet werden sollten. Doch sein fast flehentliches Bitten half nichts, mit zwei Stimmen Mehrheit lehnten die Gemeinderäte den zu abseits gelegenen Standort ab. Das ist nachvollziehbar, ebenso der Unmut, schon wieder kurzfristig entscheiden zu müssen und zu fühlen, wie ihnen offenkundig erneut die Pistole auf die Brust gedrückt wird - wenn es um die geeigneten Flächen für Asylunterkünfte geht.

Jedes Mal soll die Kommune sofort handeln, wie im Fall der Dreifachturnhalle oder des Kindergartens, der für teures Geld vom Festplatz auf die Zirkuswiese verlegt wurde, damit schnell eine Traglufthalle errichtet werden kann. Diese steht allerdings seit Monaten leer, leuchtet aber dafür nachts wie ein hässliches Ufo. Und der Freistaat? Der lässt sich viel Zeit. Es wurde zwar angekündigt, "mit Nachdruck" auf dem eigenen Gelände an der Landsberger Straße eine Asylunterkunft bauen zu wollen - es passiert nur nichts. Stattdessen taucht ein Gutachten über belastetes Erdreich auf, plötzlich warnen Ornithologen, und an der nahen S-Bahnstrecke könnten die Wohncontainer erschüttert und beschädigt werden. Das alles klingt vorgeschoben und ist wohl die Taktik des Freistaats: das Problem auszusitzen und den Landkreis und die Gemeinde machen zu lassen, aber selbst kein Grundstück herzugeben und somit auch Kosten zu sparen. Den Schwarzen Peter haben das Landratsamt und die Gilchinger, die das ewige Hin und Her leid sind. Die Kommune und der Asyl-Helferkreis setzen sich vorbildlich für die Flüchtlinge ein, wollen aber kein Spielball der oberen Planungsbehörden sein. Auch deshalb kam es zum Veto gegen den Standort am Ortsrand. Dem Landrat wird jedoch im Schraubstock zwischen Freistaat, den Gemeinden und ungewisser Flüchtlingsquote die Luft abgeschnürt.

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