Kommentar:Lieber Bauherr als Landwirt

Wenn der Eigentümer von Gut Kerschlac h seine Pläne umsetzt, ist mehr Verkehr zu erwarten - allein das ist ein Grund für Tutzing, sich zu wehren

Von Armin Greune

Als Werner Mützel vor 21 Jahren das Klostergut erwarb, wollte er sich angeblich so "einen Lebenstraum verwirklichen". Er plante, Kerschlach zu einem Öko-Musterbetrieb für Rinder-und Schweinehaltung umzubauen, die Lebensmittel dort zu verarbeiten und zu vermarkten. Zehn Jahre später war dieses Konzept gescheitert: Der Lieferservice eingestellt, 80 Mitarbeiter entlassen, Metzgerei und Käserei geschlossen, Bäckerei verkauft. Schon jetzt bestimmen Verwaltungsgebäude und Pferdehaltung das Bild, entsprechend viele Ausflügler zieht Kerschlach an. Wenn sich der Eigentümer mit seinen Plänen durchsetzt, wird von der einstigen Landwirtschaft kaum etwas übrig sein: Ob das für die Privilegierung eines Bauvorhabens im Außenbereich ausreichen würde, darf bezweifelt werden. In diesem Fall wäre nach dem Baugesetzbuch die "Erweiterung einer Splittersiedlung befürchten" und der Antrag abzulehnen. Das Gut ist aber trotz isolierter Lage mitten im Wald als Mischgebiet ausgewiesen. Nun soll aus dem Weiler endgültig eine Siedlung mit Büros und ausgeprägter Freizeitreiterei, allerdings ohne soziale Infrastruktur und Versorgungseinrichtungen werden. Schon das zu erwartende Verkehrsaufkommen wäre Grund genug, Mützels Pläne skeptisch zu betrachten. Wenn aber gar die Trinkwasserversorgung von Tutzing gefährdet erscheint, tut die Nachbargemeinde nur gut daran, sich dagegen zu wehren.

© SZ vom 12.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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