Kommentar:Die Weichen sind gestellt

Wenn die Kulturstation in Gilching verwirklicht wird, ist dies vor allem der Beharrlichkeit ihres Architekten zu verdanken

Von Christian Deussing

Abriss oder Sanierung - was ist womöglich billiger? Die Fragen stellen sich nicht nur private Eigentümer von alten und maroden Gebäuden, sondern oft auch Lokalpolitiker. Zum Beispiel im Fall des leer stehenden Bahnhofgebäudes in Gilching-Argelsried, dessen Erhalt immer teurer wird und nun schon 1,6 Millionen Euro kostet. Das hatte sich die Gemeinde ganz anders vorgestellt, als sie das 116 Jahre alte Haus für 400 000 Euro erwarb, um daraus ein schmuckes Kulturcafé mit Kiosk und Wirtsgarten zu machen.

Doch die explodierenden Umbaukosten sind nicht die einzigen Prellböcke: Zunächst bremste ein bürokratisches Hickhack um eine Baugenehmigung mit etlichen Auflagen zum Brandschutz und Schallpegel die Gilchinger Lokalpolitiker aus - und danach die knappen Kassen. Überdies warf der bereits ausgewählte Gastronom entnervt das Handtuch, weil ihm der Geduldsfaden riss - was nachvollziehbar war. Der Zug schien also leider abgefahren zu sein.

Doch Architekt Clemens Pollok ließ sich nie entmutigen. Zum Glück, denn sonst hätte eine Gemeinde ein Areal gekauft, auf der ein Gebäude endgültig verwittert und schließlich wohl als Schandfleck in zentraler Lage hätte abgerissen werden müssen. Die Weichen sind aber nun gestellt, das ist gut so. Der neue Pächter muss nur das richtige Händchen für die künftige "Kulturstation" haben, damit sie ein Erfolg wird. Zu loben ist aber in dieser fast unendlichen Geschichte der Architekt, der nicht locker ließ und den Gemeinderäten die Kosten für das schöne Projekt plausibel und glaubwürdig erläutern konnte.

© SZ vom 16.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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