Kommentar:Das Landratsamt muss handeln

Das Weltkulturerbe im Bereich der Roseninsel ist in Gefahr. Ein zweites Dresden droht

Von Astrid Becker

Das Jahr 2009 war ein peinliches Jahr für die Stadt Dresden. Sie verlor den Status des Unesco Weltkulturerbes - weil die Politik nicht gewillt war, einen Brückenbau in der Kulturlandschaft des Elbtales zu stoppen. Es dürfte kaum eine andere Kommune, kaum einen Landkreis gegeben haben, die das Vorgehen der Stadt Dresden in diesem Fall goutiert hätte. So weit ist es im Landkreis Starnberg zwar noch nicht, die geringe Wertschätzung, die das Landratsamt jedoch ihrem Weltkulturerbe einräumt, ist bedenkenswert. Freizeitaktivitäten werden hier offenbar für wichtiger erachtet als ein wertvolles Zeugnis vom Leben unser aller Vorfahren. Die Wissenschaft und auch andere Behörden unternehmen große Anstrengungen, um dieses Zeugnis zu bewahren. Doch wenn es so weitergeht, wird das, was seit 5000 Jahren Bestand hat, in wenigen Jahrzehnten vernichtet sein. Der Verfall sei messbar, ist von Unterwasserarchäologen zu hören. Es ist nachvollziehbar, wenn Schwimmer und Segler auf ihr vermeintlich angestammtes Recht, sich auch im Uferbereich der Roseninsel aufzuhalten, pochen und nicht verstehen können, warum sie dies plötzlich nicht mehr sollen. Das hiesige Weltkulturerbe liegt unter Wasser, ist nicht für Jedermann sichtbar und erkennbar. Deshalb ist anzunehmen, dass viele der Freizeitsportler es gar nicht absichtlich zerstören, sie wissen es nur nicht besser. Schon allein aus diesem Grund wäre die Ausweisung einer echten Schutzzone sinnvoll. Sonst läuft der Landkreis Gefahr, ein zweites Dresden zu werden.

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