Kommentar:Bildung ist der Schlüssel

Der Begriff Bildungskoordinatorin klingt sehr nüchtern, doch die Aufgabe ist eminent wichtig

Von Otto Fritscher

Mehr als 1800 Flüchtlinge leben im Landkreis Starnberg, als Asylbewerber oder anerkannte Flüchtlinge. Hinzu kommen rund 18 000 Menschen ausländischer Nationalitäten, die hier wohnen. Speziell um "Neuzugewanderte", also um alle Menschen, die in den vergangenen vier Jahren in den Landkreis gekommen sind, soll sich nun Stefanie Dümig als neue Bildungskoordinatorin des Landkreises kümmern. Schon wieder ein neuer Posten im Landratsamt, mit Schnittstellenfunktion, wie es so schön heißt. Dennoch kann man sich zunächst nicht viel unter dem schönen Titel "Bildungskoordinatorin" vorstellen. Gleichwohl ist es eine eminent wichtige Aufgabe, wenn nicht die wichtigste der kommunalen Flüchtlingspolitik, den Menschen nicht nur ein Dach über dem Kopf und die gesetzlichen Sozialleistungen zu bieten, sondern ihnen die Chance auf einen "Einstieg in unser Bildungssystem" zu ermöglichen, wie Landrat Karl Roth sagt.

Das geschieht zuerst meist in den Deutsch- und Integrationskursen, aber auch bei den Berufsausbildungen in der Wirtschaft. Nun ist es nicht die Aufgabe von Stefanie Dümig, einzelne Flüchtlinge in einen berufsvorbereitenden Kurs oder sonst wohin zu vermitteln. Sie soll in den nächsten zwei Jahren die Akteure, die sich um Flüchtlinge kümmern, besser koordinieren und vernetzen. Denn noch zu oft wursteln die 16 Helferkreise, Behörden oder die Agentur für Arbeit, um nur einige zu nennen, lokal begrenzt sich hin, wenn auch mit großem Engagement und oft sichtbarem Erfolg.

Dümig will ein Netzwerk knüpfen und einen "Steuerungskreis" etablieren. Das klingt sehr theoretisch, der Gedanke, der dahinter steht, ist aber der Schlüssel, um Flüchtlinge erfolgreich zu integrieren. Alle, die mit Bildung zu tun haben - und das beginnt bereits in den Kindergärten - müssen voneinander mehr wissen. Und wenn eine offene Frage auftaucht, sollte die Bildungskoordinatorin eine Antwort liefern können. Übrigens: Der Landkreis hat sich bei Unterbringung und Betreuung der Flüchtlinge sehr hervorgetan. So ist es löblich, dass bei den Hilfsangeboten für die Bildung nicht zwischen aussichtsreichen Asylbewerbern und denen, die vermutlich wieder gehen müssen, unterschieden wird.

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