Kommentar:Aus dem Ruder gelaufen

Es braucht ein Jahr, bis sich die Hysterie in Dießen gelegt hat

Von Armin Greune

Was gab es doch für ein gewaltiges Getöse um den Ausbau der Dießener Wolfsgasse! Der 2013 beschlossene Ersatz der ramponierten Spritzteerdecke samt Leitungs- und Kanalbau stieß von Anfang an auf entschiedenen Widerstand der Anlieger, die den Großteil der Kosten bestreiten. Verständlich, denn im teuersten Fall kann sich der Erschließungsbeitrag auf 65 000 Euro belaufen. Doch nach anfangs sachlicher Auseinandersetzung lief die Debatte aus dem Ruder. Die Anlieger protestierten in Karikaturen vor ihren Häusern gegen den aus ihrer Sicht "repräsentativen" Ausbau. Insbesondere Bürgermeister Herbert Kirsch geriet ins Kreuzfeuer: Er wird als Hinterlieger der Wolfsgasse nicht zur Finanzierung herangezogen - was geltendem Baurecht entspricht -, profitiere aber von ihrem Ausbau, weil sein Anwesen am Winkelsteg nur über sie anzufahren ist.

In der Folge verfolgte ein Privatsender Kirsch mit laufender Kamera und sendete einen "Explosiv"-Beitrag, der mit "Irrer Bürgermeister" überschrieben war. Ein TV-Team versuchte, im Gemeinderat zu drehen. Kirsch klagte über "widerliche anonyme Schreiben", Gemeinderat Franz Kubat wetterte über "Hetze" und "Irreführung". Mehr als ein Jahr hat es gedauert, bis man zu einer nüchternen Debatte zurückkehrte. Nun wurde endlich ein Kompromiss zwischen den Interessen gefunden - nicht zuletzt auch deswegen, weil sich die Hysterie und der überzogene Medienrummel gelegt haben. An der Sitzung am Montag hatte natürlich auch kein Fernsehsender mehr Interesse.

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