Kommentar:Auf der Kriechspur

Nur 1000 E-Mobile kurven durch den Landkreis. Der müsste mehr tun, um Autofahrer zum Umsteigen zu bewegen.

Von Otto Fritscher

Es sind nüchterne Zahlen, die die Größenordnungen verdeutlichen: Gerade mal 118 Elektroautos kurven auf den Straßen des Landkreises herum, dagegen tragen rund 90 000 Autos mit Verbrennungsmotor ein STA-Kennzeichen auf der Kühlerhaube. Auch im großen München fahren nur etwas mehr als 1000 Autos elektrisch. Hier wie dort eine verschwindend kleine Minderheit im Straßenverkehr, die von Politikern aber gerne groß geredet wird, wenn es um die Energiewende und andere hehre ökologische Ziele geht.

Warum sich die Elektromobilität immer noch auf der Kriechspur befindet? Wer einmal am Steuer eines E-Autos - sei es eines relativ günstigen Renault Zoe für etwa 20 000 Euro oder eines 100 000 Euro teuren Tesla - gesessen hat, der weiß, dass die Zurückhaltung nicht an der Technik liegt. Diese funktioniert tadellos. Es geht also wieder einmal ums Geld - und um Psychologie. Denn E-Autos sind ein gutes Stück teurer als vergleichbare Benzingefährte. Und mit Zuschüssen beim Kauf halten sich die Kommunen bisher zurück. Die Stadt München fängt gerade an, umzuschwenken und Zuschüsse zu geben.

Zum anderen ist da immer noch die Sorge vieler Autofahrer, nachts auf irgendeiner Landstraße mit dem E-Gefährt liegen zu bleiben, weil die Batterie leer ist. Dies ließe sich vermeiden, wenn es im Landkreis ein vernünftiges Netz an Stromtankstellen gäbe, an die sich auch alle gängigen Steckertypen- immerhin gibt es deren drei - anschließen ließen. Natürlich nicht im Wald, sondern in Einkaufszentren, bei Lokalen und Rathäusern. Vorbildfunktion hat hier die VR-Bank übernommen, die eine E-Zapfsäule vor ihrem Gebäude in Herrsching montiert und zur - vorerst - kostenlosen Nutzung freigegeben hat. Man darf aber nicht vergessen: Elektroautos sind nicht das Allheilmittel, mit dem sich alle Probleme des Individualverkehrs lösen lassen. Denn auch sie verbrauchen auf der Straße Platz und müssen irgendwo parken. Und ohne Schadstoffausstoß fahren sie nur, wenn die Akkus aus regenerativen Energiequellen aufgeladen werden. Dennoch: Es ist an der Zeit, dass nicht nur von der E-Mobilität geredet wird. Das E-Start-Projekt muss dafür sorgen, dass es vorangeht mit dieser Form der Mobilität.

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