Königswiesen:Streitfall Bahnunterführung Königswiesen

Gegner der großen Umbaulösung geben ihren Widerstand nicht auf, haben sich in einer Bürgerinitiative organisiert und Unterschriften gesammelt

Von Michael Berzl, Königswiesen

In der Bahnunterführung in Königswiesen müssen Autofahrer besonders vorsichtig sein. Die Fahrbahn ist eng, der Gegenverkehr ist erst spät zu erkennen, und direkt nach der schmalen Passage wird es steil. Der Lenker eines größeren Lastwagens muss sich da schon manchmal regelrecht um die Kurven tasten. In vier Jahren wird das ganz anders aussehen; dann ist die Unterführung neun Meter breit und viereinhalb Meter hoch. Und auch Fußgänger haben viel mehr Platz. Mit diesen Maßen planen jedenfalls die Fachleute von Bahn und staatlichem Bauamt, nachdem der Starnberger Kreistag mit großer Mehrheit seine Zustimmung erklärt hat. Die Entscheidungen sind gefallen, doch ein paar Königswieser geben ihren Widerstand gegen die große Lösung nicht auf. Sie sind in einer "Bürgerinitiative Gegenverkehr" organisiert, haben Unterschriften gesammelt, erläutern ihre Argumente erneut in einem zehnseitigen Schreiben an Bürgermeisterin und Gemeinderat und nennen dies einen "Bürgerantrag".

Federführend sind dabei Fritz Huber und Gertraud Karmazin, die direkt an der Ortsdurchfahrt wohnen und befürchten, dass mehr Autos und vor allem Lastwagen an ihren Grundstücken vorbeifahren, wenn das bisherige Nadelöhr Unterführung keine Barriere mehr darstellt. Unterstützung finden die beiden bei den Gautinger Grünen. Die Kreis- und Gemeinderätin Anne Franke aus Stockdorf hat schon mehrere, wenn auf vergebliche Versuche, unternommen, bereits gefasste Entscheidungen zu dem Thema zu korrigieren. Und nun mischt auch Matthias Ilg, ihr neuer Kollege im Ortsvorstand kräftig mit, der ebenfalls in Königswiesen wohnt.

Ausführlich haben die Beschwerdeführer von "Gegenverkehr" ihre Sicht der Dinge schon in Schreiben an Landrat und Kreistag geschildert. Nun formulieren sie erneut ihre Forderungen und wollen per "Bürgereingabe" den Gemeinderat dazu bringen, darüber zu beraten und zu entscheiden und fordern "entsprechende Einflussnahme bei der Folgeplanung" des Landratsamts. Beraten und entschieden wurde jedoch schon, allerdings nicht im Sinne der Bürgerinitiative. Nicht nur im Kreis sondern auch in der Gemeinde ist die Mehrheit der Ansicht, dass die Unterführung künftig höher werden soll. Zudem hat sich in der Diskussion herausgestellt, dass die Entscheidungen gar nicht im Gautinger Rathaus, sondern im Starnberger Landratsamt fallen. Die beschlossenen Maße entsprechen außerdem den Zuschussrichtlinien und sind nun maßgebend für die weiteren Schritte.

An der weiteren Planung sind die Netz AG der Bahn und das staatliche Bauamt in Weilheim beteiligt, weil es sich um eine Kreuzung von Gleisen und Kreisstraße handelt. Sie planen und bauen dann jeweils "ihre" Anlagen, erläuterte ein Bahnsprecher; das sind das vergrößerte Brückenbauwerk mit dem darauf liegenden Gleiskörper und die verbreiterte Fahrbahn mit Gehwegen darunter. Der Umbau soll nach Angaben des Unternehmenssprechers Anfang 2019 beginnen.

Bis es so weit ist, sind aber noch eine Menge Aufgaben zu erledigen, und im Zuge des Baurechtsverfahrens gibt es noch Gelegenheit, sich zu den Umbauplänen zu äußern und Einwände vorzubringen. In einem Beteiligungsverfahren werden nicht nur Behörden und Verbände gefragt, sondern auch Betroffene gehört. Auch eine Klage könne noch eingereicht werden, teilt der Bahnsprecher mit.

Die Königswieser Initiative bekommt also in den nächsten Jahren noch Gelegenheit, ihre Bedenken zu äußern. Wenn Karmazin und Huber es mit einem Bürgerantrag versuchen wollten, müssten sie noch mal Unterschriften sammeln. Etwa 640 haben sie schon an Landrat Karl Roth übergeben. Einen Bürgerantrag, der den Anforderungen der Gemeindeordnung entspricht, müsste mindestens ein Prozent der Einwohner unterschreiben; das wären in Gauting etwa 200. Wenn dann noch ein paar weitere Formalien erfüllt sind, könnte die Gemeinde und theoretisch auch der Landkreis auf diese Weise tatsächlich gezwungen werden, sich ein weiteres Mal mit dem Thema zu befassen. Wie die Mehrheitsverhältnisse sind, ist allerdings schon bekannt.

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