König Ludwig II.:Unvergessen und missverstanden

Auch zum 129. Todestag von Ludwig II. pilgern mehr als hundert Menschen zur Votivkapelle in Berg. Die Fans des "Märchenkönigs" halten dem unter mysteriösen Umständen gestorbenen Monarchen unverdrossen die Treue.

Von Christiane Barth, Berg

Er ist und bleibt ein Mysterium: König Ludwig II. Der Herrscher, der als hingebungsvoller Schlossbauherr von Neuschwanstein, Herrenchiemsee und Linderhof Bayerns Geschichtsschreiber beflügelt hat wie kaum ein anderer, kam am 13. Juni 1886 im Starnberger See ums Leben. Die genauen Todesumstände sind bis heute ungeklärt. Außer Frage steht hingegen, dass der "Märchenkönig" in den Herzen der Bayern weiterlebt. Auch zum 129. Todestag des Monarchen sind am Sonntag wieder mehr als hundert Menschen zur Votivkapelle im Schlosspark am Seeufer zwischen Berg und Leoni gepilgert, um ihrem "Kini" zu gedenken - wie jedes Jahr.

Treu ergeben warten die Anhänger Ludwigs II. vor der Votivkapelle. Acht große Männer mit Trachtenhut und Gamsbart wachen vor dem Eingang, daneben riesige Fahnen mit dem Porträt des einstigen Regenten. Auch Rupert Monn, Bürgermeister der Gemeinde Berg, und CSU-Bundestagsabgeordneter Peter Gauweiler sind der Einladung der Vereinigung "Ludwig II. - Deine Treuen" gefolgt. Aus dem Haus Wittelsbach indes ist diesmal dem Vernehmen nach niemand gekommen.

Militärpfarrer Mirko Zawiasa aus Nordholz betont, wie wichtig es sei, zu gedenken: "Der König hat beispielhaft für seine Leute gesorgt und wurde so zur Figur für die Gegenwart", sagt der Geistliche. Ludwig II. sei ein fortschrittlicher König gewesen. "Er hat einen Krankenversorgungsfonds eingerichtet und die Schlösser von bayerischen Firmen bauen lassen", stellt Zawiasa fest. Daraus müsse man Perspektiven für die Zukunft entwickeln - auch wenn das Leben und Sterben des "Kini" immer noch Fragen aufwirft. Stefan Jetz, Vorsitzender des "Verband der Königstreuen in Bayern", stellt fest: "Der König wird auch heute noch missverstanden, aber es gibt wohl keinen König in Europa, der den Menschen so ans Herz gewachsen ist." Kein Adelsgeschlecht habe "in dieser Weise für das Volk gearbeitet". Derweil versammeln sich Fahnenträger und Zuschauer an der Gedenksäule.

Dass Ludwigs Wirken auch heute noch gewürdigt wird, ist nicht zu übersehen. "Viele nehmen eine lange Fahrt in Kauf, um dabei zu sein", sagt Christa Baumgartner, Vorsitzende der Vereinigung "Ludwig II. - Deine Treuen". Antonio Quarta aus Ferrara hatte die weiteste Anreise. Er kommt jedes Jahr mit seinem Freund Michele Nußbaumer nach Berg. Was die beiden Italiener zur Gedenkfeier für den Bayernkönig führt? "Die Liebe zu Bayern", sagt Quarta. Er ist so fasziniert vom Freistaat, dass er in italienischer Sprache ein Buch über Bayern unter Ludwig II. veröffentlicht hat ("La Baviera di Ludwig, Diario di Viaggio").

Die Zeremonie folgt einem strengen Ritual: Es erklingt die Bayernhymne, an der Gedenksäule wird ein Kranz niedergelegt. Salutschüsse lassen die Zuschauer kurz zusammenzucken. Nur eines passt bei der Feier mit den vielen Bilderbuch-Bayern nicht so recht ins Bild: Das Schild in der Votivkapelle mit der Aufschrift "Betreten der Baustelle verboten". Die Kapelle selbst wird größtenteils von Sperrholzplatten und Baugerüsten verdeckt. Zum 130. Todestag von König Ludwig II. aber werden die Renovierungsarbeiten 2016 hoffentlich abgeschlossen sein. Das Datum haben sich die Anhänger jedenfalls schon notiert.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: