Klobige Abgrenzung:Dicke Brocken

Baumstämme am Weßlinger See regen die Leute auf. Die Gemeinde beteuert, dass es nur ein Provisorium ist. Doch der nächste Ärger steht bevor: die vielen Gänse auf der Liegewiese

Von Patrizia Steipe, Weßling

14 mächtige und unbehauene Baumstämme liegen seit kurzem zwischen Weg und Wiese am Weßlinger See. Die rustikale Abgrenzung hinter dem Kiosk findet nicht jeder schön. Aus allen Wolken sei er gefallen, als er diese "unsensible Lösung" gesehen hatte, kritisiert Erich Rüba. "Viel zu klobig, die Leute regen sich auf", stimmt Gemeinderat Clemens Pollok (Grüne) zu.

Zweimal im Jahr umrundet der Weßlinger Umweltausschuss und -beirat den See. Dabei werden alle Büsche, Wiesen, Bänke, Geländer und Wege begutachtet. Die Verbesserungsvorschläge kann der Umweltausschuss gleich selbst in die Wege leiten. Das Gremium ist nämlich beschließendes Organ. Bei dem Baumstammzaun handele es sich lediglich um ein Provisorium, erläuterte Zweiter Bürgermeister Michael Sturm (Freie Wähler). Mit der Zeit sei der viel genutzte Fuß- und Radweg nämlich auf Kosten der Liegewiese immer breiter geworden. Damit soll jetzt Schluss sein. Die Baumstämme sollen aber weg. Architekt Pollok versprach eine filigranere Alternative zu planen. Was mit dem Holz geschehen soll, steht auch schon fest. Das soll zum Parkplatz am Karpfenwinkel gebracht werden und dort als Abgrenzung zum Wald dienen. Damit Dauerparker nicht die für Badegäste wichtigen Parkplätze blockieren, wird dort die Parkzeit auf fünf Stunden begrenzt.

Die vielen Badegäste hinterlassen auch an anderen Stellen des Sees ihre Spuren. Parkbänke werden demoliert, Trampelpfade entstehen an ungünstigen Stellen, und immer wieder gibt es Schwimmer, die in den Schutzzonen verbotenerweise ins Wasser gehen. Auf Schildern wird um Rücksicht auf die Wasservögel gebeten.

Gänse hätten verstärkt den See als Refugium entdeckt und würden die Liegewiesen verkoten, hieß es in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Beim Seerundgang sah man tatsächlich eine Herde Gänse gemächlich über die regennasse Wiese watscheln. Das Problem ist an den anderen Seen im Landkreis ebenfalls bekannt. Eine Lösung haben die Weßlinger aber auch nicht.

Ortsbegehung am Weßlinger See

Viel zu klobig und hässlich finden die Weßlinger die dicken Baumstämme, die momentan als Abgrenzung zur Liegewiese dienen. Der Umweltausschuss hat jetzt beschlossen, dass sie weg müssen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Mittlerweile hat die Gemeinde bereits einen Schilderwald mit Handlungsanweisungen, Regeln und Verboten rund um den See aufgestellt. Sogar in arabischer Sprache warnt ein Schild vor dem plötzlich abfallenden Ufer im See. Ein wenig Zeit brauche man schon, um das alles zu studieren, gab Sturm zu. Immerhin haben die neuesten Tafeln QR-Codes - mit dem Smartphone abfotografiert, können sich die Seebesucher die Seeordnung dann in Ruhe auf dem Display zu Gemüte führen.

Immer wieder gibt es im Sommer Ärger mit lärmenden Jugendlichen, die in der Nacht am See feiern. Wegen der Beschwerden von Nachbarn hatte die Gemeinde im vergangenen Jahr zwei Parkbänke abmontiert, die sich als Partyzone etabliert hatten. Jetzt soll Ersatz geschaffen werden. Denn ältere und mobilitätseingeschränkte Bürger bräuchten bei ihrem Spaziergang um den See in regelmäßigen Abständen Sitzgelegenheiten, gab Roswitha Schwimmer vom Umweltbeirat zu bedenken. In der Nähe des Schottenhammel-Gasserls wird eine neue Bank aufgestellt werden. Um den Platz unter der Straßenlaterne weniger einladend zu machen, soll dort das Licht abgeschaltet werden. "Wenn das nicht funktioniert, dann kommt die Bank eben wieder weg", sagt Sturm.

Gänse am Weßlinger See; Weßling

Die Gänsekolonie fühlt sich wohl am Weßlinger See. Die Folge ist eine verkotete Liegewiese.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Seit dem letzten Auslichten vor drei Jahren sind die Sträucher am See wieder stark gewuchert. "Wir brauchen Sichtachsen zum Pfarrhof", forderte Rüba. Deswegen wird kräftig ausgelichtet werden. Dafür wollen die Weßlinger eine bienenfreundliche Kornellkirsche als Abgrenzung für ein neues Geländer am Karl-Haug-Park pflanzen. Dort wird es übrigens ebenfalls eine Änderung geben. Der Mülleimer, der an prominenter Stelle zwischen zwei Bänken steht, soll an den Rand versetzt werden. "Wer will schon neben einem stinkenden Abfalleimer sitzen?", fragte Pollok.

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