Klimaschutz:Firmen mit Vorbildfunktion

Elektroautos oder LED-Beleuchtung: Neun Unternehmen haben sich zusammengetan, um ihre Emissionen zu reduzieren

Von Peter Haacke, Starnberg

Die Welt, von oben betrachtet, kann schon einen verstörenden Eindruck hinterlassen. Selbst im eher beschaulichen Landkreis Starnberg, wo Klimawandel, Ressourcenschwund, Flucht vor Krieg, Hunger und Armut bislang kaum eine Rolle spielen, scheint sich ein neues Bewusstsein zu bilden: Neun engagierte Unternehmen aus dem Fünfseenland möchten eine Vorreiterrolle übernehmen, indem sie Emissionen im eigenen Unternehmen reduzieren und - im Idealfall - als klimaneutrales Unternehmen auch klimaneutrale Produkte anbieten. Ihre Repräsentanten wollen andere Unternehmen dazu motivieren, es ihnen gleich zu tun.

Treibende Kraft hinter dem Ansinnen ist Peter Frieß. Der Geschäftsführer der "Fokus Zukunft GmbH & Co KG" aus Berg ist überzeugt davon, dass der Klimawandel die größte Herausforderung für die Menschheit seit dem Ende der letzten Eiszeit ist. Allem Wissen über Ursachen und Folgeschäden des Treibhauseffektes und der Umweltverschmutzung zum Trotz dürfte eine Begrenzung der durchschnittlichen Temperaturerhöhung von zwei Grad Celsius auf der Erde seit Beginn des Industriezeitalters kaum mehr zu schaffen sein. Aktuelle Prognosen gehen vielmehr von vier Grad aus - mit verheerenden Folgen.

Entwicklungs- und Schwellenländer sind besonders vom Klimawandel mit seinem Treibhauseffekt betroffen, haben ihn allerdings nicht verursacht und auch kaum Möglichkeiten, sich gegen die Folgen zu wehren. Die Industrieländer dagegen verursachen hauptsächlich die Emissionen, haben Einfluss und Geld. Frieß ist der Überzeugung, dass die Industriestaaten erhebliches Interesse daran haben sollten, den globalen Klimawandel zu stoppen: Werden die Lebensumstände in Afrika, im Nahen und Mittleren Osten nicht verbessert, werden nach Berechnungen der Vereinten Nationen 2030 rund 50 Millionen Menschen auf der Flucht sein.

Angesichts des enormen Ressourcenverbrauchs in den Industrieländern "bräuchten wir eigentlich drei Erden", weiß Frieß, der mit Sorge auf die Klimaschutzabkommen von Kyoto (1997) und Paris (2016) schaut. Durch den Kauf von CO²-Zertifikaten soll unter anderem der Ausbau von erneuerbaren Energien in Entwicklungs- und Schwellenländern vorangebracht werden. Es ist ein Vielfaches preiswerter, Emissionen dort auszugleichen, wo ohnehin neue Kraftwerke gebraucht werden - etwa in Indien oder Brasilien. Doch Umwelt- und Klimaschutz in der Fremde allein verheißt noch keine Rettung - und deshalb möchten neun Unternehmen aus Starnberg, Berg und Tutzing im eigenen Haus damit beginnen.

Beteiligt am losen Zusammenschluss der Firmen sind etwa eine Buchhandlung, ein Optiker, ein Reisebüro, ein Kopfhörerhersteller, aber auch eine Agentur für Kommunikationsdesign, Unternehmensberater, Entwickler von Elektroantriebssystemen oder Ingenieure für Energiewirtschaft. Motto: "Es muss jeder etwas tun, es kann jeder etwas tun". Es geht darum, den individuellen ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten.

Die Wege zum Ziel sind durchaus verschieden: So hat Michael Willberg (Ultrasone AG), bekennender Freund leistungsstarker Autos, seinen Fuhrpark überwiegend auf E-Fahrzeuge umgestellt. Jochen Reitberger (Reitberger Brillen) ließ eine E-Ladesäule vor seinem Geschäft aufstellen, andere rüsteten ihre Beleuchtung komplett auf LED um. Freilich hat das Ganze aber auch seine Grenzen. So wird Michael Lang (Starnberger Reise AG) seinen Kunden kaum empfehlen, eine Reise nach Mallorca schwimmend zu bewältigen. Aber auch er ist bemüht, sein Unternehmen im Rahmen der Möglichkeiten energie- und umweltbewusst zu führen. Und selbst simpler Verzicht kann bereits eine Möglichkeit sein, das Klima zu schonen.

Kontakt zu lokalen Agenda-Gruppen, zur Industrie- und Handelskammer (IHK) oder zur Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung im Landkreis Starnberg (gwt) hat die Gruppe bislang zwar noch nicht aufgenommen. Doch es gibt eine konkrete Zielvorgabe zur Erweiterung des Netzwerkes, das sich dem Kampf gegen den Klimawandel verschrieben hat: Bis Ende 2018 sollen hundert heimische Unternehmen mitmachen; Ansprechpartner ist Peter Frieß.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: