Kino-Premiere:Wahrhaftig bayrisch

Andechs: Kinopemiere 'Zwei Herren im Anzug'

Irm Hermann, Martina Gedeck und Josef Bierbichler (von links) bei der Premierenfeier im Florianstadl.

(Foto: Nila Thiel)

Sepp Bierbichler präsentiert mit "Zwei Herren im Anzug" die Verfilmung seines Romans "Mittelreich". Die Premiere feiert er mit 500 Gästen in Andechs.

Von Ute Pröttel, Andechs

Am Sonntag wurde in Andechs der rote Teppich ausgerollt: Josef Bierbichler und Filmproduzent Stefan Arndt hatten sich den Florianstadl als Location für die Weltpremiere ihres neuesten Films ausgesucht. In den Tagen zuvor war bereits ein Hightech-Filmprojektor und die dazugehörige Tonanlage installiert worden. Der Film "Zwei Herren im Anzug" basiert auf dem autobiografischen Roman "Mittelreich" von Josef Bierbichler. Der Erbe des Ambacher Gasthauses Fischmeister verfasste nicht nur das Drehbuch zum Film, sondern führte auch selber Regie und übernahm die Doppelrolle des jungen und alten Seewirts Pankraz. Als Schauspieler drehte Bierbichler, der im April seinen 70. Geburtstag feiert, viel beachtete Filme mit Regisseuren wie Werner Herzog, Doris Dörrie, Tom Tykwer oder Caroline Link.

Zur Premiere waren rund 500 Gäste nach Andechs in den Landkreis Starnberg gekommen. Mehr als 100 von ihnen waren Mitwirkende vor und hinter der Kamera. "Eigentlich hatten wir auf das erste warme Frühlingswochenende in Bayern gehofft", erzählt Produzent Stefan Arndt. Und noch lieber wäre ihm eine Open Air-Premiere am See gewesen. Arndt ist schon über so manchen Premierenteppich geschritten, doch in der Nacht vor der Premiere hatte ihn dann doch der erneute Wintereinbruch nervös gemacht. "Ich hatte ein wenig Angst, dass wir nur zu fünfzehnt hier sitzen."

Von den Witterungsverhältnissen in keinster Weise aus der Ruhe bringen ließ sich Hauptdarstellerin Martina Gedeck. "Bayern im März, da kann es doch jederzeit nochmal Schnee geben", sagt sie als sie schon kurz nach der zweieinhalbstündigen Filmvorführung ihre Pumps gegen wärmere Schuhe wechselt. Martina Gedeck übernimmt im Film die Rolle der Seewirtin Theres und liefert als gebürtige Münchnerin eine perfekte Leistung in bayrischer Mundart ab. Kein Stück sei an den Szenen mit ihr und Josef Bierbichler geschnitten worden, erzählt Produzent Stefan Arndt nach der Vorführung. Martina Gedeck ist der Star an diesem Tag in Andechs. Im eng anliegenden Paillettenkleid posiert sie mit den vielen Kollegen, die ebenfalls alle nach Andechs gekommen waren. Nur einer wollte partout nicht aufs Bild: Josef Bierbichler. Dafür stand Simon Donatz im Blitzlichtgewitter der Fotografen. Er ist der Sohn von Josef Bierbichler und tritt mit der Doppelrolle des ganz jungen Pankraz beziehungsweise dessen Sohn Semi in die Fußstapfen des berühmten Vaters.

Unter den Premierengästen war auch der Organisator des Fünf-Seen-Filmfestivals, Matthias Helwig. Er genoss es, einmal nichts organisieren zu müssen und freute sich auf die Vorführung im rustikalen Stadl. Schon mehrfach hatte er selber mit dem Gedanken einer Filmvorführung gespielt, dies aber immer aufgrund der Größe des Raumes verworfen. Helwig zeigte sich nach dem Film sehr beeindruckt. "Was für eine Wahnsinnsleistung. Und was für eine Geschichte. Wir brauchen solche Filme." Ob "Zwei Herrn im Anzug" in diesem Jahr bei seinem Filmfestival zu sehen sein wird, konnte er nicht sagen. Sehr wohl war er aber auch gekommen, um Josef Bierbichler als Gast zum Starnberger Festival einzuladen. Ob er ihn überzeugen konnte, seinen Film ebenfalls mitzubringen, dazu wollte Helwig sich verschmitzt lächelnd später nicht äußern.

Produzent Stefan Arndt hofft indes, dass der Film, der am kommenden Donnerstag in den deutschen Kinos anläuft, es noch wesentlich weiter schafft. Auf die Frage, ob der Film das Zeug zum Auslands-Oscar hat, antwortete er: "Für mich auf jeden Fall. Weil er sich auf ganz wahrhaftige Art und Weise mit Bayern auseinandersetzt." Für Arndt ist "Zwei Herren im Anzug" die süddeutsche Entsprechung zu dem ebenfalls von ihm produzierten Film "Das weiße Band" von Michael Haneke, der 2009 die Goldene Palme in Cannes gewonnen hat und 2010 für einen Auslands-Oscar nominiert war.

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