Kinderhaus in Bernried:"Kinder sind nach der Weihnachtspause sicher"

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Nach sexuellen Übergriffen unter Kindern bemüht sich der Bürgermeister, die Wogen wieder zu glätten.

Sylvia Böhm-Haimerl

Das Krisenmanagement arbeitet zügig an der Aufarbeitung der Probleme im Kinderhaus Bernried. Nach einem Treffen der Verantwortlichen am 24. Dezember sagte Bürgermeister Josef Steigenberger, die Eltern könnten sich darauf verlassen, dass ihre Kinder in Sicherheit seien, wenn die Einrichtung nach den Ferien wieder öffne. Und der Vorsitzende des Trägervereins, Philipp Vogler, erklärte: "Die Sache ist im Rollen. Die Leute können ihre Kinder wieder beruhigt in den Kindergarten geben." Zu den Details wollte er jedoch nicht Stellung nehmen. Wie berichtet, war es über einen längeren Zeitraum zu Übergriffen von Kindern an Kindern gekommen, die offenbar weit über "Doktorspiele" hinausgegangen sind. Die Kinder sind zwischen drei und sechs Jahre alt. Nach dem bekannt werden der Vorfälle wurde der Kindergartenleiterin fristlos gekündigt und die zuständigen Fachbehörden eingeschaltet. Dies hatte die Vorstandschaft des Trägervereins den Mitgliedern auf einer außerordentlichen Versammlung in der vergangenen Woche mitgeteilt. "Aus Doktorspielen wurden Machtspiele in einem Ausmaß, das man nicht mehr tolerieren kann", sagte Vogler damals. Auf Nachfrage der Eltern, in welcher Kindergartengruppe die Übergriffe stattgefunden hätten, erklärte die stellvertretende Vorsitzende Barbara Walder, das könne man noch nicht eingrenzen. Unterdessen haben sich die Vorfälle laut Steigenberger auf die Nachmittagsgruppe konzentriert. Im Zuge der Krise kam es zu einem schweren Zerwürfnis mit dem Ausschuss, der zusammen mit der Vorstandschaft das Kinderhaus verwaltet. Zunächst hatte die Führungsriege ihren Rücktritt erklärt, den sie aber später wieder revidierte. Im Gegenzug hatte der Ausschuss einen Antrag auf Rücktritt der Vorstandschaft gestellt und die Übertragung aller Verantwortlichkeiten auf ihr eigenes Gremium gefordert. Man sei nicht ausreichend informiert worden, begründete der Ausschuss den Antrag. Seiner Ansicht nach muss auch die fristlose Kündigung der verantwortlichen Kindergartenleiterin juristisch geprüft werden. Es sei nicht sicher, ob tatsächlich eine Aufsichtspflichtverletzung stattgefunden habe, hieß es auf die Frage von Eltern, warum die Vorfälle nicht bemerkt worden seien. Die Mitglieder hatten anschließend allen verantwortlichen Gremien den Auftrag erteilt, persönliche Animositäten zurückzustellen und vorrangig die Krise zu lösen. Und Steigenberger hatte sich zur Verfügung gestellt, die Leitung des Krisenmanagements zu übernehmen. Als ersten Schritt wurden laut Steigenberger alle Eltern informiert, wo sie sich Rat holen können. Es seien drei Beratungsstellen und Kinderärzte eingeschaltet worden, die mit Eltern und betroffenen Kindern intensive Gespräche führen. Noch in dieser Woche wird die kommissarisch eingesetzte neue Kindergartenleiterin Andrea Hatzl-Kroek zusammen mit Fachleuten ein neues Konzept erarbeiten, damit derartige Vorfälle in Zukunft ausgeschlossen werden können. "Die Eltern werden sich darauf verlassen können, dass so etwas nicht mehr passiert", versprach Steigenberger. Alle weiteren Probleme, etwa ob die fristlose Kündigung rechtens sei, werde in weiteren Schritten abgearbeitet. Nach Angaben des Bürgermeisters muss zudem geprüft werden, ob die Vorstandschaft noch im Amt ist. Nach dem Vereinsrecht könne ein schriftlicher Rücktritt nicht mehr zurückgenommen werden. Deshalb müssten Neuwahlen angesetzt werden. Doch trotz allem habe sich die Situation im Dorf und auch unter den Eltern "ziemlich beruhigt", erklärte Steigenberger erleichtert.

Das wegen Missbrauchsfällen ins Gerede gekommene Kinderhaus Bernried will die Vorfälle schnellstmöglich aufarbeiten. Foto: Fuchs (Foto: Franz Xaver Fuchs)
© SZ vom 27.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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