Kempfenhausen:Mit Cello und Waschbrett

Das Seejazz-Festival glänzt mit Stilvielfalt und Ambiente

Von Armin greune, Kempfenhausen

Von wegen Sauregurkenzeit: Mit fünf hochrangigen Konzerten schickt sich das fünfte Seejazz-Festival auch heuer an, das kulturelle Sommerloch im Fünfseenland zu stopfen. Vom 12. bis 19. August kann man rund um den Starnberger See ein breites Spektrum unterschiedlicher Stilrichtungen miterleben: vom klassischen Hot-Jazz über Funk, Latin und Salsa bis hin zu Grenzgängen in die Welt der Klassik. Zum Konzept des Festivals gehört auch die handverlesene Auswahl an Spielstätten, die ein stimmiges Ambiente für die Konzerte versprechen.

Den Auftakt macht das Dieter Ilg Trio, das am Samstag, 12. August, im Rittersaal von Schloss Kempfenhausen auftritt. Der Bandleader und Bassist hatte sich auf seiner jüngsten CD Richard Wagners "Parsifal" gewidmet, nun wagt er sich noch weiter auf den musikalischen Olymp hinauf: "Mein Beethoven" ist das Programm überschreiben, das er gemeinsam mit Pianist Rainer Böhm und Drummer Patrice Héral präsentieren wird. Schon das Wagner-Album war mit dem hingehauchten Thema aus Beethovens Neunter ausgeklungen, nun darf man auf eigenwillige Interpretationen von "Pastorale", "Pathétique" und weiteren Klaviersonaten gespannt sein. Ilg sieht im klassischsten deutschen Komponisten "einen großen Improvisator am Klavier" und will den Meister mit elektrisierende Vitalität zum Singen und Swingen bringen.

Schon tags darauf folgt der nächste Streich, wenn im Schlossgut Oberambach Banda Brasil erwartet werden. Das Quintett sieht sich der traditionellen Música Popular Brasileira ebenso verpflichtet wie moderneren Jazz- und Popklängen. Im Zentrum des Geschehens steht der zweistimmige Gesang von Mila Santana aus Bahia und Gitarrist Jefferson Teixera aus Porto Alegre. Mit ihnen musizieren Andy Lutter (Piano), Paul Tietze (Bass) und als Bandleader Elmar Schmidt (Schlagzeug), der seit zehn Jahren tief in die brasilianische Musikszene Münchens verstrickt ist.

Weiter geht es am Mittwoch, 16. August, auf dem Museumsschiff "Tutzing" mit Hansi Enzenspergers Organ Explosion. Das Trio vermag selbst abgenudelten Ausflugsdampfer-Hits wie "Quando, quando, quando" neues Leben einzuhauchen. Mit Ludwig Klöckner am Bass und Manfred Mildenberger an den Drums wird ein clubtauglicher Groove entfacht, den die saftigen Sounds von Hammond- und Wurlitzerorgel dominieren.

Wieder nur einen Tag später treten Paris Washboard in der Alten Post Seeshaupt auf. Daniel Barda (Posaune), Alain Marquet (Klarinette), Louis Mazetier (Piano) und Gérard Bagot (Waschbrett) interpretieren virtuos den Swing und Hot Jazz der 1920er und 1930er Jahre - etwa Stücke von Fats Waller oder Duke Ellington -, steuern aber auch Eigenkompositionen bei.

Ein finaler Höhepunkt dürfte das Gastspiel von Klaus Paier und Asja Valcic auf der Roseninsel am 19. August werden. Der Kärntner Paier gilt als herausragender Akkordeonist der europäischen Jazzmusik, setzt sich aber über alle Genregrenzen hinweg. Seit mehr als zehn Jahren spielt er mit der Cellistin Valcic, beide zusammen schaffen schon durch die ungewöhnliche Kombination ihrer Instrumente ganz eigene Klangwelten zwischen Jazz und Barock, Tango und Walzer.

Weitere Einzelheiten zu den Konzerten und eine Auflistung der Vorverkaufstellen finden sich auf den Websites www.seejazz.de.

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