Kempfenhausen:Erste Jobangebote

Krankenhäuser und Sozialverbände zeigen sich interessiert an den bald arbeitslosen Mitarbeitern der Schön-Klinik

Für die Belegschaft der Schön-Klinik am Ostufer des Starnberger Sees muss der Blick auf die Homepage ihres Arbeitgebers in diesen Tagen wie Hohn wirken. Noch immer steht dort der Aufruf: "Jetzt bewerben". Sieben Stellen, so ist dort zu lesen, werden für das Krankenhaus am Standort Kempfenhausen angeboten. Dabei müssen sich die mehr als 200 Mitarbeiter nun eine neue Arbeit suchen. Am Donnerstag hatte die Schön-Gruppe völlig überraschend die Schließung der Klinik zum Jahresende bekanntgegeben. Im Kreis wird bereits fieberhaft nach einer Lösung gesucht, wie der Patientenstrom abgefangen, wie der Belegschaft geholfen werden kann.

Ein erster Ansatz dazu kam bereits am Freitagvormittag vom Kreisgeschäftsführer des BRK, Jan Lang. Mit der Eröffnung des Rotkreuzhauses in Gilching - einem Hausgemeinschaftsmodell für Senioren - besteht beim Bayerischen Roten Kreuz akuter Personalbedarf. Für diese Einrichtung, aber auch für das Schloss Garatshausen und die ambulanten Dienste in Starnberg, Gauting und Herrsching sucht er Pflegekräfte, Pflegehilfskräfte und auch Hauswirtschaftskräfte. Mindestens 20 Stellen würde er gern mit Mitarbeitern der Schön-Klinik besetzen: "Wir wachsen und werden weiter wachsen." Er will sich nun mit der Arbeitnehmervertretung, der Personalleitung und der Geschäftsführung der Schön-Klinik in Kempfenhausen ins Benehmen setzen. Lang sagte der SZ am Freitag, er habe bereits versucht, dort anzurufen, aber keinen Zuständigen erreicht. Ein Flyer mit seinen Stellenangeboten sowie den finanziellen Konditionen ist dort aber bereits via E-Mail eingegangen.

Eine Reaktion darauf gibt es aber noch nicht. Die Mitarbeiter in der Schön-Klinik sind von der Nachricht, dass der Standort am Starnberger See aufgegeben wird, noch völlig geschockt. Trotzdem sind an diesem Tag alle Mitarbeiter in der Arbeit erschienen: "Weil uns die Patienten und die Kollegen am Herzen liegen", wie Betriebsratsvorsitzende Elke Weiß-Kostorz sagt. Auch sie kämpft beim Telefonat mit der SZ mit den Tränen. "Wir sind fassungslos, wütend und entsetzt", sagt sie. Die Mitarbeiter könnten nicht verstehen, "wie es so weit bei unserer Top-Medizin hier kommen konnte". Erst vor wenigen Tagen habe es ein Warnsignal gegeben - weil plötzlich ein "Einstellungs- und Investitionsstopp" verkündet worden sei. Mehr will sie an diesem Freitag nicht sagen. Ebenso wenig wie Ingo Rebmann, der erst Anfang des Jahres die Klinikleitung übernommen hatte. Auch ihm ist die Erschütterung anzumerken. Er beruft sich auf eine Vereinbarung, an die er sich halte: "Wir können und dürfen Ihnen nichts dazu sagen."

Unterdessen wird im Kreis bereits laut darüber nachgedacht, wie Patientenversorgung und Arbeitskräfte auf andere Häuser umverteilt werden können. Landrat Karl Roth hatte bereits am Donnerstag in diesem Zusammenhang neben dem Krankenhaus Wolfratshausen auch das Kreisklinikum Starnberg ins Spiel gebracht. Am Freitag sagte er, dass man allerdings sehen müsse, wie die Betten vom zuständigen Ministerium verteilt würden. Entsprechend müsse dann über personelle Kapazitäten und mögliche Erweiterungen nachgedacht werden. Der Starnberger Klinikchef Thomas Weiler drückt sich ähnlich aus. "Wir können das nur gemeinsam lösen." An einem "runden Tisch", - mit allen Kliniken des Kreises und der Umgebung, den Kommunen und dem Ministerium. Klar ist für ihn jedenfalls eines: "Wir werden unseren Stellenplan für 2017 anders berechnen müssen." Aber bereits jetzt habe auch er freie Stellen anzubieten, vor allem im Bereich der Pflege. Für Beschäftigte in der Verwaltung sowie für Mediziner allerdings könnte es schwieriger werden, eine neue Aufgabe in der Region zu finden, so seine Einschätzung: "Aber Ärzte, so sehen wir es auch immer in den Lebensläufen, sind in der Regel mobiler."

Bestürzt äußerte sich auch der Geschäftsführer des Benedictus Krankenhauses in Tutzing, Simon Machnik. Die Schließung sei eine "Riesenüberraschung". Er habe "nur Gutes" von der Schön Klinik gehört, sagte er. Aber auch er gibt den Mitarbeitern, die bald in Kempfenhausen ihren Job verlieren, neue Hoffnung: "Wenn sich gute Leute bei uns bewerben, gibt es immer eine Chance."

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