Kandidatenkür:Mit Biss und Beamtenstatus

Der Polizist Florian Schotter tritt für die Tutzinger CSU, die Freien Wähler küren Marlene Greinwald

Von Ute Pröttel, Manuela Warkocz, Tutzing

In Tutzing dreht sich das Kandidatenkarussell für die Wahl eines neuen Bürgermeisters am Sonntag, 14. Januar. Der CSU-Ortsverband hat sich am Montag mit klarer Mehrheit für Florian Schotter ausgesprochen. Der 42-jährige Tutzinger, politisch bislang unbeleckt und erst seit kurzem Parteimitglied, setzte sich nach einer sympathischen Bewerberrede mit 26 zu 14 Stimmen gegen den stellvertretenden Ortsvorsitzenden Claus Piesch durch. Zur gleichen Zeit hoben die Freien Wähler ihre einzige Bewerberin Marlene Greinwald auf den Schild.

Für die CSU kommt die Wahl, die nach dem Tod von Rudolf Krug (ÖDP) nötig ist, denkbar ungünstig mitten in der Amtsperiode. Von ihren Gemeinderäten wollte keiner kandidieren. Ortsvorsitzender Thomas Parstorfer will aber nichts unversucht lassen, der CSU wieder den Chefposten im Rathaus zu sichern wie unter den Bürgermeistern Alfred Leclaire und Peter Lederer. Da kam ein eingefleischter Tutzinger wie Schotter gerade recht, ein gestandener Mann mit buntem Lebenslauf, Biss und Beamtenstatus. Die CSU-Führung hatte den Oberkommissar und Diplom-Verwaltungsfachwirt angesprochen. Claus Piesch hatte seinen Hut selbst in den Ring des zweitgrößten CSU-Ortsverbandes im Landkreis geworfen.

Tutzing: BM Kandidatin der FW Marlene Greinwald

Marlene Greinwald geht für die Freien Wähler ins Rennen um das Bürgermeisteramt in Tutzing.

(Foto: Nila Thiel)

Die Präsentation der beiden Bewerber im proppenvollen Kegelbahn-Lokal des Tutzinger Hofs verfolgten immerhin 41 der 141 Tutzinger CSU-Mitglieder. Parstorfer und Altbürgermeister Lederer als Wahlleiter legten Wert auf größtmögliche Fairness und Geschlossenheit und losten aus, wer zuerst loslegen durfte. Schotter, 1,94 Meter groß, mit Trachtenweste, stellte sich grinsend als "der ominöse Unbekannte" vor. Locker und detailreich schilderte er seine Verwurzelung mit Tutzing: als Jugendlicher bei den Trachtlern und Schützen, den TSV-Skifahrern und Fußballern. Eishockey liebe er, man müsse aber keine Angst haben, dass er als Bürgermeister als erstes ein Eisstadion baue. "Aber schön wär's schon", lachte er.

Bis heute ist Schotter aktiver Feuerwehrler. Seinen Berufswunsch "Polizist" konnte er sich wegen starker Kurzsichtigkeit erst nach einer Operation mit 28 Jahren erfüllen, machte davor eine Hotelfachausbildung im Kaiserin Elisabeth, holte das Wirtschafts-Fachabitur nach und war Rettungsassistent. Heute ist er stellvertretender Dienstleiter in der Polizeiinspektion 11 neben dem Hofbräuhaus in München, hat bei der Einführung des Digitalfunks auf hoher politischer Ebene mitgewirkt und war für die Sicherheit beim G7-Weißwurstfrühstück in Garmisch verantwortlich. Seit 2016 ist er verheiratet, nächsten Februar kommt sein erstes Kind. "Jetzt stehe ich an einem Punkt, wo ich sagen kann, ich kann das zu 100 Prozent leisten", äußerte er zu einer möglichen Wahl als Bürgermeisteramt. Gefragt, was er für die Gewerbetreibenden tun könne, versprach er, sie mehr einzubinden: "Reden bringt Leit' zsam."

Tutzing: BM Kandidat der CSU: Florian Schotter

Florian Schotter kandidiert für die CSU.

(Foto: Nila Thiel)

Das überzeugte die CSU-ler offenkundig mehr als die etwas steife Dia-Show, mit der der ehrgeizige Berufsoffizier und Kreisjugendringvorsitzende Piesch seine Stärken hervorhob. Piesch erwies sich als guter Verlierer, bereit Schotters Wahlkampf zu unterstützen.

"Tutzing ist auf einem guten Weg" - mit diesem Satz begann Marlene Greinwald einen Stock höher im Tutzinger Hof bei den Freien Wählern ihre Bewerbung. Sie sagt lieber "wir" als "ich". Seit einem guten Jahr führt die Dritte Bürgermeisterin zusammen mit Elisabeth Dörrenberg (CSU) die Geschäfte der Gemeinde. Sie weiß also, worauf sie sich einlässt, als sie sich von 15 stimmberechtigten Mitgliedern der Wählervereinigung das Votum zur Kandidatur abholt. Kreisvorsitzender Albert Luppart übernahm die Versammlungsleitung. Greinwald selber eröffnete den Abend.

"Es ist ein trauriger Anlass, der uns heute hier zusammenführt", erinnerte Greinwald an den Tod Krugs im August. In den drei Jahren im Amt habe er es geschafft, dass Gemeinderat, Verwaltung und Bürger konstruktiver zusammenarbeiteten. Genau diesen Weg würde auch sie als Bürgermeisterin weitergehen. In Xanten am Niederrhein geboren, verschlug es sie an den See, wo sie in eine der ältesten Fischerfamilien einheiratete. Die heute 55-Jährige schloss ihre Ausbildung zur staatlich geprüften Wirtschafterin für Landbau ab, stellte den Hof schon 1986 auf Öko-Betrieb um. "Der Hof ist so organisiert, dass ich mich mit gutem Gewissen um das Bürgermeisteramt bewerben kann", versicherte die dreifache Mutter der SZ. Wenn es darum geht, was alles anzupacken ist, merkt man, dass sie mit den vielen Themen, die auf dem Schreibtisch eines Bürgermeisters landen, vertraut ist. Das sind zum Beispiel erschwinglicher Grund und Boden für Gewerbetreibende, die Hauptstraße, der verwaiste Andechser Hof, Umbau von Grund- und Mittelschule, Parkplätze und Busverbindungen. Eine Lösung suche sie immer unter nachhaltigen und ökologischen Aspekten, sagt sie,

Das werden wohl auch die Grünen von sich sagen. Sie machen ihre öffentliche Aufstellungsversammlung am Montag, 30. November, um 19.30 Uhr im Tutzinger Hof. Bislang einziger Bewerber: Bernd Pfitzner.

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