Kaffeefahrt: Dubioses Angebot:Der Trick mit dem Fernseher

Sie locken mit "Gewinnanteilen" und haben doch nur überteuerte Heizdecken im Angebot: Immer wieder fallen Menschen auf Kaffeefahrt-Anbieter herein. Derzeit warnt die Polizei vor einer dubiosen Fahrt nach St. Gallen.

Andreas Ostermeier

Offenbar landkreisweit sind Bürger mit Hilfe von sogenannten Gewinnbestätigungen zu Kaffeefahrten eingeladen worden. 2350 Euro werden demjenigen, der nicht so genau hinschaut, von einem "Hömmen Reisedienst" versprochen. Auf den zweiten Blick ist allerdings nur noch von einem "Gewinnanteil" die Rede.

Kaffeefahrt

Rentnerinnen auf Kaffeefahrt: Die Polizei warnt vor einem dubiosen Anbieter von Kaffeefahrten, der für Ende Juni mit einem Ausflug nach St. Gallen lockt. 

(Foto: bug.bildextern)

Für Eberhard Heiss aus Germering, ehemaliger Richter am Bayerischen Obersten Landesgericht, ist der Fall klar: Er spricht von einem "unseriösen" Angebot, das auch seine Frau erhalten hat. Nirgends sei die Firma "Hömmen Reisedienst" registriert, schreibt der Germeringer an die SZ und verweist auf die Internet-Seite des hessischen Lahn-Dill-Kreises. Auf der findet sich unter dem Stichwort "Kaffeefahrten" auch eine Warnung vor dem genannten Reisedienst mit Postfach 1110 aus 49618 Löningen in Niedersachsen.

Am Montag, 28. Juni, will der Veranstalter der Kaffeefahrten die vermeintlichen Gewinner auf einen Ganztagesausflug nach St. Gallen mitnehmen. Auf der Fahrt soll der Gewinn in bar ausgezahlt werden. Der Bus hält laut Information des Reisedienstes um 5.45 Uhr früh am Bahnhofsplatz in Germering-Unterpfaffenhofen. Zuvor klappert er zahlreiche Orte im südlichen Landkreis München und im Würmtal sowie die Gemeinde Gilching ab. Dort macht der Bus um 5.35 Uhr an der Post in der Römerstraße Station.

Angeblich gibt es für die Mitfahrenden auch noch gratis eine Espresso-Kaffeemaschine (für die Frauen), ein Werkzeugset (für die Männer) oder einen Farbfernseher (für Paare). Zwei Tage später holt offenbar ein weiterer Bus Landkreiseinwohner aus den Gemeinden Olching, Maisach und Fürstenfeldbruck zur Kaffeefahrt ab. Jedenfalls hat Marianne Schiessl aus Emmering eine Einladung für eine Tagesfahrt am Mittwoch, 30. Juni, erhalten.

Der Landkreis Lahn-Dill warnt ausdrücklich davor, auf eine solche Fahrt mitzukommen. Die meisten Menschen, heißt es in dessen Informationen, seien den Verkäufern nicht gewachsen, die auf einer Tagesfahrt versuchen, ihre Waren zu verkaufen. Nicht in den Bus einzusteigen, das rät auch Bernd Matuschek von der Germeringer Polizei.

Es geht "nur ums Geschäft"

Das Angebot einer Kaffeefahrt richte sich meist an Senioren. Diese suchten oft nach Gelegenheiten, mit anderen etwas zu unternehmen. Doch mit einem Ausflug hätten die Angebote nichts zu tun, es gehe dabei "nur ums Geschäft", sagte Matuschek im Gespräch mit der SZ und verwies auf eine polizeiliche Informationsschrift, die auch im Internet einzusehen ist (www.polizei-beratung.de). Meist sollten den Mitfahrern Betten, Decken, Kochtöpfe oder Badezusätze verkauft werden, nach Erfahrung der Polizei oft teurer als im Fachhandel, heißt es dort.

Fährt jemand dennoch mit, solle er nichts unterschreiben, was er nicht verstanden habe. Kaufverträge müssten immer Datum und Unterschrift tragen, die genaue Anschrift des Verkäufers enthalten und auf das Widerrufsrecht hinweisen, sagt Matuschek. Dieses gilt auch, wenn die Kaffeefahrt ins Ausland führt. Voraussetzung ist, dass in Deutschland dafür geworben worden ist und ein deutsches Unternehmen Fahrt und Verkauf organisiert.

Doch trotz Warnungen durch die Polizei lassen sich manche Menschen nicht abhalten, zu einer solchen Verkaufsfahrt aufzubrechen. Der Germeringer Polizist weiß davon zu erzählen: Er habe anlässlich einer solchen Fahrt vor einiger Zeit die auf den Bus Wartenden aufzuklären versucht über das, was auf sie zukommt. Doch vier oder fünf Personen seien trotzdem eingestiegen. Sie wollten gerne mitfahren und wüssten, auf was sie sich einließen, erwiderten die Angesprochenen laut Matuschek auf seine Warnungen.

Am 28. Juni will er es dennoch wieder mit Aufklärung versuchen und am frühen Morgen einen Streifenwagen zum Bahnhof Germering-Unterpfaffenhofen schicken. Christina und Eberhard Heiss liegen dann wohl noch im Bett. "Wir werden ganz sicher nicht auf den Bus warten", sagt Christina Heiss.

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