Kabarett:Frohlocken nach Dienstvorschrift

Starnberg: SBH Heimatbühne STA und Kasbrettl 'Vorschriftsmäßig'

Selbst das Schwert von Erzengel Michael (Markus Kreisl) ist - wegen der Flammen - im Himmel eine Gefahrenquelle und soll eingezogen werden.

(Foto: Nila Thiel)

Die Starnberger Kabarettgruppe "Kasbrettl" macht sich gemeinsam mit der Heimatbühne über die Regulierungswut von Behörden lustig. Bei der Premiere kommt ihr neues Stück gut an

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Verordnungen, staatliche Vorgaben und Feuerwehrvorschriften, Dienstvorschriften, Landkreis-Einsatzprotokolle und der Maibaum-TÜV, dazu Sondervorschriften der Stadt Starnberg: Bei so vielen Vorschriften kann einem der Kopf schon schwirren. Wenn dann noch zusätzlich die Brandschutzvorschriften eingehalten werden müssen, bedeutet das das Aus für die Auftritte der Starnberger Kabarett-Gruppe "Kasbrettl" im Pfarrzentrum. Doch das hat auch sein Gutes, denn dadurch haben die Freizeit-Kabarettisten nach langer Zeit wieder eine gemeinsame Produktion mit der Heimatbühne auf die Beine gestellt. "Vorschriftsmäßig" heißt das Stück, das die beiden Ensembles gemeinsam geschrieben haben und in dem sie der Regulierungswut der Bürokraten einen Denkzettel verpassen. Bei der Premiere am Donnerstag in der fast ausverkauften Schlossberghalle wurde das amüsante und kurzweilige Miteinander begeistert beklatscht.

Nach Kasbrettl-Tradition lassen die Autoren das politische Jahr in Starnberg und ihre Sicht auf die Ortspolitik versehen mit viel Spott Revue passieren. Natürlich wird mit Seitenhieben auf die Streitkultur im Stadtrat und die ständig lamentierende Orts-CSU nicht gespart. Ab und an wird ein Blick über den Tellerrand geworfen in die Gemeinde Berg (die Windräder saugen uns die ganze Luft weg), zu den renitenten Söckingern (ich frage mich, wie man aus denen Europäer machen will, wenn sie nicht mal g'scheide Starnberger sind) oder zu den Flüchtlingen (der gemeine Syrer versaut uns nicht die Immobilienpreise. Die schlimmsten Fremden kommen nicht mit dem Schlauchboot übers Meer, sondern mit dem Porsche-Cayenne). Wenn sich die Autoren dieses witzigen Stücks zudem mit schauspielerischem Können unter die Heimatbühnen-Darsteller mischen, wird das Spektakel zu einem wunderbaren Vergnügen für die Zuschauer.

In der unterhaltsamen Geschichte wird sogar der Himmel eingeschaltet als höchste Stelle, die den nicht enden wollenden Starnberger Streit schlichten soll. Thomas Beigel rauft sich als Petrus im Himmel die silbergraue Lockenpracht über den Starnberger Stadtrat. Er muss sich auch noch mit dem Vorschrifts-Irrsinn, wie Flügel-TÜV für die Engel und den Dienstvorschriften zu Zwangspausen beim Frohlocken herumärgern. Wenn es nach dem Heiligen Florian (Bernhard Grawinski) geht, müssen schnellstens alle Gefahrenquellen beseitigt werden, wie etwa das Flammenschwert des Erzengels Michael (Markus Kreisl). Max Wörsching ist die Rolle des Schlossgeistes buchstäblich auf den Leib geschrieben. Jahrhunderte lang führte er ein ruhiges Dasein zwischen Finanzbeamten, bis er in den Himmel geschickt wird, um für die zerstrittenen Starnberger ein Wunder zu erbitten. Herrlich agiert Manfred Stark als Bürgermeisterin Eva John mit monarchischen Machtansprüchen. Sonderapplaus bekamen auch Andreas Weger, der als mit allen Wassern gewaschener Makler eine Wohnanlage für Leute ab 60 (60 000 Euro Einkommen) verkauft und Wolfgang Siebler als pfiffiger Hausmeister. Ein weiteres Highlight ist die Musik der Band unter der Leitung von Benjamin Keinert sowie der Gesang der Darsteller. Dank moderner Technik gibt es keinen Bühnenumbau mehr. Die goldene Eingangspforte in den weißblauen Himmel wird einfach auf die Leinwand projiziert. Die Kombination aus Theater und Kabarett hat zwar Ähnlichkeit zum Bühnenstück "Der Brandner Kaspar und das ewige Leben", doch das war offenbar gewollt. Der anhaltende Applaus für ein Stück, in dem man herzhaft lachen kann, war absolut verdient.

Weitere Vorstellungen sind zu sehen am Donnerstag, Freitag und Samstag, 6., 7. und 8. Oktober, jeweils um 20 Uhr. Karten gibt es im Kulturbüro und im Tourismusbüro der Stadt Starnberg.

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