Jubiläum:Die Schrittmacher

Jubiläum: Vor etwa 100 Zuhörern spricht der Bernrieder Bürgermeister Josef Steigenberger über das anfangs schwierige Verhältnis zwischen der Gemeinde und der Reha-Klinik in Höhenried. "Wir haben sie nicht gleich ins Herz geschlossen", sagte er.

Vor etwa 100 Zuhörern spricht der Bernrieder Bürgermeister Josef Steigenberger über das anfangs schwierige Verhältnis zwischen der Gemeinde und der Reha-Klinik in Höhenried. "Wir haben sie nicht gleich ins Herz geschlossen", sagte er.

(Foto: Arlet Ulfers)

50 Jahre Klinik Höhenried: Die Festredner betonen, dass das Haus mit 400 Mitarbeitern Pionierarbeit leiste. Einzig Bürgermeister Steigenberger erinnert an Querelen. An diesem Samstag gibt es ein Familienprogramm

Von Michael Berzl, Höhenried

Ministerpräsident Horst Seehofer wäre gerne noch einmal gekommen. Diesmal als Festredner und nicht als Patient wie vor 15 Jahren, als sich der CSU-Politiker im Rehabilitationszentrum am Starnberger See nach schweren gesundheitlichen Problemen wieder aufpäppeln ließ. Dort erholte sich der frühere Bundesgesundheitsminister von einer verschleppten Herzmuskelentzündung, die ihn fast das Leben gekostet hätte. Den Termin hatte die Staatskanzlei schon zugesagt, doch dann kam Putin dazwischen. Der bayerische Ministerpräsiden war am Freitag in St. Petersburg statt beim Jubiläum in Höhenried, wo am Freitag mit Festansprachen das 50-jährige Bestehen der Klinik gefeiert wurde. So übernahm es Ministerialdirektor Michael Höhenberger vom Familienministerium, zusammen mit anderen Rednern die Verdienste der Reha-Einrichtung in idyllischer Lage zu rühmen. Gut hundert geladene Gäste waren zum Festakt im Park gekommen.

Der Ministerialbeamte wies ebenso wie andere Redner auf den "hervorragenden Ruf" der Klinik hin, die "Pionierarbeit" leiste. Die "Vorreiterrolle" betonte auch Ivor Parvanov, Aufsichtsratsvorsitzender einer gemeinnützigen GmbH der Deutschen Rentenversicherung, der das Haus gehört. "Meilensteine in der Rehabilitation" würden dort gesetzt. Zu verdanken sei das einer "außerordentlichen Innovations- und Entwicklungsfähigkeit".

Nur der Bernrieder Bürgermeister Josef Steigenberger ließ sich von der allgemeinen Feierlaune nicht davon abbringen, etwas Wasser in den Wein zu gießen, und erinnerte an das anfangs schwierige Verhältnis zwischen Bernried und der Klinik. "Wir haben sie nicht gleich ins Herz geschlossen", sagte der Rathauschef, der für seine unverblümte Art bekannt ist. Er kann sich noch daran erinnern, wie die Gruppen von Patienten mit ihren blauen Trainingsanzügen im Dorf aufgefallen waren. Zu ernsthaften Auseinandersetzungen sei es wegen des hohen Wasserverbrauchs der Klinik gekommen; dieser Streit wurde sogar vor Gericht ausgetragen. Doch das ist schon viele Jahre her, inzwischen seien die letzten Querelen ausgetragen, sagte der Bürgermeister. Mittlerweile öffne sich die Klinik, das Schloss könne unkompliziert für Veranstaltungen genutzt werden.

Das Schloss Höhenried mit einem 88 Hektar großen Park hatte die Landesversicherungsanstalt Oberbayern 1955 von den Erben des Ehepaars Busch-Woods erworben. In einem Klinikneubau auf dem Gelände wurden 1967 die ersten Patienten aufgenommen. Professor Max Joseph Halhuber, eine international bekannte Koryphäe, war damals der erste Ärztliche Direktor. Mittlerweile werden etwa 7000 Patienten pro Jahr behandelt. Die typischen Beschwerden, von denen sie sich in Höhenried erholen, sind Herzinfarkt, Rückenschmerzen und Burnout. Zum ursprünglichen Fachgebiet der Kardiologie kamen später die Orthopädie und die Psychosomatik. Die Klinik ist mit etwa 400 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber in und um Bernried. In dem weitläufigen Gelände stehen mächtige Eichen, Lärchen und Buchen, ein imposanter Blick auf den Starnberger See ist dort zu genießen. Auch die Naturnähe wurde als wichtiger Beitrag zur Genesung gewürdigt.

An diesem Samstag geht die Jubiläumsfeier weiter mit einem Familienprogramm. Besucher können Bogenschießen, für Kindern sind Kletterwand und Hüpfburgen aufgebaut. Es gibt Informationsstände zum Thema Gesundheit, Schnupperkurse in Yoga und Nordic-Walking und einen Herz-Kreislauf-Risikoparcours. Das "Gesundheitsgespräch" des Bayerischen Rundfunks wird von 11.45 Uhr live aus Höhenried übertragen. Um 13 Uhr beginnt eine Podiumsdiskussion zum Thema "Prävention durch Bewegung und Lebensstil". Zum Abschluss findet eine Jalla-Party statt.

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