Jazz:Milder Wüterich

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Der aus Weilheim stammende Saxofonist Johannes Enders gehört mit seiner experimentierfreudigen Elektro-Jazz-Band Enders Room zu den Zugpferden im Herbstprogramm des Bosco.

(Foto: privat)

Stan-Getz-Hommage mit Enders und Beirach in Starnberg

Von Gerhard Summer, Starnberg

Seine Musik ist wunderbar leicht, ruhig und voller Gefühl, aber ihr Schöpfer Stan Getz, der vielleicht sanfteste und coolste Saxofonist der Jazzgeschichte, konnte sich übergangslos in ein Ekelpaket verwandeln. Das Heroin hatte ihn lange im Griff, vom Alkohol kam er nie so ganz los. Depressionen und ein fast schon zerstörerischer Hang zur Perfektion quälten ihn, er konnte ausrasten und neigte dann zur Gewalttätigkeit, so beschreibt es jedenfalls der Autor Donald L. Maggin in seiner Biografie. Stan Getz verprügelte schon mal einen Kellner, wenn ihm die Speisekarte nicht gefiel, er schlug seine zweite Frau Monica, bis sie blutete, oder schleifte sie an den Haaren durchs Haus. Der selbe Stan Getz wohlgemerkt, der auf der Bühne dem zauberhaften, zum Strand schreitenden "Girl From Ipanema" Gestalt gab und so lässig und unverkennbar fein spielen konnte. Maggin zitiert den Saxofonisten Zoot Sims denn auch mit den Worten: "Stan ist ein ganzes Sortiment von Menschen."

Dem Mann, der sein Gefühlsleben nicht im Griff hatte und für den die Musik so etwas wie eine rettende Insel war, ist das nächste Konzert in der Starnberger Reihe "All That Jazz" gewidmet. Tenorsaxofonist Johannes Enders aus Weilheim, einer der Großen seines Fachs, und der exzellente Pianist Richie Beirach, ein früherer Weggefährte von Getz, treten zur Hommage an. Ihr Begleiter sind der Keyboarder Jean-Paul Brodbeck, Bassist Phil Donkin und Schlagzeuger Howard Curtis, der für den ursprünglich verpflichteten Billy Hart einspringt.

Enders gilt als einer der experimentierfreudigsten Jazzer seiner Generation. Der 48-Jährige, der seit 2009 eine Professur an der Musikhochschule Leipzig inne hat, verewigte sich bisher auf mehr als 100 CDs. Er produziert Musik für Film und Fernsehen und ist in so unterschiedlichen Gruppen wie Notwist, The Flow und Henning Sieverts Blauer Reiter ein gefragter Sideman. Der Musiker, der in München, Graz und New York studiert hat, ist regelmäßig mit zwei Stammformationen zu hören: seinem Quartett mit dem Drummer Billy Hart und seinem Elektro-Jazz-Projekt Enders Room/Enders Dome. Zu seinen musikalischen Vorbildern gehören Stevie Wonder, Charlie Parker, John Coltrane und eben Stan Getz. Auch Enders pflegt einen weichen und hölzernen Ton, der eher dunkel konturiert ist.

Der Pianist Beirach hatte kurz nach seinem Abschluss an der Manhattan School Of Music im Jahr 1972 in der Stan-Getz-Band gespielt, zusammen mit dem Bassisten Dave Holland und dem Schlagzeuger Jack DeJohnette. Allerdings nur für kurze Zeit, denn schon 1973 schloss er sich Dave Liebmans Fusionformation "Lookout Farm" an. Der 68-Jährige aus Brooklyn gehört in die Reihe der wichtigen amerikanischen Jazzpianisten. Er unterrichtete 14 Jahre lang an der Musikhochschule in Leipzig und kennt daher auch Enders. Und in einer der Triobesetzungen, mit denen Beirach seit Mitte der Neunzigerjahre unterwegs ist, sitzt wiederum Billy Hart am Schlagzeug.

Das Konzert "Tribute To Stan Getz" geht am kommenden Ostersamstag, 26. März in der Starnberger Schlossberghalle über die Bühne, Beginn ist um 20 Uhr. Karten zu 19 und 23 Euro (Schüler und Studenten zehn Euro) gibt es über München Ticket (Telefon 089/54818181), den Starnberger Tourismusverband (08151/90600) und unter der Adresse www.all-that-jazz-starnberg.de.

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