Integration:Hilfreiches Lernen

Vor allem die Grund- und Mittelschulen sind gefordert bei der Integration von Flüchtlingskindern. In Förder- und Übergangsklassen sollen Deutschkenntnisse möglichst schnell erarbeitet werden

Von Lea Heinrich, Starnberg

Die Schulen im Landkreis Starnberg unternehmen große Anstrengungen, um die Flüchtlingskinder möglichst schnell zu integrieren. Dazu gehört an erster Stelle das Erlernen der deutschen Sprache. Allerdings ist die Sache nicht so einfach, wie sie sich anhört. Die Rektorin der Grundschule in der Ferdinand-Maria-Straße in Starnberg, Sonja Bode-Schuhmann, ist zwar von der erfolgreichen Integration der Kinder überzeugt, wie sie betont, aber von den 450 Schülern sind nur zwölf Flüchtlingskinder.

An Hilfen mangelt es aber nicht. Für jedes Kind, das noch große Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache hat, gibt es spezielle Fördermaßnahmen. Dies beträfe vor allem Kinder der höheren Klassen, erläutert die Schulleiterin: Erstklässer hätten es leichter, da die Buchstaben und das Alphabet auch von den anderen Kindern noch erlernt werden müssten. So könnte das Sprachdefizit relativ einfach ausgeglichen werden, nach sechs Wochen wären die Kinder schon bereit, normal am Unterricht teilzunehmen, vorausgesetzt, es liegen keine psychischen Traumatisierungen vor. Die Kinder aus den anderen Jahrgangsstufen bekommen gesonderten Sprachunterricht. Dafür kommen im Oktober zwei Lehrkräfte an die Schule, die zusammen mit sieben Ehrenamtlichen mit den Kindern Lesen und Schreiben üben.

Der Sprachunterricht findet auf einer sehr bildlichen und altersgerechten Ebene statt, zum Beispiel werden Alltagssituationen am Computer simuliert, und das Kind muss mit der Maus auf einen Gegenstand klicken, der dann in Deutsch und der Muttersprache des Kindes aufgesagt wird oder geschrieben steht, beschreibt Bode-Schuhmann den Unterricht. Unterstützt werden die Helfer von einer Jugendsozialarbeiterin und einer Heilpädagogin. Die Schulleiterin ist optimistisch, dass es von den Schülern, die Deutsch als Fremdsprache haben, auch einige auf das Gymnasium schaffen werden.

Die Mittelschule in Starnberg unterrichtet schon Flüchtlingskinder. Zur besseren Integration in das Schulsystem wird eine sogenannte Ü-Klasse angeboten. Das Ü steht für Übergangsklasse: Kinder, seien es Flüchtlinge oder Migranten, lernen den Umgang mit der deutschen Sprache, sind dort aber nur zum Übergang. Die Klassenleiterin Stefanie Stängel berichtet über verschiedene Arbeitsmethoden. Man lese Dialoge, die alltagsbezogene Vokabeln enthält. Diese werden gelernt, der Dialog in Rollenspielen durchgesprochen. Im Mathematikunterricht werde viel mit Textaufgaben gearbeitet, die helfen, den Wortschatz zu erweitern. Generell sei der Unterricht sehr fächerübergreifend gehalten, erläutert sie. Auch in anderen Unterrichtsstunden müsse das Vokabelheft immer auf dem Tisch bereit liegen. So könnten sich die 14 Schüler relativ schnell einen großen Wortschatz aneigen, und dann in normale Klassen übertreten.

Auch das Berufliche Zentrum in Starnberg hat Übergangsklassen für Flüchtlinge eingerichtet. In denen werden jene Schüler unterrichtet, die zu alt für die Mittelschule sind, aber noch Probleme mit der Sprache haben. In der Berufsschule gibt es sechs Klassen mit jeweils 20 Schülern, sodass die Schule völlig ausgelastet ist. Berufsschüler haben grundsätzlich ein Vorbereitungsjahr auf ihre Berufsausbildung, dem dann branchenabhängig weitere Ausbildungsjahre folgen. Schüler der Ü-Klassen besuchen diese idealerweise ein Jahr lang, und können im nächsten Jahr in die Berufsorientierungsklasse wechseln und den Mittelschulabschluss nachholen.

Die finanzielle Unterstützung bei den Grund- und Mittelschulen kommt vom Schulamt, das ein bestimmtes Budget hat, das von der Regierung von Oberbayerns bereitgestellt wird, um den Kindern Hilfe zur Spracherlernung anbieten zu können. Durch das Budget werden Ausländerstunden, eine spezielle Lehrerversorgung und Drittkräfte finanziert. So können Zusatzstunden im Fach Deutsch durch ausgebildete Fachkräfte angeboten werden. Dagegen wird noch kein Flüchtling am Starnberger Gymnasium oder an der Realschule Gauting unterrichtet. Der Direktor der Realschule, Manfred Jahreis, glaubt den Grund zu kennen: "An einer höheren Schule muss deutsches Sprachverständnis schon vorhanden sein, sonst können die Kinder nicht an dem komplexen Unterrichtsstoff teilhaben."

Für alle Flüchtlinge gilt Schulpflicht ab dem dritten Monat. In den Unterkünften kümmern sich Ehrenamtliche darum, dass die Kinder an den Schulen der zuständigen Kommunen gemeldet werden. 1799 Asylbewerber, davon 117 unbegleitete Minderjährige, leben derzeit im Landkreis.

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