Inning:Von Nigeria nach Inning

Flüchtlinge kommen aus zehn verschiedenen Ländern

Von Astrid Becker, Inning

Einfach nur mal in aller Ruhe Fußball spielen oder unbesorgt spazieren gehen: Was den Menschen hierzulande ganz selbstverständlich vorkommt, dürfte den Asylbewerbern, die seit dem Wochenende in Inning untergebracht sind, wie ein Geschenk des Himmels erscheinen. Bereits kurz nach ihrer Ankunft in der Mehrzweckhalle der Gemeinde, hieß der Sportverein die Flüchtlinge auf besondere Weise willkommen. Er räumte seine zwei Fußballtore aus dem Geräteschuppen und stellte sie für die Neuankömmlinge auf. Insgesamt waren am Wochenende - in drei Gruppen verteilt - 194 Menschen von München in die Außenstelle der Bayernkaserne in der Inninger Turnhalle gebracht worden.

Nach den Angaben, die dem Landratsamt vorliegen, handelt es sich um 87 Männer, 14 Frauen und 22 Familien mit 45 Kindern im Alter von vier Monaten bis 17 Jahren. Sie kommen aus unterschiedlichen Nationen, die meisten von ihnen aus Syrien (54) und Afghanistan (41). Alle anderen stammen aus Pakistan, Albanien, Eritrea, Nigeria, Senegal, Uganda, Tunesien und Jordanien. Bei acht von ihnen konnte die Staatsangehörigkeit nicht geklärt werden.

Bereits vor ihrer Ankunft hatten die Menschen einen ersten Gesundheitscheck hinter sich. Nun sollen sie bis Freitag noch einmal genauer untersucht werden. Diese Aufgabe hat das Kreisklinikum Starnberg übernommen. Ein Team aus zehn Ärzten und Pflegekräften werden für die meisten der nötigen Untersuchungen nach Inning kommen - wie zum Beispiel für Blut-, Urin- und Stuhlproben. Zum Röntgen allerdings müssen die Flüchtlinge - mit Ausnahme von Schwangeren und Kindern im Alter von unter zehn Jahren - nach Starnberg gebracht werden. Diese Fahrten wird die Bereitschaft des Bayerischen Roten Kreuzes organisieren.

Unterdessen haben auch die Inninger Kontakt zu den Asylbewerbern aufgenommen, seine eigentliche Arbeit wird der Helferkreis dort wohl aber erst nach den Untersuchungen aufnehmen können. Etwa 70 Inninger haben sich bereit erklärt, sich für die Flüchtlinge zu engagieren - auf ganz verschiedenen Ebenen: im Deutschunterricht, der laut Gemeinde bereits organisiert wird und in kleineren Modulen stattfinden soll. "Dabei wird es erst einmal um Alltagsbegriffe gehen, denn wir wissen ja nicht, wie lange die jeweiligen Flüchtlinge bei uns bleiben werden", wie Anja Wagatha sagt, die beim Helferkreis die Öffentlichkeitsarbeit übernommen hat. Hilfe können die Flüchtlinge von Inningern auch bei Behördengängen und bei der Gestaltung ihrer Freizeit erwarten - oder auch in der Organisation von Fahrrädern oder anderen Dingen, die sie dringend benötigen. Dafür muss allerdings erst einmal geklärt werden, um was es sich dabei handelt. Vorher, und darauf weisen Helferkreis wie Landratsamt hin - habe es keinen Sinn, Sachspenden dort in der Halle abzugeben: "Eine Hilfe ist das nur, wenn man weiß, was man braucht. Alles andere ist gut gemeint, aber nicht zielführend", sagt der Sprecher der Kreisbehörde, Stefan Diebl.

Was der Helferkreis aber bereits gesammelt hat, sind Kinderkleider und Flipflops, weil daran offensichtlicher Mangel bestand. Der Verein "Refugees online" aus Gilching hat zudem noch einen sicheren Wlan-Zugang installiert, der den Flüchtlingen den Kontakt zu ihren Angehörigen ermöglichen soll.

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