Inning:Salami-Taktik im Dönerstand

Inning: Wenn es nach dem Inninger Gemeinderat geht, wird Kales Imbiss an der Herrschinger Straße schon bald nicht mehr existieren. Das Gremium lehnte einen nachträglich eingereichten Bauantrag dafür ab.

Wenn es nach dem Inninger Gemeinderat geht, wird Kales Imbiss an der Herrschinger Straße schon bald nicht mehr existieren. Das Gremium lehnte einen nachträglich eingereichten Bauantrag dafür ab.

(Foto: Arlet Ulfers)

Aus einem mobilen Verkaufsstand wird nach und nach eine Imbissbude mit Holzfassade. Jugendliche holen sich dort gerne eine Brotzeit, doch dem Inninger Gemeinderat reicht es jetzt

Von Astrid Becker, Inning

Vor allem die Jugend Innings dürfte die jüngste Entscheidung des Gemeinderats hart treffen: Das Gremium leitete in seiner jüngsten Sitzung den Abriss einer bei vielen jungen Bürgern beliebten Imbissbude in die Wege. Die Betreiber hatten ihren Stand ohne Genehmigung erweitert und einen entsprechenden Antrag erst nachträglich gestellt. Dieses Vorgehen wollte sich der Gemeinderat offenbar nicht gefallen lassen.

Genau genommen handelt es sich bei dem Imbiss Kale an der Herrschinger Straße, der seit Jahren in Inning eine Institution ist, um einen Schwarzbau. Zumindest mittlerweile. Ursprünglich hatten die Betreiber ihre Döner, Hamburger und Pizzen aus einem mobilen Wagen heraus verkauft. Der war Bürgermeister Walter Bleimaier zufolge nicht genehmigungspflichtig. Doch dann wurde der Wagen durch zwei Container ersetzt. Die Betreiber versteckten sie zunächst hinter einer Holzverschalung. Später wurde diese wiederum durch eine ordentliche Fassade nebst Eingangstür ersetzt. Auch das Essensangebot wurde ständig erweitert. In seiner Sitzung musste sich der Rat jetzt mit dem dafür nötigen Bauantrag befassen. Genauer gesagt ging es darin um die "Errichtung eines stationären Imbissbetriebes" auf 27,5 Quadratmeter Fläche, der sechs Stehplätze aufweisen sollte.

Für den Gemeinderat ist damit das "Maß überschritten", wie die recht einhellige Meinung lautete. Für die Imbissbude, die einzelne Kommunalpolitiker sogar als "Schandfleck" betrachten, lag offenbar noch nie ein Bauantrag vor. Zumindest war er dem Vernehmen nach nicht auffindbar. Das Bauamt forderte daher den Betreiber auf, einen Antrag nachzureichen. Damit ließ der sich offenbar mehr als ein Jahr Zeit. Zudem zeigte der nachgereichte Plan dann etwas, was wohl der Hauptgrund für die Gemeinderäte war, das Ansinnen rundweg abzulehnen: Der Imbiss, den der jetzige Betreiber erst vor vier Jahren übernommen hatte, steht mitten auf ausgewiesenen Stellplätzen für Autos und direkt vor zwei angrenzenden Garagen. Die eine wird von einem Fußbodenverleger als Lager genutzt, die andere ist an einen Arzt vermietet, der, so die Meinung im Rat, in einem Notfall jederzeit ein- und ausfahren können muss. Wenn dort darüber hinaus noch Autofahrer parkten, um sich ihr Essen abzuholen, wäre der direkte Zugang versperrt, lautete ein Kritikpunkt an den Plänen.

Vize-Bürgermeisterin Monika Schüßler-Kafka stieß sich an dieser Art der Essenskultur. Jede Gaststätte werde "x-mal" geprüft, ein Imbiss aber nicht. Werner Huttner, der für das Thema Fremdenverkehr zuständig ist, monierte, dass "bei jedem anderen bei einer Abweichung sofort der Bau eingestellt" werde. Dritter Bürgermeister Hubert Vögele sieht den Fall gelassener: "Er wäre ja dumm, wenn er es nicht probieren würde."

Allerdings kann das Ganze nun fatale Folgen haben: Denn das Nein des Gemeinderats bedeutet den Abriss der Imbissbude. Zumindest theoretisch. Denn das Starnberger Landratsamt muss nicht der Auffassung des Inninger Gremiums folgen und könnte die Bude doch noch nachträglich genehmigen. Für den Betreiber liegt in der Kreisbehörde nun die letzte Chance: Er hat angeblich sein ganzes Geld in den Imbiss investiert.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: