Inning:Pop mit Projektion

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Amüsant und aufschlussreich: die Band "Inside Projekt" spielt in Inning. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

"Inside Projekt" covern Songs von Sting und zeigen Comics dazu

Von Armin Greune, Inning

Einen Zeichentrickfilm zu klassischer Musik zu komponieren, ist seit "Fantasia" ein alter Hut. Und die Idee, Comic-Strips mit Rockmusik zu unterlegen, wurde schon 1981 im Streifen "Heavy Metal" aufgegriffen. Aber das Konzept, bildreiche Texte eines Popmusikers mit der Projektion von Cartoons und Comiczeichnungen zu kombinieren, ist neu. Der Münchner Singer-Songwriter Alex Sebastian hat dieses Prinzip mit der Band Inside Projekt umgesetzt, um seinem Idol Gordon Sumner zu huldigen: "Sting Illustrated" heißt das amüsante und aufschlussreiche Programm, das nun zum zweiten Mal im Inninger Spectacel aufgeführt wurde.

Die Entstehungsgeschichte des Projekts klingt ein wenig kurios: Trotz der doch sehr handfesten Kunstgattungen Zeichnen und Live-Musizieren wuchs es erst einmal nur virtuell. Die Auswahl des Illustrators Dennis Hauck und die Zusammenarbeit an den Storyboards erfolgte ausschließlich über Internet und Telefon zwischen München und Rheinland-Pfalz: "Persönlich haben wir uns das erste Mal bei der Premiere kennengelernt", sagt Sebastian. Das war heuer am 5. Juni anlässlich des Comicfestivals München - und dennoch war die Show bereits vor einem Jahr im Spectacel zu sehen. Diese Vorpremiere - eine von sieben - war rätselhafterweise wesentlich besser besucht als jetzt die zehnte Vorstellung, zu der sich nur etwa 30 Gäste einfanden. Schade, denn sowohl das Konzert als auch die originellen Zeichnungen hätten ein größeres Publikum verdient.

Zu den Songs gibt es entweder einzelne Cartoons oder ganze illustrierte Erzählungen zu sehen. In den bunten, mit übertriebenen Perspektiven dynamisierten Bildern finden sich oft witzige Details: Zu Stings Arche-Noah-Story "Rock Steady" etwa kleben zwei kartenspielende Geckos an der Wand, im Eifersuchts-Drama "Seven Days" spielt die Strichmännchen-Karikatur des Musikers erst mit dem Neandertaler-Nebenbuhler Scrabble und ergeht sich dann in Fantasien, wie er den Rivalen an jedem Wochentag mit einem anderen Mittel um die Ecke bringt. Und zu "King of Pain" verdreht Stings Frau Trudie Styler die Augen, weil dessen depressiver Charakter ihn immer ein Haar in der Suppe finden lässt. Zwischen den Songs steuert Sebastian interessante Details zur Biografie des "Police"-Bassisten bei. Wer weiß schon, dass "Walking on the Moon" in einer beschwipsten Nacht in einem Münchner Hotelzimmer entstand und der Titel der Erkenntnis entsprang, dass sich "Walking in the Room" nicht halb so spannend anhört?

Für den musikalischen Part hat Sebastian Vollprofis zur Seite, die auch in ihren Soli aufhören lassen: Bassist Joe Warrlich und Gitarrist Enrico Coromines brillieren in einer jazzigen "Roxanne"-Version, der vielseitige Keyboarder Oliver Hahn erntet bei "Moon Over Bourbon Street" zu Recht Szenenapplaus. Ab und zu wagt es Inside Project auch, ziemlich eigenständige Coverversionen zu präsentieren. So verpasst die Band "Every Breath You Take" ein neues Arrangement, das dieses scheinbar harmlose Liebesliedchen als finstere Stalker-Vision entlarvt: Es beginnt mit einem spannungsgeladenen Schlagzeugsolo von Manni Müller, das prägnante Gitarrenriff taucht erst spät auf. Sebastian trägt den Text als düsteren Blues vor, um die Besessenheit des Verlassenen wiederzugeben. Er macht aber auch aus der Not eine Tugend, denn das Volumen seiner ausdrucksstarken Stimme kommt gerade in den Höhen längst nicht an das Original heran. Aber nur in wenigen Partien tritt dieses Defizit störend in den Vordergrund - etwa im schmalztriefenden "Fields of Gold", wo der banale musikalische wie textliche Inhalt nur durch Stings charakteristischer Kopfstimme erträglich wird.

© SZ vom 23.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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