Inning:Neuralgische Punkte

Inning stellt Verkehrsgutachten vor - kaum Chancen für Tempo 30

Von Astrid Becker, Inning

Was lange währt, wird endlich gut - oder auch nicht: Das Verkehrsgutachten, mit dem die Gemeinde den Münchner Planer Paul Bickelbacher beauftragt hatte, wurde lange Zeit sehnsüchtig erwartet und liegt nun vor. Am Donnerstag wurde es im Verkehrsausschuss vorgestellt. Auf dieser Basis sollen nun die Inninger in einer zweiten Bürgerwerkstatt im Juni noch einmal über mögliche Verbesserungen im Hauptort und den Ortsteilen diskutieren. Auch der Gemeinderat will sich dem Vernehmen nach dazu noch einmal in Klausur begeben. Eines allerdings zeichnet sich schon jetzt ab: Der Wunsch vieler Bürger nach einer Reduzierung der zulässigen Geschwindigkeit auf der Ortsdurchfahrt auf Tempo 30 wird sich wohl nicht erfüllen lassen.

So manches, was der Planer schon einmal im vergangenen Jahr nach einer ersten Bestandsaufnahme dem Gemeinderat vorstellte, findet sich nun auch im endgültigen Gutachten wieder. So zum Beispiel der Fokus, den Bickelbacher in den Mittelpunkt seiner Untersuchungen auftragsgemäß legt: auf die Verbesserungen für Fußgänger und Radler. Nicht zu kurz kommt allerdings auch das Verkehrsaufkommen, unter dem vor allem die Bewohner des Hauptortes Inning zu leiden haben. Dieser Punkt hatte in der Gemeinde in der Vergangenheit immer wieder zu Streitigkeiten geführt. So hieß es vor allem seitens der Befürworter einer Entlastungsstraße, dass das Verkehrsaufkommen und Lösungen dafür in der Auftragsvergabe an Bickelbacher kaum berücksichtigt worden seien. Im Gutachten selbst hat der Planer jedoch vieles eingearbeitet, was in der Zwischenzeit geschehen ist - wie die erneut in einem Bürgerentscheid abgelehnte Umgehung oder auch die vielen neuralgischen Punkte in der Gemeinde, die sich bei einem Inklusionsspaziergang im April 2015 für Menschen mit Handicap herausgestellt hatten: beispielsweise nicht zugängliche Gehsteige und Läden an der Mühlstraße oder unebene und zu schmale Bürgersteige. Eingang fand aber auch ein bereits vor Jahren erstelltes Gutachten zur Verkehrsmenge in Inning. Demnach sind hier, vor allem im Bereich der Durchfahrt, knapp 11000 Autos pro Tag unterwegs, nur südlich der Schornstraße/Obere Mühle sind es etwas weniger: die Rede ist von 9100 Fahrzeugen. An Ausflugssonntagen oder bei Umleitungen auf der Autobahn können es jedoch weitaus mehr sein.

Wie es heißt, beschäftigt dieses Thema derzeit auch wieder die Verlierer des Bürgerentscheids. Sie sollen derzeit eigene Verkehrszählungen anstellen. Auf der Internetseite von Pro Inning ist jedenfalls zu lesen, dass sich seit dem für sie verlorenen Entscheid Ende Januar nichts in Inning getan habe. Kritisiert wird beispielsweise, dass ein Beginn der Planungen für eine Sanierung der Ortsdurchfahrt nicht abzusehen sei. Ganz richtig ist dies allerdings nicht. Denn Bürgermeister Walter Bleimaier hatte stets betont, die Ergebnisse des Gutachtens abwarten zu wollen, damit diese in Planungen einfließen könnten. Er kündigte auch bereits an, ausführliche Gespräche mit den zuständigen Behörden führen zu wollen. Dabei wird es wohl auch um Tempo 30 gehen, das von vielen Inningern für ihre Hauptstraße gefordert wird - und für das nun die Bürgerinitiative für Innings Zukunft, die gegen eine Umfahrung gekämpft hatte, nun übergangsweise in einer freiwilligen Aktion wirbt.

Wünschenswert nennt auch Paul Bickelbacher in seinem Gutachten die flächenhafte Einführung von Tempo 30 im Ort. Für durchsetzungsfähig hält er dies offenbar aber nur für die Straßen abseits der Ortsdurchfahrt. Für letztere besitzt die Gemeinde kaum Entscheidungsbefugnis, weil es sich bei ihr um eine Staatsstraße handelt. Die Verkehrsbehörden stünden in solchen Fällen Tempo 30 grundsätzlich ablehnend gegenüber, weil sie der zügigen Durchfahrt für die Autos Priorität einräumten, schreibt der Planer nun auch in seinem Gutachten. Seiner Einschätzung nach müssten nun bei der Ortsdurchfahrt andere Maßnahmen ergriffen werden, die für die Behörden akzeptabel sein könnten und sich geschwindigkeits- und auch lärmreduzierend auswirkten: der Einbau von Mittelinseln und Querungshilfen etwa oder auch die optische Verschmälerung der Fahrbahn durch seitliche Farbstreifen. Dies hatte er übrigens bereits 2015 im Rahmen seiner Bestandsanalyse vorgeschlagen.

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