Inning:Musikalische Reise im Flugzeugsitz

Inning Spectacel Jazz-Konzert

Conny Merritt und ihre Musiker spielen auch noch in anderen Bands. Dem Inninger Spectacel halten sie seit langem die Treue.

(Foto: Treybal)

Die Sängerin Conny Merritt und ihre Band "Four More" überzeugen im Spectacel mit einer Hommage an die Vergangenheit

Von Patrizia Steipe, Inning

Die Reise beginnt in einem Flugzeugsitz und dauert nicht länger als einen Wimpernschlag. Plötzlich befindet man sich in einer kleinen Kellerkneipe. Die Einrichtung besteht aus Sammlerstücken aus längst vergangenen Zeiten. Stammgäste sitzen auf ihren Lieblingsplätzen an kleinen Tischen mit Kerzenlicht und Sicht auf die Bühne. Diese befindet sich auf gleicher Ebene mit den Gästen. Das Wohnzimmerfeeling wird durch den bunten Teppich verstärkt, auf den Sängerin Conny Merritt und ihre vier Musiker ihre Instrumente aufgebaut haben.

Tatsächlich aber hat man im alten, zum Loungesessel umfunktionierten Flugzeugsitz weder Zeit noch Raum durchquert. Noch immer befindet man sich im ehemaligen Haus der Vereine, im Inninger Spectacel. Die Musikkneipe hat sich durch ihren Pächter Martin Dybowski vom Funktionsraum längst in eine originelle Kulturbühne verwandelt. Regelmäßig organisiert Paul Elsberger am Mittwoch und am Freitag Live-Konzerte. Neben arrivierten Künstlern treten Newcomer auf, die hier eine Chance bekommen, sich dem Publikum zu präsentieren.

An diesem Abend gehört die Bühne Conny Merritt & Four More". Die Münchner Sängerin ist bereits als Studentin an der New Jazz School München bei Dybowski aufgetreten. Damals betrieb er noch das Bauernbäck in Gilching. Wie viele andere Künstler ist die Musikerin ihm treu geblieben. Wenn Konzertorganisator Elsberger anklopft, bekommt er selten einen Korb. Die Künstler schätzen das Spectacel-Publikum, das Bands nicht durch lautes Geplapper zur Hintergrundmusik degradiert. Es sind Musikkenner, die nach gelungenen Soli anerkennend klatschen, nach Zugaben verlangen und die Konzerte mit rhythmischen Kopfnicken und Fußwippen begleiten. Newcomer sind Conny Merritt und ihre Musiker freilich nicht. Alle sind in der Szene bekannt, spielen in mehreren Bands. Die Vokalistin nutzt ihre Stimme als Instrument, das sanfte Sehnsuchtstöne genauso wie lautes Röhren im Repertoire hat. Die junge Sängerin stand zwar im Mittelpunkt, konnte sich aber zurücknehmen und den Musikern ihre persönliche Show bei den Jazz-Soli überlassen. Zum Beispiel Erich Lutz am Saxofon. Seine locker-flockigen Improvisationen ergänzten die Blues-stimme von Merritt hervorragend. Bernd Huber hat Jazz- und klassische Gitarre studiert. Auf der E-Gitarre spielte er schwierigste Läufe mit einer ungeheuren Leichtigkeit. Lorenz Huber hat an der Hochschule in Würzburg studiert. Sein Instrument ist die Bass-Gitarre, auf der er einiges mehr beherrschte als bloß Begleitakkorde zu schrammeln. Und dann gab es noch Schlagzeuger Reinhold Kampferseck, der dem Ganzen mit viel Pep den richtigen Rhythmus verpasste. Lyrische, funkige Songs und Jazz Tunes standen an diesem Abend auf dem Programm. Darunter Standards wie "Mercy, Mercy, Mercy", dem Überraschungshit von Joe Zawinul aus den 1960-er Jahren, den "One Note Samba" mit seinem persistierendem Beat, "Just squeeze me" von Duke Ellington und das grandiose "Sittin' on the Dock of the Bay", der Hommage von Otis Redding an ein lässiges Lebensgefühl, die die Band mit einem leidenschaftlichen Crescendo intonierte. Übrigens: Erich Lutz und Reinhold Kampferseck treten bereits am Freitag, 27. Mai, 20 Uhr, wieder im Inninger Spectacel auf und zwar mit der Formation "Alabaster".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: