Windräder:Grafrath bereitet Klage vor

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Die Nachbargemeinde wendet sich gegen die Inninger Windräder, die nördlich der Lindauer Autobahn entstehen sollen.

Von Astrid Becker, Inning

Grafrath strebt offenbar eine Popularklage gegen Inning an. Hintergrund sind die Auseinandersetzungen der beiden Gemeinden um die drei Windkraftanlagen, die nördlich der Lindauer Autobahn entstehen sollen. Der geplante Windpark liegt zwar auf Inninger Gebiet, grenzt aber unmittelbar an Grafrath und Etterschlag. Entsprechend groß ist der Widerstand, der sich dort gegen den Bau regt. Unterstützt wird er vom CSU-Landtagsabgeordneten Alex Dorow aus dem dortigen Stimmkreis.

Auch in Inning selbst ist der Standort für die Windräder umstritten. Deshalb hatte sich der dortige Gemeinderat auf einen Bürgerentscheid verständigt. Während Bürgermeister Walter Bleimaier davon ausgeht, dass die Einwohner seiner Gemeinde die Windräder am 8. Februar ablehnen werden, befürchtet man in Grafrath das Gegenteil. Deshalb lässt die Gemeinde dort nun prüfen, welche Möglichkeiten sie hat, die Windräder im Falle eines positiven Entscheids der Inninger doch noch verhindern zu können.

Gewichtiges Argument in den Streitigkeiten dürfte der Artenschutz sein, der, so heißt es aus Grafrath, keinerlei Beachtung finde - nicht einmal in der Frage, die den Inningern im Februar gestellt werde. Wie berichtet, wird sie lauten: Sind Sie dafür, dass im Gemeindegebiet von Inning nördlich der Bundesautobahn A 96 und innerhalb der Konzentrationsfläche des südlichen Teilflächennutzungsplans (Windkraft) bis zu drei Windenergieanlagen errichtet werden, sofern 1) die Wirtschaftlichkeit gegeben ist, und 2) die Gemeinde Inning die Windenergieanlagen unter finanzieller Beteiligungsmöglichkeit der Bürger betreibt?

"Die Tatsache, dass dort schutzbedürftige Vogelarten nachgewiesen wurden, die Fläche also eine Tabuzone für Industrieanlagen ist, wurde hier verschwiegen", sagt beispielsweise der Grafrather CSU-Gemeinderat Gerald Kurz, der auch die dortigen Windkraftgegner vertritt. Er beruft sich auf eine Langzeitstudie über mehr als zwei Jahre, die die Bürgerinitiativen aus Grafrath und Etterschlag gemeinsam in Auftrag gegeben hatten. Darin werden unter anderem im Waldgebiet am Martinsberg der geschützte Rote Milan und der Wespenbussard nachgewiesen. Diese Studie, so heißt es auch in einem Schreiben des Innenministeriums an den Anwalt der Windkraftgegner, müsse von Inning berücksichtigt werden. Das Landratsamt habe die Gemeinde auch bereits Anfang November darauf hingewiesen. Bislang, so Kurz, seien diese ökologischen Bedenken jedoch in Inning nicht thematisiert worden. Zudem seien Windräder an diesem Standort unwirtschaftlich. Auch dies sei der Gemeinde durch Musterrechnungen des Herstellers Enercon bekannt. Demnach muss Inning mit einem Minus von etwa 100 000 Euro pro Jahr rechnen.

© SZ vom 03.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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