Bürgerentscheid in Inning:Die Windräder geknickt

Inning Bürgerentscheid RH

Schnell war klar: Das Ratsbegehren ist gescheitert, da half auch heitere Windrad-Werbung nichts.

(Foto: Georgine Treybal)

Beim Inninger Bürgerentscheid am Sonntag sprechen sich fast 54 Prozent der Wähler gegen die geplanten Anlagen aus, nur 46 Prozent stimmen mit Ja. Die Gegner des Projekts jubeln, die Befürworter sind konsterniert.

Von Christine Setzwein, Inning

Kurz bevor das Ergebnis feststand und nur noch die Briefwähler ausgezählt werden mussten, sprach Bürgermeister Walter Bleimaier noch von einem Kopf-an-Kopf-Rennen. Ein paar Minuten später stand es fest: In Inning werden keine Windräder gebaut, das Ratsbegehren ist gescheitert. 1686 Stimmen waren abgegeben worden. Da entspricht einer Wahlbeteiligung von 49 Prozent. "Sind Sie dafür, dass im Gemeindegebiet von Inning nördlich der Bundesautobahn A 96 und innerhalb der Konzentrationsfläche des südlichen Teilflächennutzungsplans (Windkraft) bis zu drei Windenergieanlagen errichtet werden, sofern 1) die Wirtschaftlichkeit gegeben ist, und 2) die Gemeinde Inning die Windenergieanlagen unter finanzieller Beteiligungsmöglichkeit der Bürger betreibt?" Über diese Frage galt es am Sonntag abzustimmen. 779 Inninger kreuzten Ja an (46,2 Prozent), 907 waren dagegen (53,8 Prozent). "Damit ist das Projekt gestorben", sagte der Bürgermeister. Sehr zur Freude des Grafrather Rathauschefs Markus Kennerknecht und des dortigen CSU-Ortsvorsitzenden und Gemeinderats Gerald Kurz, die extra ins Inninger Rathaus gekommen waren.

Es war spannend bis zum Schluss. Vor allem die Gegner der geplanten Windkraftanlagen hatten bis zuletzt gekämpft. In Inning selbst war das die Bürgerinitiative für Innings Zukunft (BIZ). Die Gruppierung, die aus dem Stand drei Gemeinderatssitze gewinnen konnte, hatte an alle Haushalte Flyer verteilt. Darin bezweifelten sie die Wirtschaftlichkeit von Windrädern auf dem Martinsberg und fragten, warum nicht auf die Belange von Etterschlag und Grafrath Rücksicht genommen wird: "Will die Gemeinde Inning den Zorn der Nachbargemeinden auf Jahrzehnte?" Die BIZ wies außerdem erneut auf das Gutachten des Münchner Büros GFN hin. Darin bezeichnet der Diplom-Biologe Bahram Gharadjedaghi das gesamte Gebiet in Sachen Windkraftnutzung als "sehr konfliktträchtig". Große Teile des untersuchten Gebiets seien wegen der Nähe zu den Nistplätzen und Jagdgebieten von Rotmilan & Co. sogar "Tabuflächen" für Windräder. Das Gutachten hatte die "Interessengemeinschaft (IG) Windrad-Kessel Etterschlag" in Auftrag gegeben und bereits 2013 vorgestellt. Die IG Etterschlag und Bürgerinitiativen in Mauern, Kottgeisering und Grafrath mit dem CSU-Mann Kurz an der Spitze hatten bis zuletzt versucht - unter anderem mit Zeitungsanzeigen und auf Facebook -, die Inninger auf ihre Seite zu ziehen.

Zum Bürgerentscheid war es gekommen, weil der Gemeinderat Inning im vergangenen November ein Ratsbegehren beschlossen hatte. Bürgermeister Walter Bleimaier (CSU) wollte zuerst die Bürger abstimmen lassen, bevor die gemeinsame Planung mit den Stadtwerken München überhaupt vorangetrieben werde. Drei Windräder waren auf der Konzentrationsfläche im Norden Innings geplant.

Von den Befürwortern der Windanlagen war vor dem Bürgerentscheid wenig bis gar nichts zu hören. Die Grünen sind zwar für die Energiewende und für Windkraft, wollten laut Barbara Wanzke aber vor dem Entscheid keinen Einfluss auf die Meinung der Bürger nehmen.

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